BSC Preußen II - Frankonia Wernsdorf 4:3 (0:2)
0:1 Panjas
0:2 ?
1:2 Kühne
2:2 Kühne
3:2 Schult
4:2 Klein
4:3 Panjas
Vom Unterhaltungsfaktor musste sich die heutige Begegnung in Mahlow wahrlich nicht vor der Bundesliga-Partie in Augsburg verstecken. Ob man die Gründe dafür an jedem Wochenende auf dem Rasen sehen will, ist eine andere Frage - aber erstmal von vorne. In der Anfangsphase passierte erstmal nicht besonders viel. Die Gastgeber taten sich in neuer Formation etwas schwer und Wernsdorf konnte sich nach und nach die ersten besseren Chancen erspielen. Dabei war die Taktik klar erkennbar: Nach Ballgewinn schnell und flach in die Schnittstellen der Blankenfelder Abwehr spielen, die sich oft noch auf Höhe der Mittellinie befanden, und so die Schnelligkeitsvorteile der beiden Stürmer möglichst oft ausspielen. Aus dem 4. Angriff dieser Art resultierte schließlich die verdiente Führung der Gäste durch Panjas.
Nachdem mehrere Chancen gleichen Kalibers liegengelassen wurden und man sich aus Sicht der Gastgeber glücklich schätzen konnte, noch im Spiel zu sein, war es ausgerechnet ein ausgesprochen harmloser Distanzschuss, der den Wernsdorfern das 2:0 bescherte. Dennoch wurde das Angriffsspiel der Preußen zunehmend besser. Etwa 10 Minuten vor dem Halbzeitpfiff musste Patrick Engelmann angeschlagen vom Feld und Patrick Schulz brachte etwas mehr Struktur in die Offensive. Dennoch konnte bis zur Pause keine wirklich nenneswerte Chance mehr herausgespielt werden. Das sollte sich nach dem Seitenwechsel ändern.
Die Kabinenansprache schien gewirkt zu haben, denn der Tabellenzweite kam deutlich engagierter auf den Platz zurück. Das Pressing funktionierte und im Angriff kamen endlich die ersten brauchbaren Spielzüge zustande. In der 50. Minute dann der lange Ball an den Strafraum, Kühne nutzt den ihm gewährten Freiraum, nimmt mit der Brust an und trifft per Seitfallzieher über den zu weit vor dem Tor stehenden Keeper zum Anschlusstreffer. Nur 1 Minute später trifft Patrick Schulz sogar zum vermeintlichen Ausgleich, jedoch aus klarer Abseitsstellung. Hier mag die Entscheidung gestimmt zu haben, generell hatte das Schiedsrichtergespann heute aber große Probleme mit der Abseitsregelung. Das 2:2 ließ dennoch nicht lange auf sich warten. Etwa 15 Minuten nach Wiederanpfiff bekommen die Gastgeber einen Freistoß rechts vom Strafraum zugesprochen, Patrick Schulz findet Fabi Kühne und der köpft perfekt zum Ausgleich ein. In dieser Phase des Spiels kam von den Gästen so gut wie überhaupt nichts mehr.
Dann der Aufreger des Spiels. Nach einer Blankenfelder Ecke ist der Torwart schon geschlagen, lediglich der Wernsdorfer Spieler am Pfosten kann das Tor noch verhindern. Beim Versuch, den Ball mit dem Fuß zu stoppen, rutscht er nach hinten und stoppt die Kugel im Sitzen schlichtweg mit der Hand. Klarer Fall: Rot und Elfmeter. Dachten zumindest alle. Nur die Unparteiischen nicht. Ab diesem Punkt entglitt den Männern in blau das Spiel entgültig. Ungesehen Tätlichkeiten, falsche Foulentscheidungen, nicht gegebene Karten. Das Spiel wurde hektischer. Da die Gäste sich nun jedoch vornehmlich darauf konzentrierten, sich über jegliche dieser Entscheidungen aufzuregen, nahm das Übergewicht der Blankenfelder immer mehr zu. Schließlich ist es Abwehrchef Basti Schult, der sich ein Herz fasst und aus vollem Lauf aus gut 25 Metern die Wernsdorfer Hoffnungen auf einen Punktgewinn zlatanisiert. Vollspann, perfekt getroffen, genau in den Winkel. Alter Schwede.
Die Frankonia, augenscheinlich total demoralisiert, wirkte in den Folgeminuten trotzig wie ein Bambinitrupp. Man hatte beinahe den Eindruck, die Gäste legten es drauf an, den Schiedsrichter zu Entscheidungen gegen sie zu zwingen. Oder die Roten hatten spontan die Sportart gewechselt. So wurde ein weiterer Handelfmeter für die Preußen nicht gepfiffen; ein Abwehrspieler schmiss sich, im Irrglauben gefoult worden zu sein, in bester Olli-Kahn-Manier beidhändig auf den Ball (wohlgemerkt nur hauchdünn außerhalb des eigenen Sechzehners) und ein vielversprechender hoher Pass in den Lauf von Pascal Klein wurde kurzerhand weggefaustet. Das sorgte zwar für Gelächter auf der Tribüne, sicher aber auch für die ein oder andere ratlose Mine auf der Wernsdorfer Trainerbank.
Die dürfte es auch in der spielentscheidenden Szene gegeben haben. Nach Ecke der Gäste wird der schnelle Konter durch ein taktisches Foul an der Mittellinie gestoppt. Die Frankonia, längst nur noch im Rudel unterwegs, war umgehend an der Seite des Spielleiters, der zudem gerade die fällige gelbe Karte zücken wollte. Abwehrmann Drebinger erkannte die Situation, nahm sich den Ball und schickte Pascal Klein Richtung Tor, der problemlos den Gästekeeper umkurvte und zum 4:2 einschob. Wohl eine Szene, in der 99% der Schiedsrichter die Blankenfelder zurückgepfiffen hätte, zumal der Ball beim Freistoß keinesfalls ruhte.
Spannend wurde es trotzdem noch. Verteidiger Bialon ließ sich scheinbar vom Handballfieber der Gegner anstecken und so bekamen ironischerweise nun die Wernsdorfer den Strafstoß, der vorher auf anderer Seite fällig gewesen wäre. Panjas ließ sich nicht lange bitten und traf sicher zum Anschlusstreffer. Mehr passierte jedoch nicht mehr. Was fehlte noch? Na klar, die obligatorische rote Karte. Die gab es heute für Kapitän André Schulz, der nach wiederholtem Foulspiel ca. 10 Minuten früher in die Kabine geschickt wurde.
Abschließend: Ein Sieg für die Moral. Gut zu sehen, dass man nach anfänglichen Schwierigkeiten und Rückstand immer noch in der Lage ist zurückzukehren und sich auch von seltsamen Schiedsrichterentscheidungen nicht zu sehr ablenken lässt. Einen Dank noch nach Ragow für die erneute Tabellenführung!