A-Jugend: Chemnitzer FC - 1. FC Union

  • Gellertstraße: Ein gutes Pflaster
    Die A-Jugend des 1. FC Union ist am Sonntag in die Bundesliga aufgestiegen


    Stadion an der Gellertstraße, 28.05.1988: Die Nachspielzeit ist angebrochen. Mario Maek streckt die Arme nach oben und läuft zu den 4000 tobenden Unionfans. Gerade hat er das zum Klassenverbleib rettende 3:2 gegen den FC Karl-Marx-Stadt erzielt. Ein unvergesslicher Moment in der Uniongeschichte. Fast auf den Tag genau 17 Jahre später konnte der 1. FC Union an jenem geschichtsträchtigen Ort mit der A-Jugend wieder Jubeln. Spieler, die damals gerade erst geboren waren sorgten am 05.06.2005 wieder für eine kleine Sensation: Durch einen Sieg gegen den Chemnitzer FC wird der 1. FC Union im nächsten Jahr in der Bundesliga Nord/Nordost auflaufen. Während die erste Mannschaft sich in der nächsten Saison bei Falkensee/Finkenkrug und Anker Wismar die Ehre gibt, wird die A-Jugend Gegner wie Hertha BSC, Hamburger SV oder Werder Bremen empfangen.


    Ein Punkt sollte an diesem Tag genügen um den Bundesligaaufstieg einzustreichen. Doch dass dies beim Viertplatzierten Chemnitz kein Zuckerschlecken werden würde, war nicht nur Trainer Dirk Berger und der Mannschaft klar. So machten sich sage und schreibe 150 Unionfans auf um die Unter-19jährigen in Sachsen zu unterstützen. Der von der Fan- und Mitgliederabteilung eingesetzte Fanbus war schon nach wenigen Tagen ausverkauft. Im Gegensatz dazu hatten sich vielleicht 20 Chemnitzer Zuschauern und knapp 30 Polizisten eingefunden. Letztere zeigten sich wohl fast schon schockiert in Anbetracht der so friedlich erscheinenden Unionfans… Diese durften freundlicherweise ohne Eintritt auf die Haupttribüne. Vielen Dank an dieser Stelle an den Chemnitzer FC. Unter dem Dach ließ sich ordentlich Rabatz machen und so schallte das „Eisern Union“ nicht nur einmal durchs Stadionrund: Heimspielatmosphäre. Auf dieser Euphoriewelle schwebend hatte Trainer Dirk Berger vor dem Spiel ob seiner hoch motivierten Truppe schon ein klein wenig Angst: „Ich hoffe sie überdrehen nicht!“ Vielleicht war es ganz gut, dass einige von den Jungs unter der Woche „nebenbei“ noch ihre mündliche Prüfung zum Abitur ablegten…denn von „Überdrehen“ war keine Spur: Mit gewohnter Konzentration und Souveränität gingen die Unioner um Kapitän Sebastian Creutzberg zu Werke. Union trat bis auf den Langzeitverletzten Sven Ehrcke mit Bestbesetzung an. Mit Florian Müller, Daniel Schulz und Michael Hinz hatte man sogar drei Spieler mit Regionalligaerfahrung auf dem Feld. Der Chemnitzer U-18 Nationalspieler Kenny Schmidt (auch schon 15 Regionalligapartien) wurde von Steven Ruprecht extra bewacht. Dieser machte seine Sache sehr ordentlich und so kam Schmidt auch kaum zur Entfaltung. Nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Ephrem Tesfu musste Schmidt aber bereits nach 40 Minuten vom Platz. Das war zu diesem Zeitpunkt die bereits zweite verletzungsbedingte Auswechslung der Sachsen. Alle Vorteile lagen also bei Union. Leider zeigt das Mittelfeld gerade in Hälfte eins zu wenig Biss. Wunderlich und vor allem Hollenbach konnten nicht den gewohnten Druck über die Flügel ausüben. So wurde Florian Müller in seinem letzten Spiel im Uniontrikot vorn zu wenig gefüttert. Einmal konnte er aber seine Schnelligkeit ausnutzen und enteilte seinem Gegenspieler. Freistehend verzog er jedoch denkbar knapp (37.). Es blieb zur Halbzeit beim 0:0. Dieses Ergebnis reichte zwar. Beruhigend aber war das nicht. Die Anspannung war bei Verantwortlichen, Müttern, Papas und den Fans spürbar. Kurz nach Wideranpfiff rauschte der für Schmidt gekommene Chemnitzer Schimmel nur ganz knapp an einer Flanke vorbei. Wer weiß… ein Kenny Schmidt hätte diesen Ball vielleicht versenkt. In der 53. Minute spielte sich dann vor dem CFC-Gehäuse Kurioses ab. Völlig unbedrängt köpfte der Chemnitzer Abwehrspieler Kutzner den Ball in Richtung des eigenen Tores. CFC-Keeper Smerat hätte den Ball sicher gehabt und so hechtete er dem an die Torlinie rollenden Ball entgegen, fing ihn ab… Wunderlich und Müller kamen angespurtet und plötzlich rollte der Ball doch über die Linie und es stand 1:0 für den 1. FC Union. Natürlich Riesenjubel auf der Tribüne, aber noch war nichts gegessen…Nach gut einer Stunde ersetzte Trainer Berger den heute schwachen Hollenbach durch Schreiner. Dieser fand überhaupt nicht ins Spiel und war ein großer Unsicherheitsfaktor im Spiel der Unioner. Chemnitz gab nicht auf: In der 76. Minute trafen sie nur den Außenpfosten. Doch größtenteils stand der Abwehrverbund um Günther, Schulz und Ruprecht sehr sicher. Vor allem Enrico Günther verdiente sich durch seine übersichtliche Spielweise wieder einmal Bestnoten. Drei Minuten vor dem Ende wurde Nationalspieler Florian Müller ausgewechselt: Die letzten Momente von Müller im Uniontrikot waren bewegend, sehr sogar. Plötzlich kam übrigens die Sonne heraus… Während die Ersatzspieler schon die Aufstiegs-T-Shirts auspackten, musste die Elf auf dem Platz noch die letzten Sekunden hinter sich bringen. Kovulmaz hätte nach toller Vorarbeit von Frank kurz vor dem Ende das 2:0 machen müssen... Kurze Zeit späterpfiff der Schiri pünktlich ab. Der Sieg war eingefahren und der Aufstieg in die Junioren-Bundesliga perfekt. Der Jubel kannte keine Grenzen. Einige wussten gar nichts so recht hin mit ihrer Freude. Sektduschen en masse. An dieser Stelle muss ich wohl auf die Fotos verweisen.


    Eine der größten Erfolge in Unions jüngster Vereinsgeschichte ist vollbracht: Die A-Jugend ist erstklassig. Damit zählt der 1. FC Union neben Vereinen wie Hertha, Rostock, Cottbus, Erfurt und Jena zu den besten Adressen im Nordosten, was den Jugendfußball anbelangt. Viel größer noch ist vielleicht aber der Erfolg mit Florian Müller und Daniel Schulz so talentierte Spieler hervorgebracht zu haben, wie es schon lange nicht mehr der Fall war beim 1. FC Union. Beachtenswert ist auch, dass der Aufstieg trotz so vieler Ausfälle eingefahren wurde. Mit Sven Ehrcke fiel eine wichtige Kraft im defensiven Mittelfeld über die komplette Spielzeit aus (zog sich bei seinem einzigen Spiel in Neubrandenburg seinen zweiten Kreuzbandriss zu). Florian Müller stand der A-Jugend zudem oft nicht zur Verfügung, da er bei den Männern zum Einsatz kam. Und schließlich hatte man mit Tesfu und Firat eigentlich nur zwei Stürmer im Kader. Deshalb wurden mit 62 Treffern auch verhältnismäßig wenig Tore erzielt. Jedoch kamen die minimalistischen Unioner immer wieder zu knappen (und auch glücklichen) Siegen. Am eindrucksvollsten und entscheidend war für die Schützlinge um Trainer Dirk Berger und Co-Trainer Kerim Cerit sicherlich die Partei bei Sachsen Leipzig. Vor 1300 Zuschauern (darunter über 100 Unioner) wurde der Hauptkonkurrent um den Aufstieg mit 2:0 bezwungen.


    Bundesligafußball an der Alten Försterei. Das ist nun kein Traum mehr, sondern Wirklichkeit. Hoffen wir dass sich die A-Jugend weiter gut entwickelt und dass sich der 88er-Jahrgang gut integriert. Mit dem Ausfall von Stürmer-Talent Tom Martins für die Hinrunde kam leider am Sonntag schon die erste Hiobsbotschaft. Das Ziel in der nächsten Saison kann daher erstmal nur „Klassenerhalt“ lauten.




    Chemnitzer FC:
    Smerat - Löwe, Kutzner, Kunert, Troschke, Gasser, Jazwinski (81. Göbel), Köhler, Sieber, Thönelt, Schmidt (40. Schimmel)


    1. FC Union: Hinz - Ruprecht, Hollenbach (60. Schreiner), Wunderlich, Kovulmaz, Kalbus (82. Distelkam), Creutzberg, Müller (87. Frank), Günther, Schulz, Tesfu (74. Firat)


    Torschütze: 0:1 Kutzner (53./Eigentor)


    Zuschauer: 180 (150 Unioner)


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    Weiterer Bericht auf www.fcub.de