Für das Auswärtsspiel bei Germania Ilmenau hatten sich die Gerschen was besonderes ausgedacht. Mit schlechtem Kleidungsstil und lautstarker Unterstützung sollte Wismut unter dem neuen/alten Namen den ersten Dreier der Saison landen. Doch es kam alles ganz anders.
Gleich beim Eingang merkte man, dass heute etwas anders war. Ein (überschaubares) Polizeiaufgebot, Ordner und ein Gästemob gehörten normalerweise nicht zum Inventar eines Thüringenligaspiels im Hammergrund. Die Fans der BSG Wismut (ehemals FV Gera-Süd) sind berüchtigt, nun konnte ich mir selber ein Bild machen.
Auf dem Spielfeld ging es gleich heiß her, nach sieben Minuten ging Ilmenau in Führung. David Kirsten hatte aus 30 Meter einen Freistoß auf Geras Tor abgefeuert, Robert Thieme klatscht nach vorne ab und Maryan Zachert staubt ab: 1:0. Die Stimmung unter den Gästen weiterhin ausgelassen und friedlich. Ilmenau bestimmt die Anfangsphase. Erst nach 20 Minuten beginnt Wismut anzugreifen, scheitert aber immer wieder an grottenschlechten Flanken. Ein weiterer Standard führt zum nächsten Tor. Beim 2:0 von Benjamin Pilz spekuliert Thieme im BSG-Tor falsch und kriegt den Freistoß in die Torwartecke eingeschenkt (37.). Die Gästefans waren nun sichtlich genervt und spezialisierten sich darauf die Unparteiischen und Gegenspieler anzupöbeln. Doch noch war nicht Halbzeit. Einen Freistoß der Ballsportgemeinschaft fälscht ausgerechnet Abwehrchef Dan Dobrocki in die eigenen Maschen ab, Balsam für manch erhitztes Gemüt. Kurz darauf der Schock für Ilmenau: nach schöner Kombination der Ausgleich... denkste Abseits! 2:1 der Halbzeitstand.
Die "Reporter" der Internetplattform "Tolles Thüringen" gehen auf Stimmenfang. Natürlich haben sie die Ultras Gera ins Auge gefasst und marschieren schnurstracks in den Gästeblock, kriegen aber bis auf ein "Der Lügenpresse auf die Fresse" keine Wortmeldungen. Peinliche Vorstellung, findet nicht nur der Kameramann.
Die zweite Hälfte sollte es in sich haben. Nach einem Zuspiel von Nico Eberhardt führt Zachert ein Tänzchen mit Geras Torwart Thieme auf. Der erste Versuch landet an der Latte, den anschließenden Kopfball pariert der Schlussmann; dann war er doch geschlagen, 3:1. Andere Seite... Kopfball nach einer Ecke, abgewehrt, Nachschuss durch Rene Haase: 3:2 (54.). Gera stürmt jetzt gen Ausgleich, Ilmenau kontert. Der nächste Fehler könnte spielentscheidend sein. Doppeltorschütze Zachert vergibt eine aussichtsreiche Schussposition leichtfertig. Ilmenau bringt frische Stürmer und wird belohnt.
Geras Hintermannschaft vertändelt im eigenen Strafraum nach mehreren Kurzpässen den Ball, der Torwart verliert den Ball an Pilz der das 4:2 erzielt (74.). Die Richtung ist nun klar vorgegeben. Langer Ball auf den eingewechselten Marc Fernando, der zieht trocken ab: 5:2 (76.). Das Spiel ist gegessen, der Endstand noch nicht. Auch Fernando trägt sich doppelt in die Torschützenliste ein, Flanke - Kopfball - Tor! Wismuts Hämmer schlagen nicht mehr, selbst ein siebter Treffer wäre möglich gewesen. Geras Fananhang schweigt dem Abpfiff entgegen. Die Gästespieler gehen zum Gästeblock und entschuldigen sich für das eben angebotene.
Doch im Zug war wieder Party angesagt. Bei bester Stimmung ging es für die Gerschen nach Hause, nicht besonders geistreich aber umso stimmungsgeladener - was selbst den anwesenden Polizisten ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Man hatte glatt das Gefühl Gera siegte 6:2. Und so bleiben gemischte Gefühle über die Ultras Gera, die sportliche Seite hat sich in jedem Fall gelohnt.
Ab Sonntag gibts auch Videomaterial vom Tollen Thüringen im Netz.
SV Germania Ilmenau - BSG Wismut Gera 6:2 (2:1)
Tore: 1:0/3:1 Zachert (7./50.), 2:0/4:2 Pilz (37./74.), 2:1 Dobrocki (41./ET), 3:2 Haase (54.), 5:2/6:2 Fernando (76./84.)
Zuschauer: 120