Samstag 6.30 Uhr, die Stadt träumt den Schlaf der Gerechten. Frierend stehe ich mit Freddy im Westend und warte auf unseren Fahrer, Herrn Marc 04 himself.
Nachdem wir ausgiebig über die Winterfestigkeit unseres Reisegefährts diskutiert und das Für und Wider von Winterreifen erörtert hatten, konnten es Richtung Stuttgart losgehen. Kaum hatten wir Berlin verlassen, schlug der Winter erbarmungslos zu. Im gemäßigten Tempo geleiteten wir über die A9 Richtung Hermsdorfer Kreuz. Da der lokale Verkehrsfunk Stau und Glatteis Richtung Nürnberg prophezeite und gleichzeitig die Neueröffnung der A71 zwischen Erfurt und Schweinfurt verkündete, dachten wir, wir könnten dem Winter ein Schnippchen schlagen. Doch weit gefehlt. In Meiningen steht Kollege Dorfpolizist und versperrt uns mit den Worten: „Junger Mann, die Menschheit ist. 6 Millionen Jahre ohne diese Autobahn ausgekommen, da schaffen Sie es ja wohl noch einen Tag. Morgen früh um 6 ist Eröffnung.“ die Weiterfahrt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die Autobahn am Samstag nur den Herren Althaus, Stoiber und Konsorten zur Verfügung stand. Na schönen Dank.
Die Straßensperrung zwang uns zu einem Umweg über die Landstraßen Unterfrankens. Da unser Zeitpuffer großzügig ausgelegt war, erreichten wir dennoch rechtzeitig vor Spielbeginn die Hauptstadt Baden-Würtembergs. Ein strategisch günstiger Parkplatz ward auch schnell gefunden und so konnten wir uns entspannt auf die Begegnung zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04 vorbereiteten.
Schnell gestärkt mit Wurst und Bier ging’s in den Gästeblock des gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion.
Die um mich stehenden Schalker diskutierten noch die Auswirkungen der Trainerentlassung und wie Oli Reck mit der Bürde als Cheftrainer zu Recht kommt, als Schiri Wolfgang Stark zum letzten Spiel der Hinrunde anpfiff.
Zum Anpfiff präsentierte das CC eine nette Choreo. Dem Schalker Block wurde scheinbar alles untersagt, denn es gab weder Fahnen noch Doppelhalters. Bundesliga ist schon toll.
Die erste Halbzeit plätscherte so vor sich hin, mit leichten Feldvorteilen für Schalke, ohne jedoch zwingend zu agieren. Echte Torchancen waren Mangelware.
In der 48. Minute nutze der Stuttgarter Gomez einen Fehler von Rodriguez aus und umspielte Torwart Rost und traf zum 1:0. In der 66. Minute stellte Luboja nach schöner Vorarbeit von Gomez den 2:0 Endstand her.
Schalke bemühte sich zwar, das Ergebnis umzugestalten, spielte aber zu kompliziert und fand keine Mittel die Abwehr des VfB zu überwinden. Kuranyi blieb an alter Wirkungsstätte blas. In der 77. Minute sah zu allem Überfluss Bajramovic noch die Gelb-Rote Karte wegen wiederholtem Foulspiel.
Im Nachhinein verlor Schalke mehr als nur 3. Punkte, wenn man das Ergebnis vom Spiel Hamburg – Bremen berücksichtigt.
Nun ist erst mal Winterpause. Zeit zum Wundenlecken und in aller Ruhe einen neuen Trainer zu suchen.
Nach Spielschluss trennten sich erst mal unsere Wege. Freddy fuhr zurück nach GE, während es Marc und mich weiter nach Strasbourg zog.
Der Weg von Stuttgart in die Hauptstadt des Elsass ging zügig von statten und auch das Stade de la Meinau ward schnell gefunden. Auf dem Parkplatz wurde das Schild mit der Aufschrift „Sortie“ ignoriert und so konnten wir auch noch die Parkgebühren sparen.
Die Arena war mit 26.000 Zuschauern fast ausverkauft und die Ultrablöcke von Strasbourg und Marseille sangen sich warm. Während des Spiels war der Support zwar von beiden Seiten durchgängig aber sehr einseitig. Da habe ich schon besseres gesehen und gehört.
Mit dem Einlaufen der Mannschaften stieg aus dem Straßbourg – Block blauer Rauch in den Nachthimmel, während die Gäste vom Mittelmeer mehrere Bengalos zündeten, ohne dass sich irgendwer darüber aufregt, noch dass die Staatsmacht den Block stürmt. Die haben es gut, die Franzosen.
Vor dem Spieltag war Racing Vorletzter in der Tabelle und noch ohne Heimsieg und man merkte schnell, das sie gewillt waren, dass zu ändern. Pausenlos wurde das Tor von Fabien Barthez angerannt, jedoch ohne Erfolg. Olympique verzweifelte in der ersten Halbzeit an der gut funktionierenden Abseitsfalle der Gastgeber.
In die Pause ging es somit mit einem 0:0.
Da während der 1. Hälfte sämtliche Gliedmaßen eingefroren sind, wurden diese während Halbzeit 2 mit Glühwein behandelt und somit kann ich leider nicht sagen, wie die zweiten 45 Minuten abliefen.
In der 61. brandete verhaltener Jubel auf. Marseille hatte zum 1:0 getroffen. Dieses Ergebnis hatte auch nach 90. Minuten bestand. Strasbourg weiter ohne Heimsieg und Tabellenletzter, aber immerhin noch in der Zwischenrunde im UEFA-Cup.
Nach Spielschluß konnten Marc und ich live miterleben, dass die Franzosen unfähig zum Autofahren sind. Auf dem Parkplatz das totale Chaos. Niemand weiß wie es geht, aber alle machen mit. Am Rande eines Nervenzusammenbruch stehend, fanden wir eine Lücke im Chaos und machten uns davon.
In Kehl noch schnell ein Bierchen getrunken, fuhren wir weiter nach Mannheim, wo wir uns im Formule 1 für einige Stunden zur Ruhe betteten.
... wird fortgesetzt.