Interview mit Michael Wolf

  • Vor dem nunmehr verschobenen Rückrundenauftakt gibt es hier ein Interview mit Michael Wolf, dem Trainer des Lichterfelder FC. Zur Vereinfachung habe ich mit Stichpunkten gearbeitet, zu denen Micha seinen Kommentar abgeben sollte.


    ...Winterpause: Sie sollte kürzer sein, als jemals zuvor (am 15.1. war das Pokalspiel gegen Lübars geplant, d. Red.) und nun warten wir seit zwei Wochen auf den Start. Keine wirklich glückliche Situation, wenn wir wie jetzt, von Woche zu Woche uns vorbereiten müssen, um dann doch nicht zu spielen. Aber es geht ja nicht nur uns so. Fakt ist natürlich auch, dass es derzeit katastrophale Trainingsbedingungen sind. Ich hoffe, dass wir vor dem ersten Pflichtspiel noch mindestens zwei Spiele machen können, damit wir in etwa wissen, wo wir stehen. Diese Pause ist für alle eine Herausforderung. Und mit der abgelaufenen Sperre für Mika Piézka (Zeitsperre bis zum 22.Januar, d.Red.) konnten wir ja letztlich davon ein wenig profitieren.


    ...Stand der Vorbereitung: Da wir fast gänzlich auf Fußballplätze in der Vorbereitung verzichten mussten, haben wir uns eher "traditionell" vorbereiten müssen. Aber auch das ging ganz gut. Die Jungs ziehen super mit und eine "Winterdepression", wie bei anderen Vereinen oft ausgemacht, konnten wir bislang überhaupt nicht ausmachen. Mit Badminton, "Käfig-Fußball" und abwechslungsreichen anderen Trainingsmöglichkeiten schlagen wir uns ganz gut durch.


    ...Neuzugänge: Mit Rene´ Rimkus, als Torwart, und Andreas Krawczyk, als Offensivallrounder, sind uns zwei richtig gute Verpflichtungen gelungen, die unseren Kader nicht nur erweitern, sondern verstärken. Im Sommer wäre uns das sicher nicht gelungen. Dazu kommt ein wieder genesener Stefan Bär und Marcel Gessler, sowie ein sich in deutlich besserer Verfassung präsentierender "Ebi" Empere. Auch Felix Held wird wohl bald wieder dazu kommen. Gökhan "Diego" Senol ist auch schon wieder soweit, dass man guter Hoffnung sein kann, das er alle bald elastungen wieder mitmachen kann. Und nimmt man Felix Müller dazu, der sich nach längerer Fußballpause erstmal wieder an die täglichen Belastungen gewöhnen musste, gibt es eine Reihe von Spielern, die man durchaus auch als "Neuzugänge" bezeichnen kann.


    ...Abgänge: Sven Klarwiter spielt in der Rückrunde für den TSV Rudow. Er hat zwar insgesamt acht Spiele für uns gemacht, sich aber trotz fast hundertprozentiger Trainingsbeteiligung nicht an den anderen Stürmern vorbeikämpfen können. Da mit Stefan Bär ein weiterer guter Stürmer dazu kommt, haben wir ihm dazu geraten. Mathias Göring trägt sich wohl auch mit Wechselgedanken. Er fehlt allerdings seit dem Trainingsauftakt im Januar unentschuldigt. Da in der Hinserie bereits Konrad Javell, Christian Piecuch und Aymen Ayadi aus dem Kader geschieden sind, ist unser Kader jetzt nicht wirklich größer geworden, aber besser.


    ...Oberliga-Aufstieg: Die Chancen stehen derzeit besser für uns, als für jeden andere Mannschaft, das ist klar. Und ich will nicht immer als der großer Warner auftreten, aber noch sind 17 Punktspiele zu absolvieren. Wir wollen den Aufstieg und werden alles dafür tun, aber man erreicht die avisierten Ziele oftmals auch mal unnötig nicht, weil man an den überzogenen Erwartungen scheitert. Ob die von einem selbst kommen oder man sich Erwartungen von anderen aufzwängen lässt, spielt dabei keine Rolle. Das muss in die Köpfe rein. Damit meine ich vor allem jedes einzelne Spiel, das erstmal absolviert werden muss. Die Hinrunde hat gezeigt, dass man keinen Gegner unterschätzen darf und eine gewisse Bescheidenheit hilft über kleinere Durststrecken schneller hinweg zu kommen, als wenn man jetzt meint, man müsste jeden Gegner schlagen, am besten noch spielerisch klar dominiert und mit vier Toren Unterschied. Das wird definitiv nicht der Fall sein. Sieben Punkte Vorsprung sind eine Menge Holz und wir werden keinen davon freiwillig hergeben, aber ein Selbstgänger wird es eben jetzt auch nicht.


    ...Pokalwettbewerb: Mit dem 1.FC Lübars haben wir keine leichte Aufgabe, aber dennoch eine machbare bekommen. In diesem Wettbewerb haben wir nicht zuletzt durch das Spiel beim BFC Preussen schon jetzt für Furore gesorgt. Träume sind beim Pokal erlaubt und ein Spiel gegen Union wäre der absolute Hammer. Unschlagbar sind sie nicht und dann... Es ist einfach herrlich, diesen Traum träumen zu können. Mal sehen, was wir daraus machen.


    ...Perspektiven beim LFC: Das Schwerste ist immer der Anfang. So lässt sich vieles leichter realisieren. Wenn es eine berechtigte Hoffnung gibt, etwas besonderes erreichen zu können, dann geht es allen viel besser und man weiß, wozu und warum man etwas tut. Der Anfang ist uns mit der sensationellen Hinrunde gelungen. Jetzt gilt es das bestehende zu bewahren und uns Schritt für Schritt weiterzuentwickeln. Ob es die Trainingsbedingungen sind und eine Anschaffung wie ein Kopfballpendel meint oder aber die dauerhafte Überprüfung unserer Möglichkeiten bei der Verbesserung des Spielerkaders. Auch die weitere Verbesserung unserer Trainings- und Betreuungsmöglichkeiten gehören dazu. Daran arbeiten wir und ich bin überzeugt davon, dass wir im Stadion Lichterfelde noch richtig etwas aufbauen kann. Es ist ein gesunder Verein und unglaublich bodenständig. Diese Bodenständigkeit darf uns aber nicht müde und veränderungsunwillig machen, sondern sollte uns motivieren aus guten Möglichkeiten die besten Bedingungen zu entwickeln. Geld ist dafür natürlich nicht hinderlich, aber manchmal vielleicht auch schädlich, weil man zu schnell zuviel will. Geld haben wir beim Lichterfelder FC sicher nicht und eine Goldreserve ist bei uns auch nicht entdeckt worden, also müssen wir mit anderen Dingen glänzen und das möglichst auf Dauer.


    ...Veränderungen im Trainings- und Spielbetrieb: Wir sind ständig dabei uns weiter zu entwickeln. Mit Andreas Werner als Torwarttrainer haben wir deutlichen Qualitätssprung beim Training zu verzeichnen. Auch Jürgen Fehler als Schnelligkeits- und Sprinttrainer von der LG Süd zeigt, dass wir uns mit den gegebenen Umständen nicht zufrieden gegeben haben und uns weiter entwickeln wollen. Und der Weg ist noch lange nicht vorbei. Wir wollen schon im Januar das Training in Punkto Schnelligkeit noch besser methodisch aufbereiten. Wenn alles klappt, werden wir als Mannschaft vielleicht schon bald als Studienprojekt "herhalten". Auf Vermittlung von Johannes Felsenberg gehen wir da auch neue Wege. Viele andere, kleine Dinge gehören zu unserer Weiterentwicklung dazu.


    ...Zuschauerzahlen bei unseren Spielen: Das ist natürlich meist enttäuschend, aber vielleicht auch verständlich. In einer Liga zu bleiben, wie in den letzten Jahren zuvor, und nichts anderes als Ziel auszugeben, treibt nicht unbedingt Massen ins Stadion, zumal die Spielweise oft auch dann entsprechend war. Es liegt an uns, das in der Rückrunde deutlich zu verbessern. Mit einer offensiv, attraktiven Spielweise und den entsprechenden Erfolgen wird man Quantensprünge erreichen können.


    ...Rote Karten beim Verbandsligahallenturnier: Ich habe die Karten nicht gezählt, aber eine Veranstaltung, die fast soviel rote Karten "produziert" wie die gesamte Hinrunde auf dem Feld, ist als abwechslungsreiche und eigentlich spaßbringende Veranstaltung im Winter überhaupt nicht geeignet. Wenn der TSV Rudow mit dem Oberligahallenturnier insgesamt drei (!) rote Karten zu verzeichnen hat, dazu Verletzte zu beklagen hat, dann kann das doch eigentlich nicht im Sinne der Veranstaltung sein. Wir werden, soweit wir noch dabei sein sollten, daraus unsere Schlüsse ziehen, wenn es nicht die Veranstalter machen.


    ...Talente beim Lichterfelder FC: Auch beim LFC haben wir viel versprechende Talente. Wir werden versuchen, diese Jungs durch andere Möglichkeiten als materielle Anreize oder höchstmögliche Spielklasse weiter zu formen und zu fördern. Die Zusammenarbeit mit Gora Sen und der Jugendabteilung im speziellen klappt hervorragend.


    ...Änis Ben-Hatira: Unfassbar, wie es bei ihm gelaufen ist. Noch im letzten April habe ich ihn getroffen. Bei einem Spiel der B-Jugend von TeBe gegen unsere B1- Junioren Verbandsligamannschaft im Stadion Lichterfelde. Ich hatte ihm versprochen mich ein wenig darum zu kümmern, dass er vielleicht bei einem Bundesligisten unter käme. Im Mai hat er beim HSV ein Probetraining gemacht, wurde aber von Markus Hirte mit dem Hinweis, dass er noch nicht soweit sei, wieder weggeschickt, auch die Schalker winkten ab. Dann spielt er die Hinrunde in der A-Jugend von TeBe, wird zur Nationalmannschaft eingeladen, vom FC Bayern zum Training gebeten, schießt ein Tor beim DFB und ist in aller Munde. Bei Bayern fiel er durch und doch werden ihm diese Erfahrungen dort geholfen haben. Mit der Einladung vom FC Bayern fühlten sich dann auch die anderen Vereine "bestätigt" in ihrer Einschätzung, dass Änis doch einer ist. Auch der HSV, auch der FC Schalke 04. Der HSV lud ihn dann zu seinen Profis ein... und der Rest ist bekannt. Ich hoffe, dass er das Eisen schmiedet solange es heiß ist und bereits jetzt wechselt. Was besseres konnte ihm gar nicht passieren. Eine Bilderbuchstory.


    ...Karsten Bäron: Die Nachricht, dass er Amateurtrainer werden würde, erreichte mich gerüchteweise schon vorher. Ja, was soll ich dazu sagen? Viel Glück im Abstiegskampf.


    ...Hertha BSC: Ich bin ja nun auch nur noch ein Fan, natürlich weil ich dort noch immer viele Kontakte habe. Ich denke, dass es eine ganz schwere Rückrunde für Hertha BSC in der Bundesliga werden wird. Auch die zuletzt durch sensationell große Erfolge ausgezeichnete Jugendarbeit steht vor einem Scheideweg, aber das wissen die handelnden Personen dort sicher auch, hoffe ich zumindestens...


    der www.trainer-mwolf.de Seite entnommen.

  • Schönes Interview,aber:
    ...Zuschauerzahlen bei unseren Spielen: Das ist natürlich meist enttäuschend, aber vielleicht auch verständlich. In einer Liga zu bleiben, wie in den letzten Jahren zuvor, und nichts anderes als Ziel auszugeben, treibt nicht unbedingt Massen ins Stadion, zumal die Spielweise oft auch dann entsprechend war. Es liegt an uns, das in der Rückrunde deutlich zu verbessern. Mit einer offensiv, attraktiven Spielweise und den entsprechenden Erfolgen wird man Quantensprünge erreichen können.


    In Lichterfelde würde es mM nach niemand bemerken wenn wir in der CL spielen würden
    Lass mich aber gern eines besseren belehren.

  • Zitat

    Original von langner
    Harry
    Ist was wahres dran, spiele seit dreizehn Jahren nicht mehr dort, aber als ich letztens zum VL-Spiel gegen Tas da war habe ich die meisten Zuschauer wiedererkannt, nur das die jetzt graue Haare haben :wink:


    Ich noch nicht :D :rofl: :rofl: :rofl: