And The Oscar goes to .... oder Babelsberg 03 vs. Union II 3:2 (2:0)

  • Was haben Lars Kampf, Björn Laars, Patrick Moritz, Georg Froese, Andreas Fricke, Julian Prochnow, Severin Mihm und Tobias Grundler
    gemeinsam? Der geneigte 03er und geknickte Unioner wissen sofort, um was es geht: 18.08.2001, 19.11.2005, 18.10.2014, Daten, die sich sowohl in blauweisse als auch eiserne Herzen einbrannten. Alle genannten dürfen sich rühmen, bei einem 3:2 mindestens einmal getroffen zu haben. Wieder wurde der Nachbar aus Köpenick mit dem schönsten aller Ergebnisse aus dem Stadion verabschiedet. War
    es Anfang und Mitte der 200er noch die erste Mannschaft der Ostberliner, musste am 10. Spieltag der Regionalligasaison 2014/2015 die Zweitvertretung aus der Wuhlheide dran glauben.


    Der komplette Spieltag im Karl Liebknecht Stadion stand unter dem Motto „Refugees welcome“; Konzerte von RADIO HAVANNA, Pyro One sowie Irie Révoltés rundeten eine komplett gelungene Veranstaltung inklusive eines Freundschaftsspiels der Teams von Welcome United 03 vs. FC Lampedusa Hamburg ab. Doch bevor das Beatknie zucken konnte, zuckten erstmal die Mundwinkel des Berichteschreibers nach oben: zu schön, zu sicher, zu eindeutig prangte nach knapp einer Stunde das 3:0 an der
    Anzeigetafel. Doch es wurde nochmal spannend…ich beginne mal vorn.


    Der Wecker klingelte, ich tappte ins Bad, im Spiegel sah mich ein hefeteigähnliches Gesicht an, geschwollene Augenringe wie geplatzte
    Traktorreifen zeugten von einer kurzen Nacht. Eine Katzenwäsche und Tramfahrt später betrat ich kurz vor Anpfiff mit 2341 anderen Zuschauern (darunter 187 Refugees) das schönste Stadion zwischen der Allee nach Glienicke und der Behringstrasse, ein Blick auf die Startaufstellung machte Mut – Schönwälder wieder dabei. Die ersten Minuten wurden nervös von den Hausherren geführt, ein ums
    andere Mal spielten die Unioner Bubis Katz und Maus im Mittelfeld. „Katz und Maus im Walzertakt“ aus der Reihe „Tom und Jerry“ gewann übrigens 1953 den Oscar in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“. Nicht gerade einen Oscar, aber dennoch definitiv einen Preis hätte auch das 1:0 von Jule Prochnow nach einer Viertelstunde verdient. Cepni holte eine Ecke heraus, Cubukcus ruhenden
    Ball konnte Mihm nicht verwerten, den abprallenden Ball netzte unser Urgestein Jule jedoch per Kopf ein. Die Bezeichnung „Urgestein“ wird im übertragenen Sinn – als Metapher – verwendet: Urgestein kann auf (abstrakte) Dinge, Institutionen oder Personen (hier besonders in Sport und Politik bezogen werden und bedeutet dann, dass etwas oder jemand bereits ganz am Anfang eines Vorganges zugegen war und/oder dass sich sehr früh erfolgte Vorgänge darauf gründen. Im Falle von Personen kann es als pathetisch verstanden werden. Seit 2005 schnürt der Blondschopf mit der Rückennummer 17 schon die Töppen für den Kiezverein.


    Kurz nach dem Führungstreffer kam Union mit wütenden Angriffen vor das Tor der BlauWeissen. Gladrow rettete mit einer Parade gegen Eglseders Kopfball die knappe Führung (17.). Wedemann traf in der 24. Minute nur die Latte, durchschnaufen war angesagt. Aber wenn man Kopfball kann, kann man halt Kopfball (O-Ton Vizeherbstmeister), nach guten Pass von Albrecht scheiterte
    Zimmer am linken Pfosten, doch Mihm hiellt die Stirn genau richtig hin und es stand nach dem zweiten Abprallertor 2:0 (30.). Kurz drauf nochmal Union, aber die Babelsberger Abwehr warf sich in die Schüsse der Berliner, eine starke kämpferische Leistung (40.).


    Nachdem in der Halbzeitpause von unserem Sponsor LONDSDALE Trainingsanzüge an das Refugees Team überreicht wurden, ging es personell unverändert in die zweiten 45 Minuten. Den zweiten Durchgang eröffnete dann Albrecht mit zwei Distanzschüssen, die Union-Keeper Sebastian Patzler aber vor wenig Probleme stellten. Gladrow war zur Stelle, als er Uznas Kopfball entschärfte (54.). Dann
    die 63. Minute: einen langen Ball hatte Patzler eigentlich schon sicher, patzte aber nach dem Nachsetzen des für Makangu gekommenen Grundler und dieser netzte mit einem schönen, butterweichen Schlenzer ein (63.). Die Olsenbande ertönte zum dritten Mal nach dem Patzler-Patzer, die Messe war gesungen? Mitnichten! Nulldrei wollte nun den komfortablen Vorsprung verwalten, hatte die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Wer nix wird, wird Wirt und wer nicht konsequent verteidigt, bekommt ne Bude eingeschenkt. Der eingewechselte Istvanic war es, der eine Konfusion in der Nulldreier Abwehr ausnutzte (75.); ich war zu diesem Zeitpunkt
    schninkeln. Zwei Minuten später, das Schweigen des Schiris Lämmchen hatte ein Ende, ein Pfiff ertönte im Rund. Elfmeter für Unions Bubis, 2:0 durch Hollwitz (77.); ich war zu diesem Zeitpunkt immer noch schninkeln (Pionierblase – einmal bereit, immer bereit). Puh, nochmal zittern. Trainer Efe brachte nach langer Verletzungspause Uzun für Albrecht, der vorne die Bälle halten sollte. Noch
    einige Schrecksekunden wurden überstanden und dann erklang endlich der Abpfiff. Große Freude und Erleichterung im Karli und einem wunderbaren Feierabend im Stadion stand nichts mehr im Weg. Vielen Dank an die Organisatoren, Bands, Standbetreuern, Teams, Helfern, Unterstützern, Fans für dieses großartige Fest.


    Nulldrei grüßt vom Platz an der Sonne der Heimtabelle.


    03: Gladrow - Mihm, Prochnow, Schönwälder, Cepni - Sindik, Hellwig - Zimmer (57. Hecko), Cubukcu, Albrecht (78. Uzun) - Makangu (54. Grundler)


    Union: Patzler – Wiebach (83. Yesilli), Eglseder, Hollwitz, Brenneisen – Koch – Henning (63. Istvanic), Oschmann, Giese – Wedemann, Uzan


    Tore: 1:0 Prochnow (15.), 2:0 Mihm (30.), 3:0 Grundler (63.), 3:1 Istvanic (75.), 3:2 Hollwitz (77., Foulelfmeter)


    Gelb: Gladrow, Cepni, Sindik, Uzun – Koch, Oschmann


    Zuschauer: 2342


    Schiedsrichter: Lämmchen

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03