Das Arena-Glück ist aufgebraucht (HFC-FCM 0:2)

  • Jedes Derby ist besonders. Keine Derbybegegnung ist wie eine andere. Jedes Derby schreibt seine eigene Geschichte. Auch wenn es sportlich um rein gar nichts geht, im Derby geht es nicht nur um die zu vergebenen drei Punkte (oder das Weiterkommen im Pokal). So war es auch am vergangenen Mittwoch wieder: die zwei besten Teams aus Sachsen-Anhalt trafen aufeinander, in Leipzig.


    Leipzigs WM-Schüssel war für den HFC größtenteils ein Glücksbringer. Ob späte oder hohe Siege über den FC Sachsen oder zuletzt der DFB-Pokaltriumph über Union Berlin, das Zentralstadion machte mir meistens viel Spaß. Jetzt kam ein angeknockter FC Magdeburg ohne Präsidium und Spiele im Rücken, die sie ohne gegnerische Einwirkung im Alleingang verloeren. Voller Überzeugung sich aus dem Miniformtief (2 Punkte aus drei Spielen) gegen den Rivalen Magdeburg zu befreien, reiste der HFC in die benachbarte Messemetropole.


    So begann auch 12 Uhr meine Reise voller Vorfreude. Derby eben. Nichtsdestotrotz blieb ich skeptisch bei den klaren Vorzeichen für die "Guten" von der Saale. Denn Derbys sind wie Pokalspiele: unberechenbar. Der Nachmittag wurde erfolgreich rumgebracht und so sollte es kurz vor 17 Uhr losgehen. Die Organisation der Fahrt nach Leipzig klappt immer besser, jeder weiß was er zu tun und zu holen hat. So war die Bierversorgung für die gut einstündige Fahrt gesichert. Der Leipziger Abendverkehr gepaart mit 200 Straßensperrungen und genug Blaulicht um die Straßenbeleuchtung zu ersetzen, erwies sich als äußerst zäh und man erreichte parallel mit dem Gästemob aus der "Capitol of potatoes" die hellerleuchtete Arena.


    Mittlerweile scheint man das Stadion wie seine Westentasche zu kennen, jeder Weg ist längst Routine. Die Vorbereitungen auf die Partie laufen wie gewohnt, für Mannschaft und Fans. Insgesamt 5.035 reisen an, immerhin 2000 Magdeburger haben sich nach Leipzig aufgemacht um die mögliche Kehrtwende zu sehen.


    Die erste Halbzeit läuft in geregelten Bahnen. Magdeburg recht mutig zu Beginn, der HFC wacht nach sage und schreibe 30 Minuten auf und initiiert erste gefährliche Aktionen. Kein mitreißendes Spiel - Vorsicht Phrasenschwein: das Spiel lebt von der Spannung. Eigentlich eines der größten Armutszeugnisse, die man einer Partie ausstellen kann. Ein bisschen Pyromanie scheint bei keinem Derby zu fehlen - da das dem Verein aber Geld kostet schleifen einige HFC-Fans unter mithilfe anwesender Ordner einen HFC-Fan aus dem Stadion. Dieser soll den Bengalo geworfen haben, was aber wohl auch nur ein Verdachtsmoment sein könnte. Genaues weiß offensichtlich keiner. Auch im Blau-Weißen Block kracht gelegentlich ein Böller.


    Die zweite Hälfte läuft getreu nach dem Motto: HFC hat die Chancen, FCM macht die Tore. Christof Köhne erzielt ein klassisches Wembleytor, das Schirigespann um Benjamin Cortus hat einen besseren Durchblick als die Kollegen im WM-Achtelfinale in Südafrika: 0:1 (61.). 10 Minuten später marschiert Maik Georgi in den halleschen Strafraum schießt Innenverteidiger Christoph Klippel an und feiert sich Sekunden später als Torschütze eines skurilen und aus meiner Sicht sehr bitteren Tores.


    Es folgt das obligatorische Anrennen, Chancenvergeben, gegnerischen Torhüter zum Helden Schießen gefolgt vom Verzweifeln. Irgendwann purzelt das Leder von Toni Lindenhahns Kopf ins Magdeburger Tor, doch dem halleschen Flügelflitzer wurde eine Torwartbehinderung nachgesagt und ein ungeschriebenes Fußballgesetz bestätigt: im 5-Meter-Raum muss ein weiträumiger Sicherheitsabstand zum Schlussmann eingehalten werden.


    Wer Fußballderbys kennt, kennt das Prozedere nach dem Abpfiff. Völlige Ratlosigkeit beim Unterlegenen; Jubel, Trubel und Heiterkeit beim Sieger. Coach Sven Köhler wandert durch die halleschen Reihen und muntert auf. Immerhin ein Magdeburger fühlt sich mit den Rot-Weißen verbunden. Sebastian Sumelka entledigte sich bereits den elenden blau-weißen (Trikot-)Farben und flitzt rüber zum inzwischen leeren Heimblock, um sich eine Zaunfahne als rot-weißes Accessoire zuzulegen. Sein Teamkollege Manuel Stiefel erinnert den Abspenstigen, dass er noch Vertrag beim FCM hat und Sven Köhler bestätigt ihm, dass er kein Interesse an einer Verpflichtung Sumelkas hat. Die Fahne landet wieder in rot-weißen Besitz und Sumelka im Mannschaftsbus der Elbestädter.


    Die Heimfahrt gestaltete sich ziemlich Elend, die Bierflaschen auf der Rückbank erwiesen sich als leer also musste für den nächsten Gerstensaft auf den vertrauten Pub in Halle gewartet werden. Mit einer bedeutungslosen Schlussviertelstunde Champions League und einigen Stouts&Ales wurde sich von der Derbyniederlage erfolgreich abgelenkt. Bald schwirrten wieder ganz andere Erlebnisse und Gedanken durch den Raum. War am Ende doch nur irgendein Fußballspiel von vielen. ;)


    Spielbericht


    Hallescher FC - 1.FC Magdeburg 0:2 (0:0)
    Tore: 0:1 Köhne (61.), 0:2 Georgi (71.)
    Zuschauer: 5.035 (im Leipziger WM-Stadion)
    HFC: Horvat - Teixeira, Klippel, Mouaya, Benes - Boltze, Schubert (78. Hebestreit) - Lindenhahn, David (70. Hauk), Kanitz (C, 70. Aydemir) - Lekavski
    FCM: Tischer - Sumelka, Halke, Köhne (83. Stiefel), Neumann (46. R. Müller) - Bauer (C), Becker - Georgi, Instenberg, Wijks - Wolf (79. Vorm)

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]