1860 gegen Hertha BSC im Deutschen Meisterschaftsendspiel verschaukelt?

  • Hallo, es geht um das DM-Endspiel 1931.


    Das Spiel gewann Hertha BSC unter eindeutiger Benachteiligung des SV 1860 München in spielentscheidenden Szenen mit 3:2. Generell war es damals doch üblich, dass Spiele nach Protest wegen grober Schiedsrichterfehlentscheidungen wiederholt wurden.


    Hier der Beleg:

    Zitat

    "In der 75.Minute rächte sich ihr Leichtsinn:
    Johannes Sobeck, der schon im Vorjahr Herthas Matchwinner gewesen war und auch den Berliner Treffer zum 1:2-Halbzeitstand erzielt hatte, schlug erneut zu. Allerdings hatte der kleine Herthastürmer beim 2:2-Ausgleich eindeutig im Abseits gestanden, was alle - außer Schiedsrichter Fissenewerth - gesehen hatten. Die Münchner gerieten jedenfalls völlig aus dem Konzept und brachten kaum noch einen zusammenhängenden Spielzug zustande.
    Alles deutete auf eine Verlängerung hin, als Sobeck den Ball erhielt und losstürmte. Er spielte einen Sechziger aus, einen zweiten, einen dritten - dann gab er das Leder weiter auf Willi Kirsei, der deutlich sichtbar im Abseits stand. Aber der Pfiff des Schiedsrichters blieb erneut aus und der Berliner versenkte die Lederkugel zum 3:2-Siegtreffer im Münchner Netz. [...] Fissenewerth gab auch diesen Treffer, und als er Sekunden später das Spiel beendete, war Hertha BSC Berlin zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister.
    [...] Sie (die Münchner, eig. Anmerkung) hatten verloren. Zu Unrecht, wie sich (fast) alle einig waren. "Zumal", wie der 'Kicker' anschließend feststellte, "der Linienrichter bei beiden Hertha-Toren die Fahne oben hatte und der Schiedsrichter den Münchnern außerdem zwei glasklare Elfmeterm verweigert habe." "


    (Zitat aus Hardy Grüne, Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga, 1996, S. 113f.)




    Weiß denn jemand ob die 60ger damals Protest einlegten und wie der DFB damit umging? Konnte man dem Schiri Parteiigkeit nachweisen oder ging das ganze in der damaligen hektischen Zeit in Deutschland weitestgehend unter?

  • "1931 stoßen die Sechziger erstmals ins Finale um die Deutsche Meisterschaft vor. Durch einige dubiose Schiedsrichterentscheidungen benachteiligt verlieren sie das Spiel mit 3:2. Nach dem Spiel schreibt ihnen die Hertha aus Berlin ein Glückwunschtelegramm und gratuliert dem „wahren Deutschen Meister“.


    Quelle: weltfussball


    "Das Endspiel gegen 1860 München fand am 14. Juni 1931 im Köln- Müngersdorfer Stadion statt. Als Ehrenpreis stiftete der Scherl- Verlag einen Tonfilm des Spiels. Mit 3 : 2 Toren behielt Hertha BSC letztendlich die Oberhand. Diesmal fiel das Siegtor sogar erst 60 Sekunden vor Schluss durch Kirsei auf Sobeks Vorlage. Leider wurde auch der zweite Titelgewinn von Pfeifkonzerten des Publikums begleitet, dessen Sympathien den phasenweise überlegen spielenden Münchenern gehörten. "


    http://www.berlinische-monatss…bms/bmstxt00/0006gesf.htm


    "Dabei hatten die Herthaner bei diesem Finale das Glück, was ihnen in den vier sieglosen Endspielteilnahmen von 1926 bis 1929 versagt geblieben war. Man war im Duell mit den Münchener Löwen eigentlich klar unterlegen und lag verdientermaßen mit 1:2 im Hintertreffen, bis die Berliner durch zwei klare Abseitstreffer (der Schiedsrichter ignorierte in beiden Fällen die Fahne des Linienrichters) doch noch das Blatt wenden konnten. "


    Quelle: wikipedia


    "Angeblich legt der Schiedsrichter Abseitsund Elfmeterregeln stets zugunsten der Hertha aus und ignoriert – offensichtlich überfordert – auch die Entscheidungshilfen seiner Linienrichter. "


    Sachbuch "Stürmen für Deutschland"


    Ohne den Schiri einseitig zu belasten, der Bericht bei:
    http://www.herthabsc.de/index.php?id=11619


    " Der Schiedsrichter verweigerte beiden Mannschaften jeweils einen klaren Elfmeter. In der 75. Minute schließlich rutscht Ruch eine Flanke von Kirsei über den Fuß, der Ball landet im Getümmel, wo Sobek am schnellsten reagiert und das 2:2 erzielt!


    Gleich wieder eine Chance für Hertha, wieder rutscht der Ball über Ruchs Fuß, doch diesmal ist niemand da, um die Vorlage zu verwerten. Erst 30 Sekunden vor Schluss passt Sobek auf den angeschlagenen Kirsei, der geht auf das Tor zu, wartet lange und trifft mit einem sicheren Schuss zum 3:2 Siegtreffer! "


    Einen Film vom Spiel muß es offensichtlich geben, siehe :
    http://www.freitag.de/1999/40/99402002.htm


    "Auf der Stadionleinwand flackert vor Spielbeginn ein Streifen, wie von den Brüdern Skladanowsky gedreht. Er zeigt Herthas Deutsche Meisterschaft von 1931."





    Aber von einem Protest ist nirgendwo die Rede, auch nicht von
    etwaigen Konsequenzen.

  • Zitat

    Aber von einem Protest ist nirgendwo die Rede, auch nicht von


    Die Fragen, die sich aufdrängen, sind eben:


    a.) war der Schiri parteiisch oder nur hoffnungslos überfordert
    b.) wenn es keinen Protest gab, wieso?




    Vielleicht war es aber auch Konzession, da Hertha das Finale 1929 gegen die SpVgg Fürth so unglücklich (da ausgespielt in Nürnberg) verlor und die 1860er nur mit einer Ausnahme-Regelung (normalerweise waren drei Südvertreter für die DM-Endrunde qualifiziert, die ersten zwei warens über die Süddeutsche Endrunde, der dritte (1931 der SV München 1860) war der Sieger der Runde der Bezirkszweiten und nicht der Dritte der Süddeutschen Endrunde der Bezirkssieger).

  • Nun ja...


    Das ganze ist schon so lange her, da dürfte eine genaue Klärung der Vorfälle sehr schwer werden. Es gibt wohl auch kaum mehr lebende Augenzeugen und auch auf die dürfte kein Verlass sein (was man im Stadion so sieht hat oft nichts mit der Realität zu tun).


    Für Hertha günstig ausgelegt: Die hier angeführten Berichte können auch durch frustrierte 60er Fans oder 60er freundliche Journalisten so weitergetragen worden sein. Es gibt irgendwo sicher auch alternative Stimmen zu finden. Oder: Der Schiedsrichter überstimmte den "überforderten" Linienrichter in beiden Situationen, da es offensichtlich kein Abseits war oder der Ball vom Gegner kam. Was auch immer.


    Von daher gleich von Skandal zu sprechen? Wenn man sich die alten Filmaufnahmen mal anschauen könnte...


    Zitat

    Original von Per-Oehr
    Einen Film vom Spiel muß es offensichtlich geben, siehe:http://www.freitag.de/1999/40/99402002.htm


    Absolut niveauloser Beitrag, der mich als Hertha-Anhänger mal wieder als aktiven Neo-Nazi brüskiert. Bin durch solch einen Gossenjournalismus schon zu häufig unötig in Erklärungszwang geraten. Zum Gackern allerdings die Zeile mit der Ausrufung der Sperrstunde für die Berliner Eckkneipe. Der Typ ist mit Sicherheit Ur-Berliner :rofl:

  • Also die beiden Tore zum 2:2 und 3:2 waren auf jeden Fall Abseits. Da gibt es mehrere Quellen, die eindeutig davon sprechen. Wie das nun mit den fragwürdigen Elfern war, so scheint es dort verschiedene Aussagen zu geben.

  • Zitat

    Damals gab es noch Sportsgeist


    Der aber nur dann gerechtfertigt ist, wenn der Schiri nicht absichtlich parteiisch gepfiffen hat, und darum geht es ja.


    Ansonsten gab es damals doch zahlreiche Proteste und Wiederholungsspiele, zumindest in den Regionalen Endrunden. Ist das Sportsgeist?

  • Zitat

    Absolut niveauloser Beitrag, der mich als Hertha-Anhänger mal wieder als aktiven Neo-Nazi brüskiert


    Mir ging es um den Passus mit der Aussage zum existierenden
    Film.


    Ansonsten habe ich den Artikel nicht mal zur Hälfte gelesen
    und ehrlich: was sollte ich in dieser Zeitung schon anderes
    erwarten, als ein mit intellektueller Distanz zum Fußballpöbel
    geschriebener Beitrag. Klischeebeladen, was sonst.


    Da sollte man darüber stehen.


    Inwieweit die Herthaszene der Beschreibung entspricht, kann
    man als Außenstehender ohnehin nicht beurteilen und letztlich
    sind da nicht 50.000 gleichgeschaltete Zuschauer, sondern das
    ganze Spektrum des alltäglichen Lebens...


    Übrigens tendiere ich auch mehr zur Alternative "Damals gab es noch
    Sportsgeist", was ja auch das Telegramm der Berliner beweist.
    Zumal die Wertigkeit einer deutschen Fußballmeisterschaft 1931 noch
    nicht diese mediale und finanzielle Dimension hatte, wie heute...