Wille erwachte zu spät
Ein sonniger Wintertag, eine stimmungsvolle Kulisse – die Voraussetzungen für ein tolles Oberligaspiel hätten nicht besser sein können. Doch was die Akteure einschließlich des Schiedsrichters vor allem in der ersten Halbzeit boten, ließ dann die meisten Anwesenden frösteln.
Abgesehen von einem harmlosen Freistoß von Anton Müller passierte 20 Minuten lang nichts. Hansa war überlegen, kam aber kaum zu Chancen. Um so ärgerlicher war für Optik das 0:1 in der 21. Minute. Einen abgefälschten Freistoß sprang Gökhan Aydin an die Schulter. Zu allem Unglück misslang ihm auch noch die Faustabwehr, so dass Marco Vorbeck keine Mühe hatte ins Tor zu köpfen. Der erste (und einzige) Schuss der Gastgeber vor dem Wechsel wurde von Dirk Szabo in der 39. Minute abgegeben. Er verfehlte das Tor weit.
Gleich nach der Pause eine hundertprozentige Gelegenheit für die Hanseaten. Marco Vorbecks Pass verstolperte Amir Shapourzadeh. Doch danach wendete sich das Blatt. Ingo Kahlisch („bin sehr laut geworden“) hatte offensichtlich in der Kabine die richtigen Worte gefunden. Jetzt endlich fightete seine Elf mit der Leidenschaft, die die Fans von Anfang an erwartet hatten. Sofort ergaben sich Möglichkeiten. Matthias Kellner verzog knapp (51.). Beim anschließenden Eckball behinderten sich Daniel Babetzki und Steffen Senf. Die größte Ausgleichschance hatte Dejan Kljaic nach einer Stunde. Nach gutem Pass von Matthias Kellner brachte er nur ein Schüsschen zustande. Nachdem Matthias Kellner Marco Lindemanns scharfe Hereingabe um Zentimeter verpasste, erzielte der Spitzenreiter nach 69 Minuten das 0:2. Während der Assistent Einwurf für Optik anzeigte, gab der Schieri Freistoß für die Gäste. Anton Müllers scharf in den Strafraum gezogenen Ball verwertete Martin Pohl aus Nahdistanz. Vier Minuten darauf hätte Dirk Jonelat die Entscheidung erzielen müssen. Marco Vorbeck war mit einem Konter am blitzschnell abtauchenden Gökhan Aydin gescheitert. Den Abpraller schoss Jonelat übers leere Tor. Den Abstoß verlängerte Marco Lindemann zu Moussa Doumbia. Schon im Strafraum wurde Doumbia von Sven Bopp umgestoßen. Den fälligen Elfer verwandelte Guido Block sicher. Nun warf der FSV alles nach vorn, doch das 2:2 gelang nicht mehr. Eine unschöne Szene gab es in der 88. Minute. Im Stile eines Karatekämpfers stieg Tim Sebastian mit beiden Beinen gegen Steffen Senf ein. Da Optik das Auswechselkontingent ausgeschöpft hatte, spielten beide Teams mit zehn Mann zu Ende.
Am Ende konnten beide Trainer nicht mit der von ihren Mannschaften gezeigten Leistungen zufrieden sein. „Ich bin froh über den Sieg, der über 90 Minuten wohl verdient war.“ fasste Timo Lange das Spiel seiner Schützlinge zusammen. Beim Spitzenspiel nächste Woche gegen Babelsberg werden sie mehr zeigen müssen. Ingo Kahlisch meinte: „Der Sieg geht in Ordnung. Erst in der zweiten Hälfte waren wir aggressiver. Schade, dass wir aus den beiden ersten Partien keinen Punkt holen konnten. So stehen wir beinahe erwartungsgemäß mit leeren Händen da.“
Optik Rathenow: Aydin – Block – L. Leppek (84. Midzaiti), Senf, Kienle – Babetzki, Senf, Szabo (56. Doumbia), Kracht, Kellner – Kljaic (69. Kumovic)
Hansa Rostock: Busch – Pohl, Sebastian, Koch – Stein, Brück, Jonelat, Müller (73. Krüger), Bopp (89. Rabenhorst)– Shapourzadeh (73. Sykora), Vorbeck
Schiedsrichter: Stefan Paffrath (Berlin) – schwach
rote Karte: Tim Sebastian (88. grobes Foul)
zahlende Zuschauer: 252, etwa 30 im Gästeblock