Sicherlich ist das nachstehende und aus dem privaten BFC-Fan-Forum original entnommene Interview mit dem BFC-Präsidenten Mario Weinkauf ganz interessant!
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BFC Online: Wie ist inzwischen die Sachlage mit dem Logo? Gibt es Gespräche darüber, hat der Verein die Chance, das Logo zurück zu bekommen. Dies ist nötig, da sich die Fans mit einem neuen Logo wohl nie anfreunden würden.
Mario Weinkauf: Wunder soll es ja immer wieder geben, jedoch hat niemand aus dem Vorstand ernsthaft geglaubt, daß aus Anlass des 40.ten Geburtstages der Verein die Rechte als Geschenk zurück erhält.
Daher haben wir die Angelegenheit sachlich und rechtlich prüfen lassen. Die Chancen stehen gut, allerdings auch verbunden mit einer zeitlichen
Komponente, die man einplanen muss. Der Verein benötigt jedoch jetzt und nicht erst in zwei oder drei Jahren die Einnahmen aus dem Merchandising. Das ist, muss man nüchtern feststellen, ein wesentlicher Bestandteil, um dauerhaft erfolgreich wirtschaften zu können. Hier gehen wir vorsichtig von minimum 5.000 € monatlich aus, eher mehr, wie unsere Rückfragen bei vergleichbaren Vereinen ergaben.
Was wir momentan aus diesem Bereich entsprechend der laufenden Vereinbarung von den Rechteinhabern erhalten, das ist nicht mal der berühmte Tropfen auf den heissen Stein. Daher bemühen wir uns um eine kurzfristige Lösung, es laufen aktuell Gespräche über die Anwaltskanzlei der Rechteinhaber, wir haben offiziell Kaufabsicht signalisiert, übrigens als erster Vorstand überhaupt. Die Rechteinhaber zieren sich momentan noch, eine realistische Zahl als Verhandlungsgrundlage zu nennen. Das hält den Prozess gegenwärtig zeitlich nur auf und zieht ihn unnötig in die Länge. Falls kurzfristig keine Einigung zu erzielen ist, werden wir zusätzlich zu dem alten ein neues Logo einsetzen und mit einer eigenen Vermarktung in geeigneter Form beginnen: der BFC besitzt dann ein Traditionslogo und quasi ein Zweitlogo. Andere Vereine machen das vor: Hertha oder Karlsruhe - und es wird akzeptiert. Warum soll das bei uns nicht funktionieren?!
BFC Online: Wie kommt es, daß der Kurier Nazis und Hools in einen Topf wirft? Zwei völlig verschiedene Dinge. Ein Großteil der Fans wünscht sich genauso wie der Präsident keine rechten Parolen im Stadion, da gehen viele mit, aber ein Hool Problem? Und was heißt "Raus". Dies kommt bei nicht wenigen Fans negativ an. Wie ist das gemeint und um wem geht es bei solch einer Aussage?
Mario Weinkauf: Zunächst einmal muss man Herrn Baingo, übrigens ein sehr erfahrener Journalist, der einst für das Sportecho und die DDR-FuWo schrieb und jetzt beim Kurier für die Bundesliga und Nationalmannschaft zuständig ist, eine gewisse gestalterische Freiheit zugestehen. Auch der Kurier ist nur eine von vielen Boulevardzeitungen, die von aufreisserischen Überschriften lebt. Es kommt jedoch auf die Definition und den Blickwinkel bzw. das Verständis in der Öffentlichkeit an. Die breite Masse vermag nicht zwischen den jeweiligen Gruppen, Lagern, Strömungen, Kategorien etc. zu unterscheiden, für sie gibt es nur Zuschauer, die Fussball sehen möchten, Fans, die zu ihrem Verein stehen und Besucher, die für negative Schlagzeilen sorgen. Insbesondere die Letztgenannten werden dann in einen Topf geworfen. Bei uns geht es um die Leute, die den BFC immer zeitweilig zu ihrer Bühne machen oder den Verein als ihr Eigentum betrachten und sich so in der Öffentlichkeit präsentieren und damit billigend in Kauf nehmen, dem Ansehen des BFC großen Schaden zuzufügen.
BFC Online: Wo ist das "Nazi" Problem , wer sieht das Problem und wer möchte dies zu einem BFC Ding machen ?
Mario Weinkauf: Das ist nicht nur ein BFC-Problem, sondern ein generelles Problem im Fussball. Man muss sich schon absichtlich die Augen zuhalten, um nicht zu sehen, wie in Italien ein Spieler den bekannten Gruß in Richtung Tribüne sendet oder in der Bundesliga Transparente mit deutlichem Inhalt für jedermann sichtbar im Fernsehen zu betrachten sind. Auch in unserer Oberliga sind rechte Tendenzen zu erleben. Da positionieren sich in Köpenick Kameradschaften im Fanblock und bei uns gehen rechte Agitatoren im Stadion durch die Reihen und verteilen Schriften und CD´s. Dieser Müll landet dann später bei mir auf dem Schreibtisch. In diesem Zusammenhang werden auch Transparente gesehen, die bei uns am Zaun hängen, in denen das Wort Hass vorkommt oder Zeichen und Embleme, die Gewalt assoziieren oder Schriftzüge in Sütterlin-Buchstaben, Sprechchöre über Zyklon B und Asylanten oder Urwaldgeräusche, mit denen farbige Fussballer der Gästemannschaft aus unserem Fanblock heraus begrüsst werden oder auch eine dirket am Eingang des VIP-Bereiches geparkte Harley und sein Besitzer, der sich in entsprechender Freizeitbekleidung für jedermann sichtbar als Mitglied einer nicht überall anerkannten Motorradgruppe zu erkennen gibt. Potentielle Sponsoren schreckt soetwas ab, die Geschäftsführerin einer großen öffentlichen Freizeiteinrichtungskette sagte z.B. bei einem Besuch eines Spieles: "Ihr soziales Engagement erkenne ich sehrwohl an, nur Teile ihres Publikums will ich nicht unbedingt meinen anderen Gästen zumuten." Sprach es, verabschiedete sich höflich und ward von da an nicht mehr gesehen. Und genau das hindert auch den NOFV und den RBB in der allgemeinen Hysterie vor der WM daran, auch die Spiele des BFC live zu übertragen, dem BFC gehen dadurch dringend benötigte zusätzliche Fernseh-Einnahmen um die 20.000 € verloren, von zusätzlichen Werbeeinnahmen durch Spieltagessponsoren ganz zu schweigen.
BFC Online: Imagewechsel? Was ist damit genau gemeint und warum dieser jetzige Vorstoss. Läuft der Verein Gefahr die Gemeinnützichkeit zu verlieren?
Mario Weinkauf: Bei uns soll es ausschließlich um Fussball gehen. So steht es in unserer Satzung. Sie ist der Ausdruck des Willens der Mitglieder, die sich diese Satzung gegeben haben. Der Vorstand wurde von den Mitgliedern gewählt und hat den Auftrag, diese Satzung mit Leben zu erfüllen. In diesem Zusammenhang hat der Verein natürlich auch eine soziale Verantwortung in seiner Region, auch diesem Anspruch müssen die Verantwortlichen gerecht werden, sonst verliert der Verein in der Tat die Gemeinnützigkeit. Da gehen bei uns natürlich alle Alarmglocken an, wenn ein Schreiben des Senatsbereiches Soziale Dienste in´s Haus flattert, in dem die bestehende Kooperation gekündigt wird, weil sogenannte Erkenntnisse vorliegen (gemeint
ist hier die Zusammenarbeit des BFC in der Vergangenheit mit einem Boxclub ähnlichen Namens bei sicherheitsrelevanten Spielen), die eine weitere Vermittlung von Personal im Rahmen eines sozialen Projektes an den BFC für diese Dienststelle unmnöglich machen. Der Vorstand ist verpflichtet, das Statut konsequent und neutral umzusetzen, dabei sind wir nicht erpressbar oder lassen uns von niemandem für seine Ziele missbrauchen. Wir sind ausschließlich dem Verein und seinen Mitgliedern verpflichtet. Jeder, der teamfähig ist, mithelfen und tatkräftig unterstützen will, ist hierzu herzlich eingeladen; allerdings: Klugscheisser und Besserwisser brauchen wir nicht. Der BFC wird da draussen in der großen weiten Welt nach wie vor als Stasi-, Schiebermeister-, Hooligan- und Naziverein gesehen. Solange wir dieses Image nicht ablegen, werden wir uns ewig im Kreis drehen und zwischen Oberliga und Kreisklasse hin und her pendeln. Es kann nicht dauerhaft unser Ziel sein, gegen Falkensee/Finkenkrug oder Torgelower Greif (die Mannschaften mögen mir das verzeihen) zu spielen. Wir wollen zum Tivoli oder in die AOL-Arena. Wir haben das Potential und schaffen momentan die Grundlagen dafür. Bei der Wahl habe ich den Kurs vorgegeben: alle gemeinsam, der BFC als berechenbarer Partner für Mitglieder, Fans, Sponsoren, Wirtschaft, Politik, Verbände und die Öffentlichkeit. Insofern hat der Vorstand das in den letzten 1 1/2 Jahren konsequent umgesetzt, schrittweise, diplomatisch und kontinuierlich.
Sicherheitspartnerschaft mit der Polizei, Lobbyismus bei Verbänden und in der Politik, aktives Marketing im Bereich Sponsoring/Wirtschaft, offensive Öffentlichkeitsarbeit mit der Presse. Diese Vorgehensweise trägt, für alle deutlich sichtbar, Früchte. Der vermeintliche Vorstoss ist also nicht neu, sondern eher logische Folge der bisherigen Vorstands-Politik, wobei die Dinge ab sofort nur klarer beim Namen genannt und noch intensiver und deutlicher umgesetzt werden. Die Zeit bleibt nicht stehen, alles entwickelt sich weiter, nichts ist für die Ewigkeit. Dem Verein eröffnen sich momentan neue Möglichkeiten, daher kann er sich
alle Dinge in seine Hoheit zurückholen, die er in einer Zeit, als er dazu
nicht in der Lage war, abgegeben hat. Genau das passiert im Moment.
Insofern ist es unverständlich, daß der Eine oder Andere den Verlust einer Sache beklagt, die ihm nicht wirklich gehört. Niemand will hier irgendjemanden ausgrenzen oder vor die Tür setzen. Nur muss jeder verstehen und auch verstehen wollen, daß das der einzige Weg
ist, um aus dem oben beschriebenen Kreislauf ausbrechen zu können, und sich dann entsprechend verhalten. Schon Hegel wusste, das Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit bedeutet, Engels hat das später aufgegriffen. Allen, die in der Vergangenheit ehrlichen Herzens und uneigennützig dem BFC geholfen haben, ist der Verein und sind seine Mitglieder sehr, sehr dankbar.
BFC Online: Welches Image hat denn der BFC für Dich ?
Mario Weinkauf: Ein schlafender Riese. Ein Traditionsverein mit vielen guten Ansätzen für die Zukunft, der es verdient hat, objektiv betrachtet zu werden, der in der Lage ist, sportlich wieder nach ganz oben zu kommen und der sich immer auf seine Fans verlassen können wird. Übrigens, das jährliche internationale FANturnier ist und bleibt fester Bestandteil des Vereinslebens. Jedoch: nicht nur auf dem Platz gibt es Regeln. Wer sich an die Stadionordnungen der Ligen und das geltende Recht hält, muss auch nicht befürchten, durch den Verein mit gelber oder roter Karte bestraft zu werden.
BFC Online: Vielen Dank für dieses ausführliche Statement!
Mario Weinkauf: Bitte, gern geschehen