Wieder mal ging es mit dem HFC nach Markranstädt. Obwohl es das erste Aufeinandertreffen in einem Pflichtspiel war, kam den HFC-Fans die Strecke zum "Stadion am Bad" sehr vertraut vor, schließlich reiste man schon mehrfach zum SSV zwecks regelmäßiger Testspiele. Im Hinspiel verlor man noch mit 0:1 (mein einziges, verpasstes Heimspiel in dieser Saison) doch in der Rückrunde war sowieso alles anders.
Nach der Aufstiegsfeier in Eilenburg waren nicht mehr viele Spieler übrig. Von der Viererkette zu Saisonbeginn hatte nur noch Jens Werner die Saison verletzungsfrei "überlebt". Dafür war JeWe ein starker Rückhalt über die gesamte Saison und zeichnete sich durch sehr konstante Leistungen aus. Die Viererkette komplettierten Christian Kamalla, der 19-jährige Markus Krug und Benedikt Seipel - damit war es die jüngste Abwehrreihe der Saison (22,5 Jahre) und bis auf den Leipziger Werner eine reinhallesche Angelegenheit. Zum Lazarett gesellte sich nach einer Viertelstunde noch Kevin Kittler (Zerrung), für ihn kam Steve Finke in die Partie. Der 1,90m-Schlacks machte am 24.1.07 sein erstes HFC-Spiel in eben jenem Stadion, damals als Flügelläufer und eher schlecht als recht. Heute spielte er - wie immer unter Köhler - als 6er und das mehr als ordentlich. Die einzig nennenswerte Aktion in Abschnitt 1 gehörte ihm, nach dem ich schon forderte, er solle aus der aussichtsreichen Situation mal draufhalten, folgte er der Aufforderung. Rene Klimas rettete mit toller Parade.
Im Stadion bis dahin eine recht angenehme Atmosphäre, Würstchen und Steak ganz in Ordnung, Bier gabs inzwischen nicht mehr in Flaschen. Die HFC-Fans verabschiedeten sich von der Oberliga, die Markranstädter bangten um ihre letzte (?) Chance. Besonders kontrovers wurde der Streitfall über die Aussprache des Gastgebers "Markranstädt" diskutiert. Ein einheimischer ließ es sich nicht nehmen im sächsischen Dialekt uns bei jeder mangelhaften Betonung über die korrekte Aussprache aufzuklären. Halle scheint doch eine Hochburg des Hochdeutschen zu sein...
Im zweiten Durchgang plätscherte das Spiel weiter vor sich hin, Thorsten Görke für den HFC und der Ex-Leutzscher-Fußballgott Ronny Kujat für den SSV hatten die Führung auf dem Fuß. Die größte Möglichkeit vergab allerdings Steve Finke mit einem Gewaltschuss, doch Patrice Meißner "klaute" dem Randgrimmaer das erste Saisontor: er klärte das Geschoss mit dem Gesicht und musste blutüberströmt raus. Es folgte die sehenswerteste Aktion im HFC-Trikot von Thomas "der Storch im Strafraum" Neubert, der an der Torauslinie mit einem kleinen Tänzchen gleich zwei Gegenspieler vernaschte und Kunze bediente, dessen suboptimaler Abschluss Neuberts Gala wieder in den Mittelpunkt rücken ließ. Als wir den Mund wieder einigermaßen zugeklappt bekamen (etwas derartiges hatte Neubert niemand mehr zugetraut), traf eben dieser Stürmer noch zur Führung. Stark schob den Ball diagonal durch den Strafraum, SSV-Schlussmann Klimas wusste nicht so richtig wo er hin sollte, "Neubi" staubte ab.
Das ganze war in der 78.Minute und die letzten 12 Minuten entsprachen eher den Ansprüchen (fünfter vs. erster) der Partie. Markrans warf alles nach vorne, kam mehrfach gefährlich vors Tor, aber der inzwischen 35-jährige Darko Horvat blieb im 33.Pflichtspiel der Saison zum 17.mal unbezwungen. Kanitz und der eingewechselte Jurascheck hätten das Ergebnis auf ein unverdientes 2:0 hochschrauben können, ließen aber Fairniss walten und beließen es beim Spielverlauf entsprechenden Standard-Auswärts-Ergebnis des HFC in der Rückrunde.
Zur Halbzeit gab es noch ein Transparent der Mitgereisten: "Wir sind stolz auf euch" verkündete das Plakat und drückte mehr als nur eine Standardfloskel aus. Nach dem goldenen Tor von Neubert wurden wie schon in Chemnitz und Magdeburg ein (paar) Bengalo(s) gezündet, die allerdings bis auf zusätzliche Beleuchtung keinen Einfluss auf das Spielgeschehen oder Stadion nahmen.
Markranstädts Wentzel schrieb etwas überhastet den Relegationsplatz Vier schon ab, warf aber anschließend doch noch einen Blick auf die Ergebnisse und die Tabelle. Es bleibt weiterhin spannend auch für die Randleipziger. Für den HFC war eigentlich nur eins spannend... was hat der Chemnitzer FC gegen den VfB Auerbach angestellt? Mit dem 0:0 konnten beide Traditionsvereine gut leben: Chemnitz hatte seine Aufstiegsfreuden und den Hallensern fehlt noch ein Zähler zum letztmöglichen Titel in dieser Saison: Staffelsieger.
Inzwischen scheint auch mit der B-Elf in dieser Oberliga-Saison alles möglich zu sein, man darf gespannt sein wer in den letzten beiden Spielen noch von Sven Köhler aus dem Hut gezaubert wird, falsch machen kann er definitiv nichts mehr. Trotzdem schaut alles gebannt zum HFC: mit Pößneck und Gera als Restprogramm kann Chemie die Auf- und Abstiegsfrage noch mitentscheiden. Eine ungewohnte und komfortable Position.
SSV Markranstädt - Hallescher FC 0:1 (0:0)
Tor: Neubert (78.)
Zuschauer: 712
SSV: Klimas - Meißner (60. Petzold, 78. Hönemann), Barth, Müller - Kipping, Weißenberger, Schaaf, Kujat, Mittenzwei - M. Genschur (40. Klaus), Heditzsch
HFC: Horvat - Seipel, Kamalla, Krug, Werner - Kunze (76. Jurascheck), Görke, Kittler (15. Finke), Kanitz - Stark (82. Shubitidze) - Neubert