21. Spieltag Landesklasse 6 Sachsen-Anhalt: SV Grün-Weiß Langeneichstädt – TSV Leuna 1:2 (0:1)
Geiseltaler Kontraste
Nach dem man längere Zeit dem Fußball abstinent war, bot sich am gestrigen Tag endlich mal wieder die Gelegenheit. Die Freundin war arbeiten, das Wetter spielte auch mit (zumindest in der ersten Tageshälfte) und so suchte man sich eine Partie, die man so alltäglich auch nicht sieht. Also begab man sich in eine Liga jenseits von gut und böse. Da man im letzten halben Jahr viel im Geiseltal unterwegs war, aber nie die Zeit gefunden hatte, sich auch mal Fußball in dieser Region zu widmen, beschloss ich dies nachzuholen. Da bot sich auf dem ersten Blick bei fussball.de die Partie SV Grün-Weiß Langeneichstädt vs. TSV Leuna an. Der SV Grün-Weiß Langeneichstädt steht in der Landesklasse satte zwei Punkte vor der Abstiegszone und der TSV Leuna befindet sich auf einen gesicherten Mittelfeldplatz. Die Eschter - die Einheimischen nennen ihr Langeneichstädt simpel Escht - müssen also mit den Arsch an die Wand kommen, während Leuna den Vorteil hat, nicht gewinnen zu müssen. Auf dem Weg nach Escht, was mittlerweile "nur noch" ein Ortsteil der Stadt Mücheln ist, knallte die Sonne nur so blauen Himmel, dass man sich von der halbstündigen Autofahrt einen Sonnenbrand auf der linken Gesichtshälfte einfing. Ja, es ist Frühling! Kaum in Escht angekommen zog sich der Himmel zu und der erste Schauer prasselte herab. Zum Glück dauerte dieser nur kurz und man konnte sich einen ersten Eindruck vom Sportplatz verschaffen. Dieser war recht einfach gestaltet: Auf einem Hügel gelegen, von dem man einen herrlichen Blick über die gesamte Stadt - ja, Langeneichstädt ist wirklich eine Stadt - hat, an der Ost und Nordseite eingegrenzt von einem Erdwall, ein kleines Gebäude an der Westseite mit den Kabinen für die Spieler, einem Container, der als Imbiss diente und ein paar überdachte Sitzbänke für die älteren Zuschauer. Völlig genügend für diese Liga. Der Rasen glich eher einem Kartoffelacker, was aber wohl eher dem langen und strengen Winter sowie dem Regen in der Nacht zuvor zuzuschreiben war. Auf anderen kleineren Sportplätzen sieht es auch nicht anders aus!
Zum Spiel: Die Partie begann bei wieder strahlend blauem Himmel und Sonnenschein gut 15 Minuten später als geplant. Nicht weil man keine Lust hatte oder der Zuschauerandrang zu groß gewesen wäre (insgesamt 116 selbst gezählte Zuschauer), nein, Schiri Stefan Kupski (Landsberg) bemängelte ein falsch ausgefülltes Spielforumlar, welches erst noch mal neu ausgefüllt werden musste. Deutsche Gründlichkeit lässt grüßen. Also ging es erst 15:15 Uhr los. Der TSV hatte Anstoß. Die vom Papier her favorisierten Leunaer übernahmen auch sofort das Zepter des Handelns, während die Eschter defensiv sicher standen. Die ersten 20 Minuten war es ein einseitiges Spiel. Leuna rannte planlos an, die Geiseltaler machten die Räume geschickt eng und ließen keinerlei Chance zu. In der 22. Minute trauten sich die an diesem Tag in gelb-schwarz gekleideten Eschter auch mal über die Mittellinie und nutzten eine Schlafeinlage der TSV-Viererkette. TSV-Schlussmann Goloiuch musste sich extrem lang machen und konnte das Leder gerade noch so mit den Fingerspitzen über die Querlatte lenken. Schade! Dieser wunderschöne Spielzug gab den Eschtern mehr Selbstvertrauen und sie kamen fortan an öfter über die Mittellinie und standen nicht nur hinten drin. Dennnoch blieb es ein chancenarmes Spiel zwischen den Strafräumen, weil spätesten am jeweils gegnerischen Sechzehner Feierabend war. In der 37. Minute gab es dann einen Freistoß für den SV Grün-Weiß ca. fünf Meter hinter der Mittellinie. Dieser kam direkt auf den Fuß eines in dunkelblau gekleideten Leunaer, der damit einen Konter wie er im Buche steht einleitete. Über drei Stationen spielte man die Eschter aus und ließ SV-Keeper Zurek keine Chance - 0:1. Bis zur Halbzeit passiert nunmehr nicht viel. Langeneichstädt zog sich wieder zurück und rührte Beton an und Leuna versuchte sich. Da der Schiri in der Ferne finstere Wolken sah und wahrscheinlich Angst hatte nass zu werden, verkürzte er die Halbzeitpause auf fünf Minuten.
Nach der kurzen Pause ging es fast unverändert weiter. Leuna wechselte einmal aus, Langeneichstädt schickte mangels Ersatz - es saßen ganze vier Leute auf der Eschter Wechselbank, davon war einer der Trainer und einer der Physio - die selbe Formation wieder auf's Feld. Die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit waren ein Ebenbild der ersten 20 Minuten der ersten Halbzeit. Auch hier kamen die Eschter erst in der 66. Minute wieder einmal ernsthaft über die Mittellinie, wieder einmal pennte die Leunaer Abwehr, wieder einmal tauchte ein Eschter Jung vor TSV-Schlussmann Goloiuch auf und diesmal stand er zu weit vor dem Gehäuse, dass man wunderbar über ihn drüber hinweg lupfen konnte und dieses mal zappelte das Leder im Netz - 1:1. Dieses schöne Tor gab die Grün-Weißen wieder mehr Mut und jene welche versuchten sich wieder mehr am offensiven Spiel zu beteiligen. Dies gelang auch mit schönen Kontern, welche aber von der nun hellwachen TSV-Abwehr oder spätestens vom Leunaer Keeper entschärft werden konnten. Dieses Spektakel sollte aber nach gut fünf Minuten wieder ein unschönes Ende finden: Nach zwei Ecken in Folge für Leuna konnte man das Leder nicht sicher aus dem Sechzehner herausbekommen, SV-Schlussmann Zurek verschätzte sich und schon zappelte das Leder wieder im Netz (72.) - 1:2. Nun kam, was kommen musste: Langeneichstädt machte hinten wieder dicht und lauerte auf Konter. Leuna rannte wieder mal planlos an und konnte sich in der Folgezeit kaum noch richtige Chancen erarbeiten. Die Konter - insgesamt vier Mal - die von den Eschtern gestartet werden konnten, fielen dem Schiedsrichterassistenten zum Opfer, der ein für's andere Mal Abseits angezeigt hatte, welche bis auf ein Mal aber kein Abseits waren. Man sollte dem Schiri-Assi vielleicht die Abseitsregelung noch einmal besser erklären. In der Schlussphase drückte dann Langeneichstädt auf den Ausgleich und so sah man ein seltenes Bild in diesem Spiel: Leuna kam überhaupt nicht mehr aus der eigenen Hälfte. Die Eschter Jungs kamen in den letzten sechs Minuten zu acht (!) Einwürfen in Höhe des Strafraumes und zwei Ecken, welche aber allesamt nichts einbrachten. Am gefährlichsten war die erste der beiden Ecken, welche am Pfosten landete. Der mittlerweile eingesetzte Regen vom dunkelgrauen fast schwarzen Himmel besiegelte das Eschter Pech. Das Spiel endete 1:2. Schade!
Langeneichstädt rutschte zwar in der Tabelle nicht weiter ab, aber ein Punkt, besser gar drei Punkte, hätten doch etwas mehr Boden zu den Abstiegsplätzen gut gemacht. Insgesamt war es von beiden Mannschaften eine durchwachsene Leistung, welche aber zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen ließ.
Zu den kullinarischen Genüssen des Eschter Sportplatzes kann ich leider keine Auskunft erteilen, da es nur Bockwurst gab und Bockwurst bei mir auf der "Ess ich nicht"-Liste u.a. ganz oben steht. Getränke gab es ab 0,50 € (0,2 l Cola, Fanta, Sprite, Wasser) bzw. 1,50 € (0,4 l Bier). Nette Mädels gab's da auch (danke an die Kassiererin für das nette Gespräch und die Kekse ). Ansonsten kann man auch nicht über Langeneichstädt meckern: Ein schmuckes verträumtes kleines Städtchen mit Dorfatmosphäre. Richtig schön chillig. Ein weiterer Besuch ist nicht ausgeschlossen.