„Wenn wir hier nicht gewinnen, gewinnen wir hier nicht“
(lepetit, 25.10.2014, ca. 14:34h Halberstadt)
Der Fußballsport hat große Meister der Lyrik hervorgebracht.
Unvergessen sind solche Weisheiten wie „Ich lerne nicht extra französisch für
die Spieler, wo diese Sprache nicht mächtig sind“ (Mario Basler), „Ein Drittel
mehr Geld? Nee, ich will mindestens ein Viertel“ (Horst Szymaniak) oder „Wenn
wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“
(Rolf Rüssmann). Niemand jedoch schafft es so eloquent, so präzise, so fuchsig
den Nagel auf den Kopf zu treffen wie mein Freund lepetit. Auf „Freund“ lege
ich großen Wert, ist er doch einer der verständnisvollsten und liebsten
Nulldreier, der sich auch nicht davor scheut, bei verschlafenden Mitfahrerinnen
(Guten Morgen, Nina!) persönlich vor der Tür zu stehen und sie in sein
Auswärtsmobil nach Halberstadt zu verfrachten.
Mit einem fröhlichen Hupen fuhr er gen Harz an mir vorbei,
während ich zur Tramhaltestelle schlenderte, war ich doch einem anderen Mobil
zugeteilt worden. Nahezu alle Reisewilligen erschienen pünktlich am
vereinbarten Treffpunkt, nur von Hagen war weit und breit nichts zu sehen. Die Erklärung
für sein Fernbleiben war absolut plausibel: „Da das
Finanzamt mich kürzlich an Paragraf 18 EStG erinnnerte und mich somit
freundlich aber mit Nachdruck bat, doch endlich meine Steuererklärung für 2013
nachzureichen und ich solch unliebsame Angelegenheiten stets erfolgreich
verdränge, muss ich nun leider passen und kann nicht mit.“ Auch so lässt sich
ein herbstlicher Samstagnachmittag verbringen. Ich hoffe, lieber Hagen, Du hast
alles erfolgreich geschafft und kannst noch in den Spiegel schauen, ohne Dir
bewusst zu sein, dass Du den ersten Auswärtsdreier der Saison verpasst hast.
Viel Erfolg dabei.
Die Fahrt mit dem ölprinzen, einem
Kamerakind, einem FIler, einem Zujezogenen, einem Munker und einem
Rotationsprinzipler verlief ohne größere Pöbeleien, Schlägereien oder gar
Meucheleien, sogar das beliebte Fußballquiz konnte die geglätteten Wogen nicht
aufpeitschen. Nur kurz kam Hektik auf, die Frage „wie lange dauern
Spielzeithälften?“ wurde mit einem Veto von „45 Minuten“ noch in die
hanebüchene Antwort „17 Spiele“ abgeändert. Zujezogen03 untermalte in dieser
Situation mal wieder seinen Ruf als Fanclub mit dem allergrößten
Fußballsachverstand.
Überpünktlich erreichten wir bei nahezu
sommerlichen Temperaturen das Friedensstadion im Harzvorland, vom angesagten
Regen oder gar Schnee war nichts zu sehen. Von Kapitän Schönwälder leider auch
nicht, den verletzten Abwehrchef ersetzte Jonas Schmidt. Zum Spiel gibt es
nicht viel zu sagen, Halbstadt war trotz dreier Siege in Serie äußerst harmlos,
Babelsberg legte sich Gegner und Ball immer wieder gefällig zurecht. Ersatzkapitän
Albrecht netzte nach ansehnlicher Kombination über Cubukcu und Zimmer von links
ins lange Eck ein (20.). Nur vier Minuten später hämmerte Sindik einen zu kurz
abgewehrten Ball mit Schmackes in den linken Dreiangel (24.). Von diesem
Doppelschlag erholten sich die Halberstädter das gesamte Spiel nicht
mehr, zur Pause hätte es nach weiteren Möglichkeiten, u.a. von Cubukcu, 0:3
oder 0:4 stehen müssen. Auch in der zweiten Spielzeithälfte (vergl. obige Fussballquizfrage,
die) waren unsere Nulldreier tonangebend. Lediglich einen schwachen Kopfball
von Meier nach Ecke verzeichnete der Berichtschreiber. Auf der anderen Seite
hätte Albrecht den Sack zu machen können, es reicht auch so. Völlig verdient
fuhren unsere Babelsberger den ersten Auswärtssieg seit dem 2. April 2014 (0:1
in Leipzig) ein.
Die Rückfahrt gestaltete sich gewohnt
angenehm, noch einmal wurde gequizzt, dieses Mal jedoch ohne gröbere Aussetzer.
Im gemütlichen „Nowawes“ klang der Abend für mich mit dem Clasico Real
vs Barca aus. Das dort Gesehene unterscheid sich wahrlich nicht sonderlich von
dem Livespektakel ein paar Stunden zuvor in Sachsen-Anhalt. Danke Nulldrei.
Germania: P.Nagel - Schlitte, Meier, Nennhuber, Dervishaj,
Schubert, Wersig (46. Labisch), J.Nagel (54. Eggert), Teixeira (46. Fraus),
Beil, Ristovski
Nulldrei: Gladrow - Mihm, Schmidt, Prochnow, Cepni, Sindik,
Hellwig, Zimmer (54. Grundler), Cubukcu, Albrecht (80. Soine), Makangu (71.
Petrik)
Tore: 0:1 Albrecht (20.), 0:2 Sindik (24.)
gelb: Schlitte
Zuschauer: 635