Auch mit neuem Trainer die Führung nicht gehalten
Das Spiel
Drei Heimspiele in Folge mit drei verschiedenen Trainern, das klingt stark nach Weltrekord. Der Einstand von Harry Pleß gegen den selbsternannten Aufstiegsaspiranten aus Niedersachen macht auf jeden Fall Hoffnung auf eine Phase der Ruhe und des kontinuierlichen sportlichen Aufstiegs.
Auch wenn in drei Tagen keine Wunder vom neuen Spielleiter zu erwarten waren, so starteten die Chemiker doch sehr aggressiv in das Spiel. Bereits in der achten Minute konnte Müller unbedrängt zu Kapitän Cramer flanken. Dessen platzierter Schuß lenkte Abwehrspieler Lieberknecht aber noch knapp über das eigene Tor. Die Braunschweiger verzeichneten erst nach einer halben Stunde die erste wirkliche Chance: Benjamin Adrion erläuft eine Kopfball-Verlängerung, stürmt in den Strafraum und Radojicic davon, verzieht dann aber knapp vor dem herauseilenden Michael Rechner. Dass Eintracht Braunschweig vielleicht doch nur eine Art Altersheim für ehemalige Lok-Spieler ist, bewies Jürgen Rische wenige Minuten später mit einem platziert auf den Schlussmann geschossenen Torversuch. Außer dieser Szene und einer gelben Karte war nichts vom erstligaerfahrenen Stürmer zu sehen.
Die zweite Halbzeit war dann schon um einiges spannender. Den schönsten Angriff sahen die Fans bereits eine Minute nach Wiederanpfiff: Cramer spielt Koslov kurz vor dem Strafraum an, der täuscht eine Ballannahme vor und lässt den Ball auf Zimmermann durch, Kunze kann aber gerade noch parieren. Nur drei Minuten später machen es die Chemiker besser. Kanitz schlägt eine Ecke nicht in den Strafraum, sondern zurück auf Bach, der den Ball einfach nur in Richtung Tor schießt. An einigen Beinen vorbei gelangt der Ball zu Koslov, der aus fünf Metern und mit kurzer Verzögerung Kunze keine Chance lässt. Die nächsten Minuten dann wieder zum Haareraufen. Zuerst vergibt Zimmermann aus Nahdistanz, dann Cramer aus spitzem Winkel ein nervenschonendes 2:0. Bei beiden Möglichkeiten hatte Kujat mustergültig seine Stürmerkollegen angespielt.
Nun waren wieder die Gäste in blau-gelb an der Reihe. Ein Kopfball von Thomas, einen Fernschuss von Grimm und einige gefährliche Ecken konnte der glänzend haltende Rechner noch entschärfen. Gegen den knallhart in den rechten oberen Winkel getretene Freistoß von Mazingu hatte er keine Chance, auch wenn es die Torwartecke war. Dem Freistoß war ein Foul von Radojicic an Fuchs genau an der Strafraumgrenze vorangegangen.
Fazit: Ein gutes Spiel der Leutzscher mit einer schwächeren Schlussphase. Das insgesamt gerechte Unentschieden mag gut sein für die Moral, der Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz ist aber trotzdem auf drei Punkte angewachsen. Der Mannschaft ist es zum vierten Mal nicht gelungen, eine Führung bis zum Schlusspfiff zu halten. Harry Pleß wird hoffentlich diesen, konditionell und psychisch bedingten Mangel, abstellen können. Dass die Eintracht aus Braunschweig sich mit dieser Leistung auf einen Aufstiegsplatz zurückspielt, sagt einiges über die Ausgeglichenheit der gesamten Liga aus.
Die Fans
Die Stimmung auf Leutzscher Seite ist in der ersten Halbzeit schlechter als gegen Neumünster. Eigentlich unverständlich. Zumindestens die zweite Halbzeit zeigt dann was möglich ist, leider erst nach der Führung. Mit etwas mehr Stabilität im Umfeld und auf dem Platz sollten aber auch Zuschauerzahlen und Stimmung steigerungsfähig sein.
Die mitgereisten Supporter der Eintracht machten ihrem Ruf des „Traktor Dösen des Nor-Westens“ alle Ehre. Mit dem Spruchband: „13 Jahre Soliklotz am Bein muss da der 1,50 sein“ bewiesen nicht nur ihre Unkenntnis im EStG (Solidarbeitrag zahlt jeder Deutsche), sondern auch in der Preispolitik des FCS (Sicherheitsuzschlag zahlt jeder Zuschauer). Der inkompetente Braunschweig-Manager hat die Stimmung vor dem Spiel allerdings auch zusätzlich angeheizt. Der akustische Support ist in der ersten Halbzeit zeitweise lauter als der der Chemiker. Dafür muss man den Niedersachsen Respekt zollen. Trotzdem ist Unterstützung im Rückstand auch für BTSV-Fans nicht verboten.
Die Statistik
Tore:
1:0 Koslov (49.)
1:1 Mazingu (78.)
Zuschauer:
4.197 (ca. 800 aus Braunschweig, Mannheim und Magdeburg im Gästeblock)