Norwegen rückt näher oder SV Babelsberg gegen SV Wilhelmshaven 2:0 (1:0)

  • Es gibt so Tage, da fällt es gar nicht so leicht, das Büro zu verlassen. Ein Kollege und guter Kumpel, der dank mir zum Nulldrei - Sympathisanten wurde, hatte seinen letzten Tag in der Firma und gab seinen Ausstand. Tja, aber was soll man machen, wenn die Prioritäten doch klar verteilt sind. Also Stündchen früher Feierabend gemacht und mit der Schichtraupe zurück in die Landeshauptstadt. Unterwegs machte ich mir schon Gedanken über den Spielberichtstitel, mir sollte er erst 13h später mit nem leichten Schwipps im Morgengrauen klar werden (obwohl „klar“ hier absolut das falsche Wort ist).


    Mit guter Laune begab ich mich nach dem obligatorischen Abstecher zum Spätkauf Babelsberg ins Karli, welches sich im Laufe des Abends mit 1601 Zuschauern füllen sollte. Trainer Demuth musste kurzfristig auf den verletzten Ronny Surma verzichte, für ihn rückte Oumari in die Startelf. Außerdem befanden sich mit Kutschke, Frahn und Kocer drei Offensivkräfte auf dem holprigen Rasen des Karlis – die Marschrichtung war klar.


    Nulldrei legte stark los und hatte schon nach 60 Sekunden die erste gute Möglichkeit. Der, wie immer emsige Kocer, setzt sich rechts gut durch, sein Einsatz wird zur ersten Ecke geklärt. Dann wurde es etwas ruhiger, so ruhig, dass mich Henner erstmal auf den modischen Kurzhaarschnitt des Trainers aufmerksam machen musste. Ja, der Henner hat ein Auge für sowas beim Fussball, mich interessiert ja eher das Spiel. Dieses plätscherte so vor sich hin, nach einer guten Viertelstunde war es Wegner, welcher Unger mit einem Aufsetzer aus 20 Metern prüfte. Kurz darauf die erste richtig gute Gelegenheit für 03: Kocer geht rechts, spielt auf Müller, der geht zur Grundlinie, passt auf Kutschke, welcher aber knapp im Fünfer verpasst. Babelsberg mit mehr Spielanteilen und mit der nächsten Chance in der 31. Minute: ein Pass aus dem Mittelfeld nimmt Frahn halbrechts auf, setzt sich gegen zwei Wilhelmshavener durch, sein Zuspiel verpasst Prochnow aber knapp. Kurz darauf rappelte es aber endlich in der Kiste: Guido setzt sich wunderschön erst gegen Fossi durch, geht durch zwei weitere Gästespieler durch, passt zu Kutschke in die Gasse, der spielt weiter Frahn, welcher rechts unten einschiebt – ein wunderschöner Spielzug. Die letzte Gelegenheit vor der Pause hatte nochmal der Hausherr, aber bei einer Flanke von der rechten Seite behindern sich Kocer und Frahn beim Kopfball – Weis kann parieren.


    Dann war Pause, in welcher Martin zu den Klängen von „meine kleine Deutsche“ beim Torwandschießen den ersten Treffer der Saison landete. Nochmals Glückwunsch an dieser Stelle.


    Nulldrei kam unverändert aus der Kabine, Gästetrainer Wolfgang Steinbach brachte Steffen Puttkammer für Radek Spilacek. Fünf Minuten waren vorbei, als Frahn einen Freistoß aus ca. 30 Metern tritt, der Ball wird von der Mauer abgefälscht und geht nur knapp am Tor vorbei. Wilhelmshaven war nun aber fordernder als in der ersten Hälfte und wäre in der 56. Minute fast zum Ausgleich gekommen: O’Neills Schuss geht nur ganz knapp links vorbei. Babelsberg machte es sich unnötig schwer, da mehrere gute Gelegenheiten (Lupfer von Kocer, den Weis abfangen kann, 58.; Flanke von Frahn, welche Kutschke um Zentimeter verpasst, 61.) einfach nicht genutzt wurden.
    Trainer Demuth reagierte und brachte für den ausgepumpten Kocer Altkapitän Patrick Moritz (65.). Wilhelmshaven startete wütende Angriffe, Unger musste mehrfach beherzt zupacken, es gab kaum Entlastung nach vorn. Unverständlich, wieso sich der Spitzenreiter so in die eigene Hälfte drängen ließ. Erst 13 Minuten vor Ultimo wieder eine Möglichkeit..und was für eine: der eingewechselte Hebisch behauptet sich gegen zwei Gegner und zieht aus 16 Metern ab, Weis pariert grandios rechts, ebenso den Nachschuss von Frahn, welcher aber von Schiedsrichter Gagelmann wegen vermeintlichem Abseits abgepfiffen wurde. Babelsberg machte es unnötig spannend, da auch kurz vor Abpfiff zwei 100%ige nicht eingenetzt wurden. In Minute 89. startet 03 einen Konter, Moritz passt auf Ergirdi, der schiebt in den Strafraum zu Hebisch, welcher das leere Tor verpasst. 60 Sekunden später war es Ergirdi, der wieder frei vor dem Tor das Nervenflattern bekommt und links vorbeischießt. Die reguläre Spielzeit war zwei Minuten abgelaufen, als Unger den Ball weit nach vorne drischt, Hebisch behauptet das Leder schön mit der Brust und vollendet trocken zum 2:0. Schiri Gagelmann pfiff ab und man konnte endlich zu den Klängen von „No Sports“ feiern.


    In der Pressekonferenz sprach Dietmar Demuth von fehlendem Selbstbewusstsein seiner Jungs und von dem großen Druck, dem die Mannschaft ausgesetzt sei. Positiv wurde Guido Kocer erwähnt, welcher sein Potential aber noch nicht ausgereizt hat. Wolfgang Steinbach sprach davon, dass er keinen 30-Punkte Unterschied zwischen beiden Teams gesehen habe.


    Vergnügt ging es im Laufe des Abends ins Archiv, wo zu Klängen meiner Jugend getanzt wurde. Plötzlich stand er auch wieder da, der Guido….und ich muss sagen, auf der Tanzfläche reizte er sein Potential auf jeden Fall aus.
    Auf dem Heimweg fielen mir die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ mit einer Werbebrochüre in die Hand. “Norwegen rückt näher – visit norway.de“. Da war er also, mein Spielberichtstitel. Dem verdutzten Mädchen an meiner Seite erklärte ich dies wie folgt: „na wo ist Norwegen? Im Norden! Und wo wollen wir am Ende der Saison stehen? Richtig, im Norden der Tabelle, oben.“. Glasklare Schlussfolgerung, wie ich finde. Danke Nulldrei.


    Babelsberg: Unger – Weidlich, A. Müller, Rudolph, Oumari, Frahn (82. Ergirdi), Prochnow, Kutschke (76. Hebisch), Civa, Kocer (65. Moritz), Laars


    Wilhelmshaven: Weis – Kozarac, Diamesso, Fossi, Wegner, Bärje (76. Jurez), O’Neill, Spilacek (46. Puttkammer), Meier (70. Fiore), Neubert, El Hammouchi


    Tore: 1:0 Frahn (35.), 2:0 Hebisch (90.)


    Gelb: Fossi


    Gäste: 5

    Besucher: 1.601

    "Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben,für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben." W.C. Fields
    RP03