29.8.
Kasta Szczecin-Majowe vs. Jeziorak Szczecin 1-1 (1-0)
Nach dem Pommern-Derby am Montag sollte nun zwei Tage später das Stettiner Derby stattfinden. Nach der Gründung von Kasta war das Duell immer ein Garant für einen unterhaltsamen Abend bzw. Nachmittag. Die bisherigen vier Begegnungen zuvor waren allesamt sehr emotional und lockten eine Vielzahl an Zuschauern und natürlich die Fans an. Die Kulisse von bis zu 600 Zuschauern, welche für Liga 7 nicht schlecht ist, und eine farbenfrohe optische Gestaltung durch Fanutensilien und Pyrotechnik verliehen den Spielen stets einen schönen Rahmen. In der Statistik liegt Jeziorak mit zwei gewonnen Derbys vorn. Einmal gewann Kasta. Das letzte Aufeinandertreffen endete unentschieden. Beide Vereine sind in klassischen Plattenbau-Siedlungen beheimatet. Dabei wirkt das „Kasztanowe“-Viertel, in dem 1966 der Verein Jeziorak gegründet wurde, etwas skurril Es liegt weit ab vom eigentlichen Stadtgebiet und ist im Prinzip eine kleine Stadt für sich. Der erst 2007 gegründete Verein Kasta Majowe bekam einen Sportplatz am Rande seines Viertels zugeteilt, von den Einheimischen nur Komin-Arena genannt wird, da sich gleich nebenan ein Fabrikgelände befindet, zu dem ein Schornstein gehört, der schon aus der Ferne gut sichtbar ist. Zu dem Sportplatz führt übrigens keine befestigte Straße. Besucher, die mit Auto anreisen, müssen schlechte Feldwege bewältigen. Aber an der Komin-Arena finden aktuell Arbeiten statt, sodass Kasta an den Sportplatz an der Pomaranczowa ausweichen musste, welcher sich gute zwei Kilometer entfernt von der eigentlichen Heimstätte befindet. Der Platz verfügt über modernen Kunstrasen und Flutlicht. Zwei Seiten bieten einen Graswall für Zuschauer. Die Mannschaften und Schiedsrichter ziehen sich noch in Containern um. Sanitäre Einrichtungen werden wohl „demnächst“ gebaut. Der Anfang wurde jedenfalls schon gemacht.
Beim Eintreffen hingen schon zwei Fahnen des Anhangs des Gastgeber-Vereins und so langsam sammelte sich eine überschaubare Zuschauermasse. Die frühe Anstoßzeit von 17:00 an einem Mittwoch kostete ganz sicher einige Zuschauer. Unter den gut 250 Zuschauern waren auch ca. 60 Gäste. Der Eintritt ist, wie immer, frei. Heim- und Gästebereich trennten ein Flatterband und ein Schild. Es ging hier also sehr locker zu im Gegensatz zum benachbarten Regionalverband, in dem bis zur 7. Liga feste Gästebereiche vorzuweisen sind. Dennoch war das Spiel ein Derby und der Stettiner Fußballverband schickte einen so genannten „Obserwator“, sodass beide Seiten aus Angst vor hohen Strafen auf Pyro verzichteten. Früher war das ganz normal, dass bei solchen Spielen gezündet wurde. Es gehörte dazu und lockte auch Zuschauer mehr. In Stettins „Landesliga-Nord“ geht es sehr ruhig zu. In anderen Staffeln, in der es dann doch 4 bis 5 Fanszenen gibt, muss bei Spielen zwischen Vereinen mit organisiertem Gäste-Anhang teilweise ein Ordnungsdienst im Wert von 4000 zl + x aufgeboten werden, obwohl das in vielen Fällen eigentlich nicht erforderlich ist. Das kann man als Verein dann vielleicht einmal pro Saison machen. Bei den anderen Spielen erhalten dann Gäste keinen Zutritt oder das Spiel findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das sind noch alles Nachwirkungen der EM.
Auf dem Platz verhält sich Kasta in der ersten Hälfte defensiv und versucht es über immer wieder durch schnelle Konter. In der 20. wird dann der Ball flach in den Strafraum von Jeziorak gebracht und ein Bein lenkt in an den Pfosten. Durch den anschließenden Abstauber steht es 1-0 und der kleine Heimfanblock wird munter und beginnt mit dem Support. Noch zweimal wird der Ball den Pfosten treffen ehe der Schiedsrichter zur Pause pfeift und die schnelle Partie für 15 Minuten unterbricht. Auch in der zweiten Hälfte gehen beide Teams volles Tempo. Sommerfußball ist das hier nicht. Die ausgelassenen Chancen der ersten Hälfte rächen sich dann in Hälfte 2, als ein verdeckter Schuss in der 95. Minute doch noch im Tor von Kasta landet. Der Torwart hatte nicht die geringste Chance. Für den starken Einsatz auf dem Platz gibt es trotzdem Applaus von den Rängen, die Spieler kommen an den Zaun und bedanken sich für die Unterstützung. Wenigstens auf den Rängen hat Kasta gesiegt, was in Polen auch von Bedeutung ist, denn Jeziorak war nur selten zu hören. Die Fahnen ließen sie leider auch zu Hause. Nach dem Spieltag findet sich Kasta nach einem mäßigen Start im Mittelfeld wieder, Jeziorak ist 3. Aber die Saison ist ja noch jung.