Es ist Freitag früh 05:00 Uhr, man hat gerade Feierabend und geht nach Haus ins Bett. Falsch! Man nutzt die Möglichkeit auf Arbeit zu duschen, schnappt sich seine sieben Sachen und fährt zum Hauptbahnhof, wo einen der Zug gen Südwesten bringt. Die erste Etappe ging per ICE nach Frankfurt. Die 3,5 Stunden Fahrzeit wurden teilweise mit Schlaf verbracht. Wir hatten ein Abteil mit einem älteren Ehepaar, welche ich vor Fahrtantritt freundlich darauf hinwies, das es eventuell „etwas lauter“ werden könne, während ich schlafe. Die Herrschaften zogen es vor, beinahe die komplette Fahrt im Bordbistro zu verbringen. Sehr aufmerksam.
In Frankfurt angekommen steuerten wir einen der örtlchen Mietwagen-Anbieter an, wo wir unser Wochenend-Gefährt abholten. Ein sehr sparsamer Renault Megané Diesel brachte uns das Wochenende überall hin, und auch wieder nach Hause. Der erste Weg führte uns in unser Lieblingshotel. Das „Lindner Hotel & Sports Academy“, welches direkt am Stadion in Frankfurt liegt, bietet sehr schöne Zimmer und das beste Hotelfrühstück, welches wir kennen, zum schmalen Taler (45 € für beide im DZ) an. Nach dem „Check In“ steuerten wir die Universitätsstadt Kaiserslautern an. Da noch genug Zeit war bummelten wir noch etwas durch die Innenstadt. Das nächste Ziel war dann das Stadion, wo wir das Gefährt kostenfrei auf einem gebührpflichtigen Parkplatz abstellen konnten. Tja, der frühe Vogel ...! Die letzten Meter bergauf wurden zu Fuß zurückgelegt.
Freitag, 08.02.2013 um 20:30 Uhr
2. Bundesiga
1. FC Kaiserslautern - SG Dynamo Dresden 3:0
Fritz-Walter-Stadion (Kaiserslautern)
32.925 Zuschauer (etwa 4.000 Gäste)
Nach langer Zeit stand mal wieder ein Besuch auf dem berühmt - berüchtigten „Betzenberg“ auf der Agenda, wo die Pfälzer vom FCK die Dynamo´s aus Dresden empfingen. In Dresden wurden um die 3.500 Tickets im Vorverkauf abgesetzt, was auf einen rappelvollen Gästebereich schließen ließ. Der „Betzenberg“, welcher 1920 seine Eröffnung feierte und seitdem 12 Mal in irgendeiner Form renoviert wurde, trohnt über der gesamten Stadt. Umso näher man dem Stadion kommt, desto wuchtiger kommt es einem vor. Das an den Seiten komplett geschlossene Dach bietet knapp 50.000 Zuschauern Platz, was bedeutet, das etwa die Hälfte der Einwohner Kaiserslautern´s Platz auf dem „Betze“ hätten. Knapp 33.000 Zuschauer, davon 4.000 Dresdner, fanden am Freitag den Weg ins Stadion und sahen einen nie gefährdeten 3:0 Erfolg der „roten Teufel“.
Die defensiv eingestellten Sachsen boten dem FCK zu Beginn die Stirn und suchten auch teilweise recht giftig die Zweikämpfe. Die Lauterer kamen kaum dazu ein Spiel geordnet aufzubauen. Hinten ließen die Pfälzer jedoch auch wenig zu, was auf zwei gute Abwehrreihen zurückzuführen ist. Beide verteidigten geschickt, blieben dafür vorne aber weitesgehend blass. In der 24. Minute, war es dann der gerade erst von Union Berlin zum FCK gewechselte M. Karl, der nach Pass von Baumjohann aus knappen 30 Metern abzog. Kirsten, im Tor der Dresdner, stand etwas zu weit vor der Torlinie und so flog der Ball über ihn hinweg, an die Unterkante der Latte und schließlich ins Netz. Dynamo drückte danach auf den direkten Ausgleich, der FCK konterte gefährlich. Bunjaku konnte einen Pass im Mittelfeld abfangen und über Köhler kam der Ball zu Baumjohann, der per Außenrist ins Zentrum flankte, wo Idrissou zum 2:0 einnickte. Dynamo konnte sich nicht mehr aufbäumen. Das eigene Angriffsspiel war zudem viel zu langsam und umständlich. In der zweiten Hälfte ließ der FCK weitere gute Chancen liegen. E. Hofer erhöhte dann in der 81. Minute, nach Pass von Köhler zum 3:0. Der FCK hatte danach noch weitere gute Chancen aber es blieb beim 3:0. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung, weil Dynamo nach vorne insgesamt einfach zu wenig machte. Da die direkten Mitstreiter um den Klassenerhalt gewannen (Sandhausen 4:1 gegen St. Pauli und Regensburg 2:0 in Bochum), rutschte die SGD weiter nach unten auf einen Abstiegsplatz. Als nächstes kommt der SV Sandhausen dann zu einem „6-Punkte-Spiel“ in die Elbmetropole.
Der Betzenberg war früher in Fußball-Deutschland berüchtigt als „Hölle“. Davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Die Atmosphäre im Stadion ist okay, aber „Hölle“ ist dann doch etwas anderes. Wenn man dann noch bedenkt das man einen 3:0 Sieg einfuhr darf man schon etwas mehr erwarten. Ich kann mich an andere Spiele dort erinnern, die den Ruf „Hölle“ noch bestätigten. In der Westkurve gibt es mehrere aktive Fangruppen, von denen „Frenetic Youth“ Freitagabend am ehesten das Synonym „Aktiv“ verdiente. Dort war nahezu 90 Minuten Bewegung drin. Hinter der Fahne der „Generation Luzifer“ und des „Pfalz Inferno“ war eher wenig los. Schade. Kurz vorm Ende wurden die Gäste noch mit tausenden Taschentüchern verabschiedet. Laut wurde es selten, und dann meist bei Anti-Gesängen („Sch*** Dynamo etc.) gegen die Dresdner.
Der Gästeblock verlagerte sich mehr Richtung Tor als sonst. Der eigentliche Gästeblock in Kaiserslautern ist wegen seiner Lage und Gegebenheiten einer der unbeliebtesten der Liga. Mit respektablen 4.000 Leuten stellten die Gästefans einen zahlenmäßig sehr guten Block für einen Freitagabend. Viele der aktiven Fans kamen im 90er-Jahre-Look (inkl. Schnauzer, Perücken, witzigen Klamotten etc.), frei nach dem Motto „Wie vor 18 Jahren zum FCK“. Im April 1995 spielte Dynamo das letzte Mal auf dem „Betze“. Das Duell der beiden Vereine war auch das erste „Ost/West - Pflichtspiel“ nach dem Mauerfall. Am 03.08.1991 siegte der FCK in Dresden mit 1:0 am ersten Spieltag. Zeitlgleich fand mit Hansa Rostock - Nürnberg ein weiteres Duell zweier ehemaliger, durch eine Mauer getrennter Vereine statt.
Im Stadion jedenfalls präsentierte der Schwarz-Gelbe Anhang mehrmals Leucht- und Rauchelemente, einen mit unzähligen Fahnen zugeflaggten Zaun und ordentlichen Support. Bei Einlaufen der Mannschaften leuchtete der Block das erste Mal auf. Im weiteren Verlauf gab es weitere „leuchtende Momente“. Nach dem 2:0 für den FCK schepperte man das „Europapokal-Lied“ in den Abendhimmel, was den Heimanhang verstummen ließ. Stimmungstechnisch ging der Sieg klar an die Elbe heute. Nach dem 3:0 war dann bei den Dynamo´s die Luft raus. Zu groß war die Enttäuschung.
Nach dem Spiel machten wir uns auf in Richtung Parkplatz. Um diesen zu erreichen mußten wir am Gästeausgang vorbei und eine lange Treppe ins Tal hinab. Eben diesen Weg hatte man auch den Dresdnern eingeräumt. Der Großteil der Szene ist mit Bussen gekommen, die direkt am Stadion standen. Viele Fans jedoch kamen auch mit PKW´s und Zug und mußten den Weg ins Tal zu Fuß antreten. Unter ihnen auch ca. 150 Leute, die schon oben den Eindruck erweckten nicht den direkten Weg zum Auto oder zur Bahn nutzen zu wollen. Was wir folglich beobachteten war eine katastrophale Organisation bei der Abreise der Fans, welche wenig später ihren negativen Höhepunkt fand. Die glatten Wege und Stufen der Treppe wurden weder gestreut, noch ausgeleuchtet. Absolut unverantwortlich. Bereits an der Stadionecke vor der Treppe gab es erste Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Da alles völlig unbeleuchtet und damit stockfinster war, konnte sich ein etwa 60 - 80 Mann großer Haufen auch sehr leicht von der Masse absetzen. Unten an der Straße angekommen, geschah dann das unfassbare. Man ließ die Gäste, mit denen es bereits oben Auseinandersetzungen gab, runter auf die Straße, und schickte zeitgleich die Shuttle-Busse mit Lauterer Fans eben jene Straße entlang. Ebenfalls unverantwortlich ist die Tatsache das keinerlei Polizei am Ort des Aufeinandertreffens war. Plötzlich rannte ein Großteil des Haufens, der sich im Schutz der Dunkelheit bereits absetzte, den Bussen nach. Viele Minuten später überholten uns auch Polizeifahrzeuge. Als wir dann die Straße weiter runter kamen sahen wir einen Ort der Verwüstung. Entglaste Busse, die ganze Straße voller Splitter, verbogenen KFZ - Kennzeichen und auch Autospiegeln, umgeworfenen Mülltonnen und anderen Gegenständen. Was genau passiert ist entzieht sich unserer Kenntnis, aber nach einer ruhigen Abreise sah das gewiss nicht aus. Laut Medienberichten entstand an diesem Abend ein Sachschaden von etwa 70.000 €. Da haben einige Leute dem Verein Dynamo Dresden einen „Bärendienst“ erwiesen. Keinesfalls unbeachtet darf zudem die katastrophale Organisation bleiben. Dort wurden Fehler in Reihe gemacht, welche die Möglichkeit erst schafften, das es zu solchen düsteren Szenen kam. Die Rückfahrt nach Frankfurt ins Hotel wurde mit „Verdauen“ verbracht. Zu Heftig waren die Geschehnisse.