Tunier in Altenburg
Turnierbericht:
Am zweiten Tag des Jahres 2005 sollte die Reise für Mannschaft und Fans des 1. FC Lok nach Altenburg zum Neujahrsturnier gehen. Der SV Lok Altenburg hatte in die neue Stadthalle „Goldener Pflug“ geladen (der Name kommt von einem ehemaligen Lokal an gleicher Stelle). Das Teilnehmerfeld wartete mit wenigen bekannten Namen auf. Neben Lok Leipzig werden die Fußballfans aus Leipzig allenfalls Meuselwitz und die Mannschaften aus Altenburg (Einheit und Lok) gekannt haben. Aber es bewies sich wie schon oft, dass ein Name alleine kein Turnier gewinnt und auch unbekannte Kantonisten für Furore sorgen können... Die 900 Zuschauer in der Stadthalle (ca. ein Drittel aus Leipzig) wurden vor Turnierbeginn lang und breit von Vertreter des Gastgebers begrüßt. Etwa 10 Minuten dauerte das Prozedere, dass immerhin zwei Höhepunke aufwies: Der Hallensprecher wünschte sich „Fairheit“ und die Begrüßung der Lok-Mannschaft wurde mit einem: „Die spielen doch nur dritte Kreisklasse“ aus den Reihen der Mannschaft von Langenleuba quittiert. Das sollte nicht der einzige verbale Angriffe Richtung FCL bleiben. Leider.
Das Eröffnungsspiel bestritten die Mannschaften von Einheit Altenburg und dem SV 1879 Ehrenhain. Am Ende setzten sich die Erstgenannten in einem müden Kick mit 1:0 durch. Budenzauber? Fehlanzeige. Der 1. FC Lok konnte im folgenden Spiel zumindest etwas Zauber in die Halle bringen, das Ergebnis stimmte obendrein.
Beim 5:3 Auftaktsieg überzeugte die ganze Mannschaft mit gutem Kombinationsspiel und schönen Toren zu den wichtigen Zeitpunkten. Folgendes Beispiel: Auftaktgegner Fockendorf, ebenfalls Kreisliga spielte gut mit und traf schon nach 30 Sekunden das Aluminium. Eine spektakuläre Szene nahm seinen Lauf. Nachdem Aluminiumtreffer erreichte der heute wiederum glänzend parierende Michael Bänsch den Ball nicht, der Nachschuss landete wieder am Pfosten, ehe André Baranowski bei einem erneuten Nachschuss auf der Linie den Ball mit vollem Körpereinsatz abwehren konnte. Im Gegenzug dann das 1:0 durch Maik Hänisch. Diese Abfolge lässt sich 1:1 auf die Tore 2-4 des CL übertragen. Nachdem Fockendorf ausglich, sorgte René Heusel nach schönem Zusammenspiel für das 2:1 in der 8. Minute. 4 Minuten vor dem Ende bestätigte sich das, was sich kurz vorher mit einem Pfostenschuss andeutete: Fockendorf war nicht tot und konnte erneut ausgleichen. 2:2. Heiko Hennis sorgte dann zwei Minuten später mit einem schönen Schuss aus 11m für das 4:2, ehe Maik Hänisch und Kevin Rienaß auf 4:2 und 5:2 erhöhen konnten, sodass das 5:3 von Fockendorf 5 Sekunden vor Schluss zur Ergebniskosmetik verkam. Welch historische Stunde. Es war der 1. Sieg bei einem Spiel in der Halle in der jungen Geschichte des FCL.
Im dritten Spiel des Turniers betraten dann die Kicker des ZFC Meuselwitz das Parkett. Wer allerdings Eckstein und Halata erwartete wurde enttäuscht, denn der ZFC trat mit seiner Landesklasse-Mannschaft an. Eben jene Mannschaft verlor in einem ausgeglichenen Spiel gegen den Kreisliga-Vertreter TSV Windischleuba mit 0:1.
Ein wenig spannender war dann die Partie in der Staffel des Leipziger Vertreters. Der Gastgeber Lok Altenburg traf auf die am Anfang provozierenden Langenleubaer. Ein spannendes Match, in dem Altenburg innerhalb weniger Minuten aus einem 02:2, ein 2:2 machte und eine Sekunde vor Schluss noch die Siegchance vergab.
Eine Szene im darauf folgenden Spiel sorgte dann erstmals für Gelächter unter den Zuschauern. Ein Spieler hatte das Streitobjekt genau auf einen Pfeiler in der Dachkonstruktion geschossen. Alles bitten und betteln half nichts. Der Ball blieb oben liegen und die Ersatzbeschaffung dauert gute 60 Sekunden. Aber auch mit neuem Spielgerät konnte keine der beiden Mannschaften von Altenburg bzw. Meuselwitz das Spiel für sich entscheiden. Es endete 2:2.
Nachdem Auftritt von Einheit Altenburg (laut Ausrichter hat Motor Altenburg eine Teilnahme vehement abgelehnt), betrat die nächste Mannschaft aus der Skat-Stadt das Parkett. Gegner: der 1. FC Lok. Mit einem Sieg wäre man schon vorzeitig für das Halbfinale qualifiziert gewesen. Es begann auch gut: Nachdem Lok Altenburg dem großen Bruder aus Leipzig einen Wimpel geschenkt hat (Danke an Forumuser „Olaf“ ohne den ich das verpasst hätte), bedankte sich Ronny Richter auf seine Weise. Nach 80 Sekunden hieß es 1:0 für den FCL. Altenburg drückte fortan. Eine Niederlage hätte sie bei ihren Träumen vom Halbfinale arg zurückgeworfen. Aber an Michael Bänsch war die ersten Minuten kein Vorbeikommen. René Heusel erhöhte gar in der 6. Minute auf 2:0. Alle Messen gesungen? Fehlanzeige. Altenburg kam und Lok agierte unglücklich. Nach Fehlpass von Michael Bänsch fälschte Maik Hänisch den Ball so unglücklich ab, dass er per Bogenlampe über den Pechvogel Bänsch ins Tor segelte. Der FCL erholte sich aber schnell und kam seinerseits in der 9. Minute zum 3:1 durch René Heusel und hatte dann noch die Chance zum 4:1 durch Ronny Richter, dessen Schuss aber vom Gegenspieler abgeblockt wurde. Das Tor machte dafür Altenburg. Das 3:2 fiel in der 12. Minute nachdem Sebastian Müller seinen Gegenspieler im Rücken laufen ließ und dieser unbedrängt einschieben konnte. Die Mannen aus Leipzig nun unkonzentriert und folgerichtig 40 Sekunden nachdem Anschlusstreffer der Ausgleich. 3:3. Lok Altenburg war nachdem 3:1 von Heusel quasi weg vom Fenster, nun waren sie wieder da und wie: Bänsch reagierte in den letzten 3 Minuten dreimal blitzschnell gegen durchgelaufene Altenburger und rettete somit zumindest das Remis.
Nun war wieder die Staffel A dran. Ehrenhain traf auf Windischleuba und führte zwei Minuten vor Schluss 1:0, ehe Windischleuba das Spiel in den letzten 120 Sekunden drehte und doch noch 2:1 gewann. Ehrenhain damit raus, Windischleuba im Halbfinale. Conrad Schaller, ehemaliger DDR-Oberliga bei Lok Leipzig und Wismut Aue in den 60er und 70er Jahren, sagte dazu in einem der zahlreichen Interviews, die der Hallensprecher führte, dass die Mannschaft die Halle sowieso nicht mag. Gleichzeitig begrüßte er mit großer Freude die zahlreichen Lok-Fans. Er hängt immer noch am FCL, so der von 67-69 in Leipzig tätige Schaller.
Der letzte Vorrundengegner des FCL traf danach auf die Eintracht aus Fockendorf, die sehr lustlos und müde agierte und zurecht mit 3:1 von den Langenleubaern nach Hause geschickt wurden. Ähnlich locker agierte im folgenden Spiel die Mannschaft aus Windischleuba, die aber bereits für das Semi-Finale qualifiziert war. Die in orange gekleideten Spieler von Einheit Altenburg drückten und gewannen mit 2:1.Die „Oranjes“ damit ebenfalls für Das Halbfinale qualifiziert.
Der Blick auf die Tabelle vor dem letzten Gruppenspiels der Loksche sorgte für Spannung im Gesicht des Betrachters. Jedem war klar, dass nur ein Sieg ein sicheres Weiterkommen garantiert. Alle stellten sich auf ein spannendes Spiel ein, aber dass es so spannend und emotionsgeladen wird, hatte wohl niemand gedacht. Aber von vorn.
Der FCL hatte die ersten Chancen, aber weder Ronny Richter (nach einer Ecke), noch Maik Hänisch (Schuss ans Außennetz) gelangen ein Tor. Erst Stefan Schreiber könnte für das 1:0 in der 7. Minute sorgen und bereits 15 Sekunden später erhöhte Ronny Richter auf 2:0. Die Lok-Fans machten aufgrund dessen im Torhüter des FSV Langenleuba den Fliegenfänger aus. Die mit grauen Pullover und ohne Handschuhe spielende Nummer 1 zeigte als Reaktion sein Dynamo Dresden Trikot, welches er unter besagtem Pullover trug. Die Lok-Fans quittierten dies mit „Scheiß Dynamo“-Rufen, der Schiedsrichter mit der Bitte, den Pullover wieder anzuziehen, da er genauso gelb war, wie die Trikots der Leipziger.
Der Grundstein für hitzige 8 Minuten war gelegt. Die Mannschaft von Langenleuba spielte nun härter und konnte 30 Sekunden nachdem 2:0 auf 2:1 verkürzen. Der Jubel der Spieler war grenzenlos (provozierend in Richtung Lok-Fans). Aber nicht so provozierend wie nach dem 2:2 Ausgleich 5 Minuten vor dem Ende. Der besagte Torhüter rannte zum Torschützen. Dieser wiederum rannte zum Fanblock des FCL und schrie: „Schwule, Schwule, Schwule!“. Der Schiedsrichter steht wenige Meter daneben und reagiert nicht. Die Fans dafür umso mehr. Aufregung im Block, Schmähgesänge der Fans und das sensationelle 3:2 für den FCL durch Heiko Hennig. Unbeschreiblicher Jubel. Die Langenleubaer bedient, aber mit Kämpferherz. 10 Sekunden vor dem Ende fällt der Ausgleich. Den Schlusspunkt in einem hitzigen Spiel setzten die Spieler des FSV mit ihrem Jubel und ihren Schmähungen Richtung Lok-Fans. Was für ein Spiel. Lok trotz Remis sicher weiter. Langenleuba war abhängig vom Ergebnis beim letzten Spiel der Staffel B.
Die bereits ausgeschiedenen Mannschaften aus Ehrenhain und Meuselwitz bestritten das Anschlussspiel. Ein flotter Kick mit schönen Toren endete 3:3. Während nun alle Spiele der Staffel A vorbei waren, gab es noch ein Spiel in der Staffel B. Die bereits ausgeschiedenen Spieler aus Fockendorf (liegt 1 km vom Campingplatz Pahna, bei Altenburg) trafen auf die ambitionierten Gasteber. Ein Sieg mit 3 Toren Unterschied war Pflicht um sich für das Halbfinale zu qualifizieren und somit die Langenleubaer rauszuwerfen. Alle Lok-Fans drückten natürlich die Daumen, aber nach einem unbeschreiblichen Leistungsabfall der Lok-Spieler gewinnt Fockendorf sensationell mit 5:2. Die Leipziger Lok war also 1. in seiner Gruppe und traf im zweiten Halbfinale auf Windischleuba.
Das 1. Halbfinale bestritten der verbliebene Lokalmatador Einheit Altenburg und der FSV „Dynamo“ Langenleuba/Niederhain. Einheit führte zeitig und konnte nach einer Schlafeinlage des Gegners gar auf 2:0 erhöhen, ehe Langenleuba das Spiel in den letzten 6 Minuten noch drehen konnte und ins Finale einzog. Nicht wenige Leute träumten fortan vom großen Finale und vom Sieg gegen Langenleuba. Vorher musste noch Windischleuba geschlagen werden. In einem chancenarmen Spiel in dem beide Mannschaften nicht zuviel riskieren wollten, konnte sich Lok am Ende mit einem deutlichen 4:1 durchsetzen. Nach ersten Chancen von Lok (u.a. Innenpfosten nach Schuss von Kevin Rienaß und Außennetztreffer von Ronny Richter) eröffnete Maik Hänisch den kleinen Torreigen 3 Minuten vor dem Ende. René Heusel erhöhte nur 8 Sekunden später auf 2:0, ehe Ronny Richter 77 Sekunden vor dem Ende mit dem 3:0 alles klar machte. Das 3:1 fiel nach einer zweifelhaften Entscheidung des Schiedsrichter, allerdings stellte René Heusel 8 Sekunden vor Schluss den alten Abstand wieder her. In der letzten Minute kam dann noch Mannschaftsleiter Silvio Zimmermann zum Einsatz. Großes Highlight für ihn, kleines Highlight für die Lokfans ;-). Ein spannendes und emotionales Finale war also garantiert.
In den Platzierungsspielen konnten Ehrenhain, Meuselwitz und Windischleuba die Spiele für sich entscheiden (Letztere nach 9-m-Schießen). Und 14.20 Uhr kam es dann zum ersehnten Spiel und alle schauten gebannt auf das Parkett. Die Lok-Spieler hatten sich viel vorgenommen. Aber schon nach 90 Sekunden schloss Langenleuba einen Konter zum 1:0 ab. Ernüchterung bei den Fans, aber kein Grund zum Aufgeben für die Spieler. 70 Sekunden später: René Heusel trifft nach kurzer Ablage von Maik Hänisch zum 1:1. 40 Sekunden später macht er sogar das 2:1 und konnte nun auf den Gewinn der „Torjägerkanone“ hoffen. Aber vor ihm und der kämpfenden Mannschaft lagen noch gute 11 Minuten. Die Spannung war in der Halle deutlich zu merken. Die Emotionen blieben aber erst mal außen vor. Der Trainer von Langenleuba hatte dem Torhüter vor der Partie scheinbar zugeredet, er solle ruhiger agieren. René Heusel sollte ihm auch gut zureden, aber auf seine Art und Weise. Mit seinen nächsten beiden Toren zum 3:1 und 4:1, bei ersterem sprang der Ball vom Pfosten an den Rücken des Torwarts und ins Tor, bei letzterem überlupfte er den Torhüter und traf in den Winkler, sorgte er für die Vorentscheidung und eröffnete die Demontage des FSV und die Vorführung. Schauspieler: Die Akteure des FCL. Komparsen: Die Spieler von Langenleuba. Die letzten 4 Minuten wurden zur Fußball-Party. Kevin Rienaß lässt den Torhüter und zwei seiner Mitspieler aussteigen, wie Jay Jay Okocha in seinen besten Jahren, passt dann zu Ronny Richter und der nagelt den Ball aus 3m ins Netz zum 5:1. Die Lokfans nun beim Jubel schon die ersten Schritte auf dem Spielfeld. Die Ordnung müssen sie immer erst einfangen, Michael Bänsch macht mit ihnen die Welle während des Spiels. Unglaublich und das wurde sogar noch überboten.. Ronny Richter trifft zum 6:1 und Maik Hänisch nimmt dem arrogant dribbelnden Torhüter den Ball ab, täuscht einen Schuss an, der Torhüter liegt am Boden und Maik Hänisch lupft den Ball locker über ihn drüber zum 7:1. Dann war der Wahnsinn zu Ende. Allerdings nur laut Spielzeit. Denn ein Spieler des FSV schlägt den Ball knallt den Ball nach Spielende noch mal Richtung Lok-Tor, woraufhin Maik Hänisch entsprechend reagiert und dieser dann von zwei Langenleubaer gestoßen wird. Fans und Spieler auf einmal alle in einem Pulk aus 20 Leuten. Erst der Ordnungsdienst und besonnenen Spieler können die Mannschaften trennen, bevor die Situation eskaliert. Die groß aufspielenden Akteure des FCL feierten nun gemeinsam mit ihren 300 Fans den Erfolg mit der obligatorischen Welle. Der Wahnsinn war endgültig vorbei.
Bei der Siegerehrung wurde die Mannschaft erneut gefeiert und erst recht René Heusel, der sich den Preis für den besten Torschütze sicherte (1 Flasche Sekt und ein begehrter Frauen-Kalender der Altenburger Brauerei, welchen die Mannschaft noch während der Siegerehrung beäugten.). Endlich konnte die Mannschaft auch in der Halle überzeugen. Der Begriff „Mannschaftsleistung“ ist heute mehr als angebracht. Kein Spieler hat heute schlecht gespielt, alle haben zusammen gestanden und gemeinsam einen wichtigen und wunderschönen Erfolg in der Altenburger Stadthalle „Goldener Pflug“ gefeiert. Die Mannschaft steigerte sich nach der Vorrunde nochmals, demonstrierte im Finale wie man in der Halle Fußball spielen muss und setzt einen würdigen Schlusspunkt. Fans und Mannschaft feierten nach der Siegerehrung ausgiebig. Der Erfolg war nicht bloß für die Statistik wichtig, sondern auch für das Verhältnis Mannschaft-Fans, was heute erneut wunderbar war und sogar noch enger wurde. Vielleicht gelingt Ähnliches nächste Woche in Wittenberg, wer weiß.
Der 1.FC Lok spielte mit: Michael Bänsch - André Baranowski, Maik Hänisch, Stefan Schreiber, René Heusel, Heiko Hennig, Ronny Richter, Kevin Rienaß und Sebastian Müller.