Alles hat ein Ende, diese Rückrunde leider auch! (Gera vs. Halle 0:2)

  • Tja, alles hat einmal ein Ende. Bevor jetzt noch Wurst-Sprüche (mit doppelter Anzahl von "Enden") kommen, greife ich dieses Thema vor: die Bratwürste die im Stadion der Freundschaft in Gera verkauft wurden, machten ihrer Herkunft nicht im Ansatz etwas Ehre. Für Thüringen waren diese Grillprodukte mit angekohlter Kruste, die ein drittel der selbigen ausmachte, leider unwürdig. Jedenfalls war es schade das diese extrem erfolgreiche Rückrunde ein Ende fand, auch wenn kein fußballerische Glanzlichter dabei waren, macht "einfach nur" gewinnen auch einen Heidenspaß.


    Aber zum Anfang: das Stadion der Freundschaft hatte ich bereits zu Saisonbeginn zum DFB-Pokal (Anm. d. Autors: 0:3 gegen Jena) begutachtet. Man ist extrem weit weg vom Spielfeld, dennoch eine Super-Anlage, schick anzusehen und ein Fußballstadion wie es im Buche steht. In der kommenden Saison wird es neben dem Westsachsenstadion der letzte Nicht-Sportplatz der Oberliga sein (wenn Lok nicht aufsteigen sollte/das EAS mal ausgeklammert). Beide Stadien werde ich sicher vermissen. Auch wenn ich zum ersten mal mit meinem HFC in Gera war.


    In Gera wurde man freundlich empfangen, das Programmheft lag in der Hand wie ein mittelgroßes Buch, beim näheren Hinsehen repräsentiert es auf zahllosen Seiten aber meist den Sponsorenpool des FC Gera 03 (Anm. d. Autors: ich hab zwei Programmhefte, Gebote können absofort abgeben werden ;) ). Bei den Aufstellungen rätselten die Geraer ähnlich spektakulär wie die Mitaufsteiger aus Markrans. Marco Hartmann musste laut Gastgeber im Sturm ran, Christian Kamalla bearbeitete die linke Außenbahn und Steve Finke spielte Abwehrchef. :huh:


    Die erste Halbzeit mit leichten Vorteilen für den HFC, obwohl der Druck des Handelns eher beim Gastgeber lag. Der hatte aber nur einen Hochkaräter durch Grossert, der - fast schon wie üblich - von Darko Horvat mit einer Glanztat geklärt wurde. Fünf Minuten vor der Pause unterbricht Jan Benes durch jähes Vorstürmen das schwarz-gelbe Mittelfeldgeplänkel überlässt den Ball anschließend dem besten Torschützen in den halleschen Reihen. Nico Kanitz drischt den Ball in die Maschen (39.), alles wie immer in einer rundum gelungenen Rückrunde. Vor der Pause sorgte FCG-Torwart Stefan Richter mit zwei Glanztaten gegen Görke und Kanitz für eine Minimalspannung nach dem Seitenwechsel.


    Doch der 1.FC Gera, Anwärter auf Relegationsplatz 4, spielte wie eine graue Maus aus dem Tabellen-Mittelfeld. Alles was den HFC in den letzten Jahren auszeichnete verkörperten die 03er an diesem Nachmittag. Wenig Schwung und Ideen, Druck übte man nur aufs eigene Nervenkostüm statt auf die Gegenspieler aus. Der HFC lauerte und kam mit gutem Stellungsspiel vollends über die Runden. Die Gelegenheitschancen für den FCG vergeigten die Thüringer gleich selbst (Schmidt-Kopfball, Sadlo am langen Pfosten). Die einzige Ausnahme im Spiel von Gera blieb Stefan Bloß, der auf seiner Seite für viel Betrieb sorgte.


    Das 2:0 für Chemie ging dann ausgerechnet von Thomas Neubert aus, genau dem Thomas Neubert, der eigentlich orientierungslos bis besoffen durch die gegnerische Hälfte wandelte. Eine Riesenchance (frei vorm Torhüter, Nahdistanz) wurde vergeigt, Kopfballduelle reihenweise von ihm hergeschenkt. Am liebsten hätte ich ihm einen Kompass in der Halbzeit zugesteckt, denn bei hohen Bällen verlor er vielfach jeglichen Richtungssinn, verschätzte sich ständig oder lief einfach nicht hin. Eben dieser Spieler bediente 10 Minuten vor Spielschluss den startenden Steve Finke, der gerade erst seinen Vertrag verlängerte. Der 1,90-Schlacks ließ seinen Gegenspieler aussteigen und schob mit seinen 20 Jahren so routiniert ein, als würde er sein ganzes Leben nichts anderes machen. Pünktlich zu Saisonende setzte der Muldentaler das Sahnehäubchen auf seine tolle Entwicklung, sein erstes Saisontor und das allerletzte Oberliga-Tor des HFC. Den letzten Titel verdankte Finke dem HFC-Kollegen Thorsten Görke, der den Ball knapp am leeren Tor, Stefan Richter versuchte sich kurzzeitig als Libero, vorbeihob.


    Eigentlich stand der vierten Party - Pokalsieg in Magdeburg, Aufstieg in Eilenburg, Aufstiegsfeier in Halle - in dieser Saison nichts mehr im Wege. Dummerweise entpuppten sich hunderte Kilo Beamten-, Freund- und Helfertum verteilt auf einige grüne Uniformen direkt vor dem Gästeblock als Spielverderber. Während man in Eilenburg in völlig entspannter Manier mit der Mannschaft feiern konnte, klingelten in Gera plötzlich die Alarmglocken. Was war vorgefallen? Tja, nix. So richtig erklären konnten es auch die Beamten lange nach dem Einsatz nicht, auch sachliche Fragen wurden mit pampigen Antworten quittiert.


    Aber auch ohne die Thüringer Sportmuffel in Grün konnte noch in Gera, wenn auch etwas behutsam, gefeiert werden. Werner Georg überreichte den "Kapitänen" David Bergner und Rene Stark den Pokal für den Staffelsieg. Nun durfte natürlich jeder mal den Pott empor recken und mit mehr oder weniger peinlichen Posen zum Spielzeug degradieren. Einen ersten Lohn für den Platz an der Sonne gab es in der Kabine, das Team wurde kostenlos mit Bratwürsten versorgt und durfte noch die gleiche "kulinarische" Erfahrung machen, wie ich zur Halbzeitpause. Auf der anderen Seite lief Geras Trainer Nico Quade mit einem Frust- bzw. Saisonabschlussbier durch das Stadion.
    Gera entpuppte sich aber als fairer Verlierer, hatte als bester Aufsteiger auch keine schlechte Saison hingelegt, mehr als einen Mittelfeldrang hatte 03 nach dieser Vorstellung aber nicht verdient.


    Fazit: Mit Gera trennte sich ein angenehmer "Zeitgenosse" wieder vom HFC, bevor man ihn überhaupt lieb gewinnen konnte.


    Alles zum Spiel...


    1.FC Gera 03 - Hallescher FC 0:2 (0:1)
    Tore: 0:1 Kanitz (39.), 0:2 Finke (80.)
    Zuschauer: 1.236
    Gera: Richter - Ast (70. Raab), Bloß, Friedrich - Schmidt (46. Tröger), E. Neubert, Weißhaupt, Grossert, Franz (58. Embingou) - Janke, Sadlo
    HFC: Horvat - Werner, Kamalla, Hartmann, Benes - Kunze (86. Jurascheck), Görke, Finke (78. Seipel), Kanitz - Stark (83. Shubitidze) - T. Neubert


    R.I.P. Fußball: TeBe Berlin, SSV Reutlingen, Eintr. Bamberg, RW Essen, Bonner SC, Waldhof Mannheim, SpVgg Weiden, SSV Ulm, 1.FC Kleve, LR Ahlen, Sa. Leipzig, Germania Windeck, TuS Koblenz, VfL Kirchheim, Borea Dresden, GW Wolfen, Türkiyemspor, Kickers Emden, 1.FC Gera, Eintr. Nordhorn, RW Kemberg, Germania Schöneiche, VfB Lübeck, OFC Kickers, Wuppertaler SV, FC Oberneuland, MSV Duisburg... [to be continued]

  • Sehr zutreffender Bericht. Nur ein "Fußball"-Stadion ist es nicht, aber trotzdem schön anzusehen.
    Mein völliges Unverständnis für die sinnlose Polizeiaktion in einem fairen Spiel auf dem Platz und auf den Rängen. Es gab zu keiner Zeit eine aggressive Stimmung. Die wurde leider erst durch Randalierer in Uniform erzeugt. Schade.


    Horvath nicht nur (wieder) mit einem Klasse-Spiel sondern auch mit einer Klasse Aktion Mensch, als er sich durch die Polizeikette drängelte, um die Pfefferspraygeschädigten zu betreuen.