Urlaub an der Nordsee und das ohne Fußball. Nicht mein Ding. Zu viele Spiele konnte ich zwar nicht sehen (meine Partnerin hat ja auch Rechte ), aber für zwei reichte es.
Als erstes habe ich mir das Testspiel FC St. Pauli gegen Kuba ausgesucht. Der FC St. Pauli hat es sogar als „Länderspiel“ deklariert. Damit wurde gleichzeitig die neue Südtribüne eingeweiht. Vor dem Spiel wurden statt der Nationalhymnen die Lieder „ Hasta siempre Comandante Che Guevara“ und das „Herz von St. Pauli“ gespielt. Zahlreiche Kuba- und „Che“-Fahnen rundeten das Bild ab. Dass Che Guevaras Wirken nicht nur positiv war, schien an diesem Abend niemanden zu interessieren. Hauptsache, man wurde dem eigenen Klischee gerecht.
Der Gegner bemühte sich nach Leibeskräften. Das Spiel war jedoch kein ernsthafter Test. 7:0 für den FC St. Pauli hieß es am Ende, wobei in der letzten halben Stunde fünf Tore fielen, weil die Kräfte bei den Kubanern erlahmten. Fast 17.000 Zuschauer machten aber eine gute Stimmung und feuerten auch die kubanische Nationalmannschaft an. Leider ohne Erfolg. Der Ehrentreffer blieb ihr verwehrt. Die Spieler waren technisch ganz ordentlich, doch vorne zu harmlos und hinten körperlich nicht stabil genug. Die beste Chance hatten die Kubaner schon in der 1. Minute, als sie den Pfosten trafen. FC St. Pauli hatte schon eine gute Frühform, ließ den Ball laufen und kam zwangsläufig zu vielen Torchancen.
Im Gegensatz zu Bundesliga rollt in Dänemark seit Mitte Juli der Ball schon wieder in der SAS Liga (1. Liga). Ich hatte mir das Spiel Vejle BK gegen Odense BK ausgesucht. Ein Lokalderby, das wegen des UI-Cup-Spiel von Odense BK gegen Aston Villa kurzfristig auf einen Mittwoch verschoben wurde. Dennoch kamen über 8.000 Zuschauer, was für dänische Verhältnisse wohl gar nicht wenig war. Damit konnte man zu Beginn nicht rechnen. Die Stadiontore wurden erst eine Stunde vor Anpfiff geöffnet, dennoch kamen kaum Zuschauer und ich dachte, ich wäre bei einem Oberligaspiel. Das änderte sich schlagartig zwanzig Minuten vor Anpfiff, als die Massen strömten und sich die Ränge gut füllten. Das Vejle-Stadion ist neu gebaut, hat hinter beiden Toren insgesamt 2.500 Stehplätze und weitere 8.000 Sitzplätze. Die VIP-Plätze sind völlig überdimensioniert und erstrecken sich fast über die gesamte Haupttribüne.
Vejle BK war gerade wieder in die SAS Liga aufgestiegen, aber dem Gegner in allen Punkten unterlegen. Wenn Odense BK Ernst gemacht hätte, wäre ein Debakel drin gewesen. Die Torchancen wurden teilweise großzügig versiebt, was angesichts der Harmlosigkeit des Gegners ohne Folgen blieb. Nach der 3:0-Führung schaltete Odense BK einen Gang zurück und gestattete in der letzten Minute noch den 1:3 Ehrentreffer. Der Sieg war hochverdient.
Bemerkenswert waren die Sicherheitsmaßnahmen: Polizei habe ich keine gesehen. Als nach dem ersten Treffer die Fans vom Odense BK eine Rauchbombe zündeten, interessierte das niemanden. Ordnungskräfte schritten nicht ein. Dafür gab es Zoff auf der Heimtribüne im Stehplatzbereich, wo die Security mit großer Brutalität einschritt und mehrere Fans die Stufen herunter stieß, so dass sie fielen. Ein besonderer Grund für diesen massiven Einsatz war nicht ersichtlich.
Wer in Schleswig-Holstein Urlaub macht, sollte Dänemark durchaus für eine Tour berücksichtigen. Die Stadien sind zwar klein, dafür ist die Stimmung gut, man sitzt dicht am Geschehen dran, die Preise sind moderat und die Dänen sind bekanntermaßen nette Leute. Immer wieder gern.