Ein lesenswerter Beitrag zum Sasisonstart in LE
ZitatAlles anzeigenNeuland!
Nachdem in der letzten Spielzeit die Vorzeichen für die Leipziger Fußballvorherrschaft geschaffen wurden, beginnt die neue Saison unter anderen Blickwinkeln. Die neue Nr. 1, der FC Sachsen Leipzig, darf nunmehr in der Regionalliga die Stadt Leipzig hoffentlich würdig vertreten und wird sich gegen Traditionsmannschaften wie Eintracht Braunschweig, Dynamo Dresden, Rot-Weiß Essen oder den FC St. Pauli messen müssen. Hingegen beißt der VfB in den sauren Apfel und muss ein viertes Jahr durch die Oberliga reisen.
Wie vor einem Jahr angedeutet, wird der höherklassige Verein in der Stadt hofiert und man versucht, ihm mit allen Mitteln der wirtschaftlichen Kunst unter die Arme zu greifen. Durch gemeinsame Absprachen zwischen Stadt und beiden Vereinen legitimiert, fließen die Fördermittel im Verhältnis 70:30 nach Leutzsch, ebenso wie die 100.000 Euro Sporthilfe der Stadtsparkasse. Auch half der städtische Firmenverbund aus Stadtwerken, Wasserwerken und Kommunalfirmen, innerhalb weniger Tage knapp 300.000 Euro zur Erlangung der Regionalligalizenz aufzutreiben. Keine schlechten Aussichten also für die Leutzscher! Zumal man sportlich ordentlich zugelegen und mit Ferl jun., Kanitz, Koslov und Zimmermann vier Verstärkungen einkaufen konnte. Mit Ronny Kujat wurde zudem der Goalgetter der letzten Saison unter wahrscheinlicher Zuhilfenahme des schnöden Mammons gehalten.
Anders die Probstheidaer, die es diesmal mit einem russischen Trainer versuchen. Der führte vor nicht allzu langer Zeit die No-Name-Truppe aus Babelsberg in Liga Zwei und soll den VfB nun innerhalb von zwei Jahren in die Regionalliga lotsen. Zusätzlich wurde die alte Lok-Ikone Torsten Kracht verpflichtet, um die Mannschaft mit der Erfahrung von 35 Jahren in bessere sportliche Zonen zu bringen. Es bleibt abzuwarten, wie der x-te Umbruch beim ersten deutschen Meister verkraftet und die Vereinsführung um den unstetigen "Sonnenkönig" Reinhard Bauernschmidt in dieser Saison die Öffentlichkeit überraschen wird. Gleichwohl wurde die Abhängigkeit vom Vermarkter Sportwelt noch immer nicht abgebaut, womit sich der Club wiederum in ein finanzielles Abenteuer wagt. Obendrein muss der angepeilte Zuschauerschnitt von über 2.000 angezweifelt werden. Wenn die Probstheidaer nicht ständig um den Platz an der Spitze mitspielen, war die Klientel des Vereins noch nie zahlreich erschienen. Hoffen wir also das Beste für den nunmehrigen Underdog der Stadt!
Doch neben dem üblichen Geplänkel um Finanzen, sportlichem Abschneiden und dem Geschehen auf den Rängen wird es diese Saison noch auf einem anderen Sektor interessant: Der FC Sachsen wird höchstwahrscheinlich seine Traditionsstätte in Richtung des neuen Zentralstadions aufgeben und verliert somit einen seiner wichtigsten Identifikationsreize. Neben der Leutzscher Legende von 1964 um den sagenumwobenen DDR-Meistertitel war der Alfred-Kunze-Sportpark die Bastion des Vereins. Die Stätte zahlreicher brisanter Spiele und großer Erinnerungen wird nun gegen ein noch steriles, ehemals vom verhassten Ortsrivalen Lok Leipzig in vielen EC-Spielen genutztes Stadion eingetauscht. Wohl auch auf Druck der Stadt, aber sicherlich auch selbst gewollt. Denn bei aller Tradition - Regionalliga oder gar Zweitliga tauglich ist der Alfred-Kunze-Sportplatz beileibe nicht. Und wer bekommt schon so ein architektonisches Schmuckstück vor die Nase gesetzt und lässt sich die Chance entgehen, damit in neue Dimensionen vorzustoßen? Sicherlich auch eine Möglichkeit, die Fanszene neu zu strukturieren bzw. auszubauen und sich weiterhin vom Ortsrivalen abzusetzen. Das Zentralstadion nach der noch für diesen Herbst per Länderspiel Deutschland-Frankreich geplanten Einweihung mit Leben zu erfüllen - dieser verantwortungsvollen Aufgabe müssen sich die "Chämiker" nun stellen!
Auch ein Grund für die "Lokisten", sich schnellstmöglich auf ihre Stärken zu besinnen und den Rivalen nicht zu weit davon ziehen zu lassen. Denn sicherlich brennen die Probstheidaer darauf, ihr angestammtes Revier vieler erfolgreicher EC-Schlachten nicht den Leutzschern allein zu überlassen. Denn was kann es schöneres geben, als in diesem Stadion ein typisches Leipziger Ortsderby erleben zu dürfen? Wehmütig erinnern sich garantiert viele an unvergessliche Spiele zwischen Lok und Chemie in der "Schüssel"... Hoffen wir, dass es wieder einmal so kommen wird!
von TH @ WM-2006-Leipzig.de