Mailand / Bergamo - Wochenende
26./27. Januar 2013
Die erste Tour außerhalb unseres Landes führte uns am vergangenem Wochenende nach Mailand und Bergamo. Gebucht wurde bereits im November 2012, da der Flug dort noch recht günstig war. Für Hin- und Rückflug wurden 103 € fällig. Für zwei Leute sicherlich ordentlich. Geplant waren u.a. die Besichtigung der „Cittá Alta“ (Altstadt) von Bergamo und des Mailänder Dom´s. Fußball wurde, welch Überraschung, auch gespielt. Hier entschieden wir uns für das Duel zwischen Atalanta Bergamo und dem AC Milan. Da beide Städte nur 50 Kilometer auseinander liegen kann man dieses Spiel ja auch fast „Derby“ nennen. Alles war also geplant, und so konnte es Samstag früh losgehen.
Der Hinflug sollte 07:10 Uhr starten. Kurz vor 7 war der Pilot der Meinung folgende Durchsage zu machen: „Wegen eines technischen Defekt´s am rechten Triebwerk verzögert sich unser Start um einige Minuten“. Wir warteten auf die Techniker und ich schaute in die Runde, ob sich Nervosität breit macht. Um mich herum waren alle erstaunlich cool. Als nach einiger Zeit zwei Techniker zustiegen und nach ca. 15 Minuten wieder gingen, rollte der Vogel los. Noch kurz zur Enteisungs-Station und schon ging es los. Die schlechten Gedanken um das Triebwerk war spätestens dann verflogen, als man über den Wolken die Sonne aufgehen sah. Als wir dann auch noch über die mit Schnee bedeckten Alpen flogen war alles gut. In Milano-Malpensa angekommen hatten wir einen Temperatur-Unterschied von ca. 15 Grad. Nett!
Weiter ging es dann mit dem „Malpensa-Shuttle“ ins Herz von Milano. Die Fahrt im rappelvollen Bus kostete 10 € pro Nase und dauerte in etwa 1 Stunde. Der Bus brachte uns zum Hauptbahnhof „Milano Centrale“, wo wir direkt nach Ausstieg erstmal viele merkwürdige Gestalten sahen. Am Fahrkartenautomat, wir waren gerade dabei die Sprache auf „Deutsch“ zu ändern, kam direkt ein Typ angewetzt und meinte uns helfen zu müssen, indem er wie verrückt auf dem Touch-Screen rumtippte und was vor sich hin faselte. Ich gab ihm deutlich zu verstehen das er sich besser etwas entfernen sollte. Für diesen Tag buchten wir beide ein Tagesticket für 4,50 €. Zuerst ging es zum Hotel. Dort checkten wir ein. Das „Hotel San Giovanni“ kostete 48 € im Doppelzimmer (o. Frühstück). War völlig ok und ausreichend. Im Anschluß ging es direkt nach Bergamo.
Die Fahrt mit dem Regionalzug kostete 5,25 € pro Strecke und Person. Das geht auch völlig klar, denk ich. Die beiden Städte liegen etwa 50 Zugminuten voneinander entfernt. Schon vor Bergamo sah man die Altstadt, die auf einem Hügel liegt, über dem Stadtzentrum ragen. Wir entschieden wir uns alles zu Fuß zu erkunden. Insgesamt kamen so 6-7 km zusammen, was sich aber echt schnell wegläuft. Erste Station war das Stadion, wo es galt, Ticket´s für das morgige Spiel zu kaufen. Dort kamen wir mit einem Franzosen vom RC Lens ins Gespräch, der das selbe Ziel hatte wie wir. Die Ticket´s gab es gegen Vorlage des Perso´s für 15, bzw. 20 €. Frauen und Kinder bis 12 zahlen weniger. Wir entschieden uns für Karten für die „Curva Morosini“, welche gegenüber der „Curva Nord“ liegt. Unser Sektor war direkt neben dem der Gäste. Mit den Ticket´s im Gepäck steuerten wir die Altstadt an. Standesgemäß wollten wir mit der „Funiculare“ (Standseilbahn) in die Altstadt hinauf fahren. Die Tickets bekamen wir im Tausch mit 5 €. Dafür durften wir hoch und wieder runter fahren.
Die Altstadt ist wirklich wunderschön. Sie steht komplett unter Denkmalschutz und ist von einer 5 Kilometer langen Mauer umgeben. Von hier hat man einen tollen Blick auf Bergamo hinab. Im Zentrum der „Cittá Alta“ findet man die „Piazza Vecchia“. Dort befindet sich auch u.a. das mittelalterliche Rathaus „Palazzo Vecchio“ mit dem Stadtturm, den Dom mit Kuppel, die Kirche „Santa Maria Maggiore“, ein schöner romanischer Bau von 1173 und die „Capella Coleoni“. Wer mal in der Gegend dort ist, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, dort hochzufahren. Selten was schöneres gesehen. Unser Weg führte uns zurück zum Bahnhof, von wo aus es in die zweitgrößte italienische Stadt, Mailand, zurück ging. Wir hatten vorher nicht viel gutes über Mailand gehört, und ich muß sagen das die Stadt wirklich nicht schön ist.
Was wirklich nett ist, ist die Innenstadt am Dom herum. Da bekommt man viel Glanz und Glamour zu Gesicht. Der Dom (Duomo di Santa Maria Nascente) weiß wirklich zu überzeugen. Ein wundervoller gotischer Bau. Der Dom ist die drittgrößte Kirche der Welt. Nur die Kathedrale von Sevilla und der Petersdom im Vatikan sind flächenmäßig größer. Nachdem wir unsere Runden gedreht hatten, ging es zurück ins Hotel, wo schon bald die Nacht begann.
Am Sonntag ging es morgens erneut nach Bergamo. Unterwegs ging es in den Supermarkt (viele haben dort Sonntags auf), wo wir uns mit einigen Dingen eindeckten. In Bergamo angekommen, steuerten wir wieder das Stadion an. Kai, den viele als Übersetzer des Buches „Tifare Contro“ (Eine Geschichte der italienischen Ultras) kennen, bot uns an uns nach dem Kick zum Airport zu fahren. Diesem, wirklich netten Angebot, kamen wir dann auch nach. Wir hatten uns vor dem Spiel verabredet um die Rucksäcke in Kai´s Auto zu verstauen. Kai verließ Berlin vor vielen Jahren und lebt nun in Italien. Er ist Milan-Fan. Dieses Buch, und auch die Doku, als er mit 2 Deutschen Groundhoppern durch Italien tourt sind wirklich interessant. Wir vertrödelten die Zeit bis zu seinem Eintreffen im Café, welches direkt in der Osttribüne ist. Als Kai mit Sohnemann eintraf, verstauten wir unser Gepäck im Auto, und kurze Zeit später ging es auch ins Stadion, wo wir auch den Lens-Supporter wiedersahen.
Sonntag, 27.01.2013 um 15:00 Uhr
Serie A (1. Liga Italien) - 22. Spieltag
Atalanta Bergamasca Calcio - A.C. Milan 1899 0:1
Stadio Atleti Azzurri d´Italia (Bergamo, Italien)
Ca. 22.000 Zuschauer (ca. 1.500 Milanisti, davon ca. 1.000 im Gästesektor)
Milan konnte dieses hitzige Duell mit 1:0 für sich entscheiden. Die „Rossoneri“ („Rot-Schwarzen“) waren das bessere Team und hatten auch weit mehr Ballbesitz. Trotzdem bot Atalanta eine kämpferisch gute Partie und machte es den Gästen nicht ganz einfach. Der 20 Jahre junge Stephan El Shaarawy, der derzeit Europas erfolgreichster Torjäger unter 21 Jahren ist und laut „transfermarkt.de“ einen Maktwert von 23 Mio. € hat, erzielte in der 29. Minute das Siegtor. 10 Gelbe und 1 Gelb-Rote Karte vor einen Spieler von Atalanta zeigen das dieses Spiel doch recht deftig war. Am Ende entführt Milan 3 Punkte aus Bergamo.
Die Atmosphäre im Stadion war echt gut, wenn man bedenkt welch bitteren Weg die italienische Fankultur erlebte. Die Milanisti, die die „Tessara del Tifoso“ (eine Art Fanausweis, der zum Kauf von Dauerkarten und Tickets für Auswärtsspiele berechtigt) akzepiert haben, waren mit ca. 1000 Leuten im Gästeblock. Weitere ca. 500 waren im Heimbereich anwesend. Supportet wurde nahezu 90 Minuten lang. Bis auf die eher mäßige Lautstärke kann man schon von einem ordentlichen Auftritt sprechen. Die „Curva Nord“, Heimat der fanatischsten Atalanta Fans, war ebenso fast 90 Minuten in Bewegung. Aufgrund der eher schlechten Akkustik kam allerdings nicht alles bei uns an. Die Gesamtatmosphäre war allerdings wirklich gut. Sehr hitzig teilweise. Das war es auch etwas als die Shuttle-Busse der Mailänder am Stadion ankamen. Erste Böller waren da schon zu hören. Die „Curva Nord“, sowie die Gegentribüne, haben als Intro jeweils eine riesige Blockfahne hochgezogen. In unserem Block, wo auch eine aktive Szene mit Namen „Forever Atalanta“ ihren Stand hat, wurde zu Beginn eine nette Portion verschiedenfarbiger Rauch gezündet. Dazu gab Fähnchen in den Vereinsfarben. Nette Aktion! Die Situation am Trennzaun war ab und an recht hitzig, als der Milan Anhang mit „Brescia, Brescia!!!“ - Rufen aufwartete. Brescia ist in Bergamo der meistgehasste Verein. Bei Atalanta sah man viele Fans von Ternana. Nach dem Spiel ging es dann zum Flughafen, von wo aus zurück ging. Die Fahrt war sehr kurzweilig, auch weil Kai uns von der aktuellen Situation um Antonio Speziale (Antonio, damals 17, war im Fall eines ermordeten Polizisten während des sizilianischen Derbys Catania - Palermo 2007 im November wegen Totschlags zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden) berichtete. Dieses ganze Urteil ist mehr als fragwürdig. Keine Zeugen, keine Beweise, nichts. Im Gegenteil, einige Indizien die einen tragischen Unfalltod vermuten lassen. Doch man mußte der internationalen Presse einen Täter präsentieren, und tat dies dann auch.
Libertá per Antonio - Freiheit für Antonio!