Auf den Spuren von Hebestreit, Görke & Co. (Erfurt - Emden 0:1)

  • Die Regionalliga fand an diesem Wochenende bekanntermaßen ohne den HFC statt, also musste einfacher Ersatz herhalten. In Erfurt wurde man fündig, beim Spiel zwischen RWE und den Kickers aus Emden, sollte ich erstmals das Steigerwaldstadion zu Gesicht bekommen. Bisher hab ich es in der Blumenstadt nur in die Grubestraße (2x) geschafft. Außerdem bekam ich die ehemalige Heimat einiger Chemie-Spieler zu Gesicht, Robert Stark wurde im Programmheft sogar als RWE-Mitglied zum Geburtstag gratuliert.


    Mit dem Zug ging es gen EF, in der Bahn saßen bereits einige mit der gleichen Absicht. Vom ungeliebten Erfurter Hauptbahnhof mit der wohl abartigsten Lautsprechercomputerstimme seit es Durchsagen gibt, ging es innerhalb von 10 Minuten - sich durch den Erfurter Verkehr schlängelnd - zum SWS. Karte zu KWS-Preisen für die Kurve geholt und im Stadion noch ein Programmheft und eine Bratwurst abgegriffen. Letztere war für eine Thüringer Landeshauptwurst etwas mäßig. Das Stadion ist sehr weitläufig (ähnlich wie in Gera), man ist weit weg vom Spielgeschehen. Aber in der immer mehr aufkommenden Arenen-Kultur eine willkommene Abwechlsung.
    Und so stand ich als Rot-Weißer unter Rot-Weißen und fühlte mich dennoch nicht heimisch.


    Emden versuchte von Beginn an wie der Tabellenzweite aufzuspielen, die erste Möglichkeit hatte aber Samil Cinaz (RWE). Sein flacher Freistoß wird für Daniel Masuch, der auch schon für RWE, aber nicht das thüringische, gespielt hat, eine echte Herausforderung. Für die Ostfriesen kommt ex-EFchen Enrico Neitzel gefährlich vors Tor: ein Befreiungsschlag von Dirk Orlishausen wird zum Bumerang und "Orle" muss gegen Neitzel beherzt zu packen. Beide Teams standen Defensiv sehr sicher, auf Erfurter Seite gabs das Wiedersehen mit Leipzigs Möckel. Doch der hatte bis zur Pause nichts mehr zu tun, stattdessen vertändelt erst Albert Bunjaku eine gute Schussposition, dann kriegt es Massimo Cannizzaro nicht fertig den Ball aus fünf Metern im (fast) leeren Tor unterzubringen. Der Stürmer kriegt unbedrängt nur einen laschen Aufsetzer gebacken, der wird aber geklärt. Doch der Italiener ließ sich davon trotzdem nicht beim Jubeln stören und definierte die Aktion kurzerhand als Torerfolg. Ganz im Stile seiner Heimat glänze Cannizzaro mit stets erhobenen Armen. Noch bevor er meistens nach einem Zweikampf den Boden berührte, waren schon beide Hände vorwurfsvoll weit gen Himmel gestreckt.


    Wie schon bei meinem ersten "Drittligaspiel" (Jena-Dresden 0:0) hoffte ich auf eine wesentlich ereignisreichere zweite Halbzeit. Bis dahin fiel auf dem Feld vor allem Rudolf Zedi (Emden, Ex-RWE) als Mittelfeld-Allrounder auf, der an fast jeder gelungenen Aktion eine Aktie hatte - im zweiten Durchgang tauchte der Kapitän etwas unter.


    Den belebenden Erfurter Offensiv-Fußball, der bei Sport im Osten gezeigt wird, vermisste ich auch nach dem Wechsel. Nach dem ich mal wieder das "Glück" hatte in der ersten Hälfte in der extremsten Hardcore-Raucherecke zu stehen, wechselte ich meinen Standort geringfügig. Andere Standortwechsel gab es im SWS nicht (bis auf den Seitentausch), beide Trainer vertrauten weiterhin der Startelf. Markus Unger hätte nach einer Stunde die Führung erzielen müssen, schlenzte aber an Orlishausen und RWE-Tor vorbei. In der 66.Minute kam der erfahrene Thorsten Judt für Cinaz, erstmals wirkte der Deutschtürke in der laufenden Saison nicht mehr im Spiel der Erfurter mit. Oldie Judt hatte mit seiner ersten Ballberührung gleich eine Chance, direkt in die Arme von Masuch. Nach einem Rempler von Thiago Rockenbach bekommen die Nordlichter einen Freistoß zugesprochen, Innenverteidiger Jasmin Spahic schlenzt den Ball sehenswert ins Eck: 1:0 für die Gäste (70.)!


    Im direkten Gegenzug erarbeiten sich die Thüringer eine Ecke, aus der resultierte kurz darauf ein Elfmeter: "Sündenbock" Rockenbach wollte es wieder wettmachen, zog beherzt in den Strafraum und wurde von Raschid El-Hammouchi - der Name klingt noch besser als er sich liest :D - gelegt. Im Stadion hatte ich noch innerlich zum Elferpfiff zugestimmt, im TV wurde die Schwalbe von Rockenbach klar entlarvt. Albert Bunjaku läuft siegessicher zum Strafstoß an und semmelt selbigen an den Pfosten (72.). Anschließend mischt auch der zweite Ex-Leutzscher mit, Tino Semmer kommt als dritter Stürmer in die Partie. Doch durchdachtes Angriffsspiel der Rot-Weißen blieb aus, die Schlussviertelstunde war vom kopflosen Anrennen geprägt. Emden hatte durch Neitzel und Unger noch zwei riesen Chancen die Partie zu entscheiden, doch es blieb beim Lieblingsergebnis der Emmerling-Elf (in 6 von 14 Spielen). Auch weil der BSV-Coach sich die Wechsel für taktische Zeitspielchen für die Schlussphase aufhob und seine Stürmer eher die Eckfahne als den Abschluss suchten.


    Diese Saison scheint für Erfurt zu Hause nichts möglich zu sein, wenn ich mir das Spiel live ansehe. Alle drei Heimniederlagen (Dynamo 0:1, Bayern 3:4 je im TV + Emden 0:1) hab ich in voller Länge gesehen, die nächste könnte es in knapp zwei Wochen gegen Stuttgart II geben, auch dann lässt mein Terminkalender wieder ein Livespiel zu.


    Auf dem Bahnhof ließ sich ein Trunkenbold weder von Umgebung, noch Endstand oder seinen Freunden davon abhalten lauthals sein Liederrepertoire zu präsentieren. Ich stellte derweil fest, das meine arg strapazierten Turnschuhe endgültig im Eimer sind, die Sohle hat inzwischen ein Loch, die Nähte sind gerissen. Mit dem Zug ging es unspektakulär wieder zurück nach Hause, um jetzt am Abend noch das ein oder andere Bier zu "verzehren".


    FC Rot-Weiß Erfurt - BSV Kickers Emden 0:1 (0:0)
    Tor: 0:1 Spahic (70.)
    Bes. Vorkommnis: Bunjaku (RWE) schießt einen Elfmeter an den Pfosten (72.)
    Erfurt: Orlishausen - Schnetzler (80. Wolf), Möckel, Pohl, Pinske - Hauswald (73.Semmer), Cinaz (66. Judt), Rockenbach da Silva, Peßolat - Cannizzaro, Bunjaku
    Emden: Masuch - Sievers, Rauw, Spahic, El Hammouchi - Zedi, Pfingsten-Reddig - Unger, Moosmayer (90. Nägelein) - Neitzel, Ramaj (85. Aidoo)

    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • achja, der HFC ist derzeit RWE II da mit


    David
    Hebestreit
    Görke
    Beck
    Ro. Stark
    Schubert


    gleich 6 ex Erfurter in Halle Fußballspielen...

    man kann die schönsten Siege nur feiern, wenn man auch die schmerzlichsten Niederlagen verkraften kann!