DDR Fußballgeschichte

  • Zitat

    Original von aka


    Wechsel zwischen FCs bzw. von FCs zu BSGs oder von BSGs zu FCs außerhalb des Einzugsbereiches bedurften der Genehmigung des Verbandes (und nicht der politischen Führung! - ein kleiner aber feiner Unterschied, der gerne verquirlt wird).


    Anderseits sind die Spitzen von den Sportverbänden mit der politischen Spitzen verquickt. Als Beispiel soll mal Manfred Ewald dienen. Von den DVF- Grössen Karl Zimmermann, Günter Erbach, Kurt Stoph, Helmut Riedel habe ich leider keine Biograhien im Netz gefunden.


    Steiger
    Glück auf!

  • Zitat

    Original von Steiger
    Anderseits sind die Spitzen von den Sportverbänden mit der politischen Spitzen verquickt. Als Beispiel soll mal Manfred Ewald dienen. Von den DVF- Grössen Karl Zimmermann, Günter Erbach, Kurt Stoph, Helmut Riedel habe ich leider keine Biograhien im Netz gefunden.


    Steiger
    Glück auf!


    Kurt Stoph war wohl der Bruder vom Willi.


    DFB-Präsident Meyer-Vorfelder war hohes CDU-Tier und Finanzminister in Baden-Württemberg. Heißt das jetzt, die in Hamburg "gewonnene" Meisterschaft der Bayern war staatlich gelenkt, weil MV dort dem Kaiser auf der Tribüne um den Hals gefallen ist?


    Zu dem BFC-Tor in Leipzig:
    Ich kann mich an eine MDR-Doku Anfang/Mitte der 90er Jahre erinnern, in der nichts bewiesen werden konnte. Zumindest soll die Nachspielzeit bis zum Elfmeterpfiff korrekt und nachvollziehbar gewesen sein. Danach haben Tumulte die Ausführung mehrere Minuten verhindert, so daß statistisch die 95. oder 96. Minute als Torminute zählte. Damals stand der MDR schon unter der Fuchtel von CSU-Mühlfenzl, also sollte er da bereits nicht mehr als BFC-nah gegolten haben.


    Selbst, wenn der Elfmeterpfiff unberechtigt war, wo sind die Beweise, daß das Absicht oder gar nach Willen der staatlichen Führung geschehen ist? Ist nicht auch eine ganz normale Fehlentscheidung ohne jeglichen Hintergrund möglich? Leider finden solche Legenden mittlerweile auch Einzug in die Fachliteratur, weil Schmierfinken wie Ex-IM Fuge und der politische Doktor Leske ("Freie" Universität Berlin - gewünschtes Ergebnis ist klar) solchen Schmarrn ständig wiederholen. Wenn dann "Recherche", wie beim DDR-Fußball-Buch von Baingo/Horn, aus abschreiben besteht, wird das halt verbreitet.

  • Karl Zimmermann, Sportfunktionär
    geb.: 15.01.1932 in Fischendorf (bei Leipzig),
    Spieler:
    1946-1955 bei Motor Leipzig
    1955-1958 bei Vorwärts Leipzig,
    Später:
    Vorsitzender des Rates des Kreises Döbeln,
    1.Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates im Bezirk Leipzig,
    Vizepräsident des DTSB der DDR,
    Generalsekretär des DFV der DDR


    Prof.Dr. Günter Erbach, Hochschullehrer u. Sportfunktionär
    geb.: 22.01.1928 in Kempin,
    1956-1963 Rektor der DHfK Leipzig
    1963-1965 Professor mit Lehrauftrag an der DHfK Leipzig
    1965-1974 Stellvertretender Staatssekretär für Körperkultur und Sport
    1974-1984 Staatssekretär für Körperkultur und Sport
    Präsident des DFV der DDR


    Helmut Riedel, Fussballfunktionär
    geb.: 09.04.1921
    ab 1970 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees
    1970-1974 Vorsitzender der FIFA-Schiedsrichterkommission
    1961-1976 Präsident des DFV der DDR


    Über Kurt Stoph habe ich nix gefunden.


    BWG Kille

  • "... Umsiedlung von Grube Marga nach Cottbus ..."


    Bin ich durch Zufall gerade beim Lesen drauf gestossen. Vielleicht interessiert's ja jemanden.


    1919 - Gründung als Fussballverein Grube Marga (Mitglied im ATSB)
    1928 - Umbenennung in Freier Sportverein "Sturm" Grube Marga
    1945-49 SG Marga
    1949-50 BSG Franz Mehring Marga
    1950-54 BSG Aktivist Brieske-Ost
    1954-63 SC Aktivist Brieske-Senftenberg
    danach wurde die 1.Männermannschaft (nach 13 Oberligajahren in der 1.Spielklasse) zum neugegründeten SC Cottbus delegiert und der Verein spielte unter dem Namen BSG Aktivist Brieske-Senftenberg in der Liga (2.Spielklasse) weiter.


    BWG Kille

  • Jo, danke, Kille. Hab sowas Ähnliches schon mal auf Seite vier dieses Threads geschrieben. Da taucht auch der SC Cottbus als Nachfolger des SC Aktivist Brieske-Ost auf. Aber noch mal zu meiner Frage:


    Zitat

    Original von GameDestroyer
    Was mir noch fehlt, wären die Sportclubs der Sportvereinigungen Post und Medizin. Wer kann Angaben machen, wo sie sich befanden? Und es fehlt in meiner Liste auch ein Sportclub im Bezirk Suhl, oder gab es da außerm SC Motor Zella-Mehlis, der die Wintersport-Außenstelle des SC Motor Jena war, nichts anderes?

  • Suhl war Wintersportland. Dort waren "nur" Außenstellen anderer SCs.


    Mal sehen, ob ich alle Wintersportaußenstellen zusammenbekomme:
    ASK Vorwärts in Oberhof und Brotterode (eigentlich erst Berlin, dann Frankfurt)
    SC Dynamo in Klingenthal (eigentlich Berlin)
    SC Traktor in Oberwiesenthal (eigentlich Schwerin)
    SC Motor in Zella-Mehlis (eigentlich Jena)


    Einen SC Post oder Medizin hat es meines Wissens (zumindest im Fußball) nicht gegeben.


    Bei Brieske/Cottbus war's so:


  • Zitat

    Original von BRB-Jörg


    Sömmerda, wie prickelnd für ehemalige Stars. Die Stahl-Kicker wurden damals in der Regel zu Motor Babelsberg, Motor Ludwigsfelde oder Stahl Hennigsdorf delegiert. Auch nicht besser...


    Wiso denn nicht Jörg. :biggrin:

    SV Babelsberg 03
    Nulldrei kommt wieder, aber mächtig gewaltig !


  • Alles klar, danke für die Info. Aber kannst Du Dir erklären, wieso zeitgleich der SC Motor Jena und der SC Motor Karl-Marx-Stadt existierten? Das ist das Einzige, was nicht zusammenpasst.

  • @ aka: Mal 'ne Frage ... Bei den Brieskern komme ich nicht so ganz klar, denn in alten Tabellen steht, das es sofort nach dem Wechsel der 1.Mannschaft des SC Aktivist zum SC Cottbus (1963) eine BSG Aktivist Brieske Senftenberg im Spielbetrieb gab und es erst später (zur Saison 1964/65) zur Teilung dieser BSG in die BSG Aktivist Brieske-Ost und die BSG Aktivist Senftenberg kam (welche sich dann 1972 wieder vereinigten). Ist das so korrekt (siehe unten) oder sind nur die genauen Angaben der Vereinsnamen in den Tabellen falsch (kommt ja ziemlich häufig vor ...)?


    BWG Kille


  • Zitat

    Original von Kille
    @ aka: Mal 'ne Frage ... Bei den Brieskern komme ich nicht so ganz klar, denn in alten Tabellen steht, das es sofort nach dem Wechsel der 1.Mannschaft des SC Aktivist zum SC Cottbus (1963) eine BSG Aktivist Brieske Senftenberg im Spielbetrieb gab und es erst später (zur Saison 1964/65) zur Teilung dieser BSG in die BSG Aktivist Brieske-Ost und die BSG Aktivist Senftenberg kam (welche sich dann 1972 wieder vereinigten). Ist das so korrekt (siehe unten) oder sind nur die genauen Angaben der Vereinsnamen in den Tabellen falsch (kommt ja ziemlich häufig vor ...)?


    BWG Kille


    Nein. Meine Quellen sprechen schon 1963 von Brieske-Ost und Senftenberg. Wie hier dargestellt, beide in der Bezirksliga. Erst in der FUWO vom 21.3.1972 taucht zum ersten Mal der Verein "Aktivist Brieske-Senftenberg" mit dem Zusatz "(bisher Brieske-Ost)" auf. Ich weiß, daß im Internet Tabellen kursieren, die schon ab 1963 oder 1964 die damalige DDR-Liga-Mannschaft als Brieske-Senftenberg bezeichnen, was aber nach allen mir vorliegenden Quellen falsch ist.

  • Zitat

    Original von GameDestroyer
    Alles klar, danke für die Info. Aber kannst Du Dir erklären, wieso zeitgleich der SC Motor Jena und der SC Motor Karl-Marx-Stadt existierten? Das ist das Einzige, was nicht zusammenpasst.


    Nur mutmaßend, nicht wissend. Nachdem der SC Wismut zwar als, aber nicht in Karl-Marx-Stadt spielend auftrat, brauchte ein solch wichtiges Zentrum einen SC. Industrie als Trägerbetriebe war reichlich vorhanden, aber eben vorwiegend im "Motor-Bereich". Also gab's kurzerhand einen zweiten SC Motor.

  • Zitat

    Original von aka
    Nur mutmaßend, nicht wissend. Nachdem der SC Wismut zwar als, aber nicht in Karl-Marx-Stadt spielend auftrat, brauchte ein solch wichtiges Zentrum einen SC. Industrie als Trägerbetriebe war reichlich vorhanden, aber eben vorwiegend im "Motor-Bereich". Also gab's kurzerhand einen zweiten SC Motor.


    Hmm, klingt nicht dumm. Aber betraf das wirklich jede Sektion von Wismut Karl-Marx-Stadt, dass sie außerhalb der namensgebenden Stadt spielte, oder nur die Fußballer? Ich denke eher Letzteres, denn: Die SC-Leitung befand sich in Chemnitz. Sie konzentrierte sich darauf, in einigen ausgewählten und förderungswürdigen Sportarten schlagkräftige Mannschaften für Karl-Marx-Stadt aufzubauen. Die Fußballer und deren viele Anhänger verhinderten einen Ortswechsel der Heimspielaustragungen wohl nur durch Streikdrohungen. Anderen Sektionen wäre sowas wohl nicht gelungen, da sie zahlenmäßig nicht stark genug dazu gewesen wären.


    Hier mal ein interessanter und glaubhafter Beitrag zum Thema DDR-Sport:
    http://www.sport.uni-mainz.de/…te/HOFFMANNExArbeit03.pdf

  • Noch was interessantes zum Thema Sportclubs:


    Die meisten SCs wurden nach der Wende zerschlagen. Dies bedeutet, dass die einzelnen Sektionen jeweils eigene Vereine gründeten. Das betraf den ASK Vorwärts Frankfurt, den SC Turbine Erfurt (die Radsportler nennen sichaber bis heute RSC Turbine), den SC Karl-Marx-Stadt, den SC Leipzig, den SC Empor Rostock (die Handballer heißen bis heute HC Empor, die Schwimmer SC Empor), den SC Einheit Dresden (Teile gingen zum zuvor wiedergegründeten neuen Dresdner Stadtsportklub DSC 1898 über), den SC Cottbus (die Turner heißen bis heute SCC Turnen) und den SC Dynamo Berlin (Teile gingen zum SC Berlin über).


    Schon zu DDR-Zeiten wurden der SC Stahl Riesa und der SC Fortschritt Weißenfels aufgelöst - dies waren die kleinsten Städte in der DDR mit eigenständigen Leistungszentren. In Riesa wurde nach der Wende der SC Riesa gegründet, der sich in der Traditionslinie des SC Stahl Riesa sieht und auch aus Teilen der BSG Stahl hervorging.


    Bis heute hingegen existieren der SC Magdeburg, der SV Halle (umbenannter SC Chemie Halle), TuS Jena (umbenannter SC Motor Jena), der Berliner TSC (umbenannter TSC Berlin), der Schweriner SC (umbenannter SC Traktor Schwerin) und der SC DHfK Leipzig (gilt, gemessen an olympischen Medaillen und WM-Titeln, als erfolgreichster Klub der Welt!). All diese Vereine sind heute die großen Stadtsportclubs in ihren Städten. Damit sind die ursprünglichen Namen der Klubs, als sie noch nach ihren Sportvereinigungen benannt waren, alle verschwunden. Nur der SC DHfK Leipzig, der SC Magdeburg und der Berliner TSC retteten ihre späteren DDR-Namen auch in die heutige Zeit rüber, der Rest wurde 1990 umbenannt.

  • Zitat

    Original von GameDestroyer
    Nur der SC DHfK Leipzig, der SC Magdeburg und der Berliner TSC retteten ihre späteren DDR-Namen auch in die heutige Zeit rüber, der Rest wurde 1990 umbenannt.


    ist schon traurig wie ab 1990 die namen geändert wurde. egal in welchen sportbereich. ging ja schon in d. ddr-oberliga los. gut ist zb. die rückbennung von dyamo dresden(1.fc->sg) o. auch bfc dynamo.