Dabei gibt es allerdings einen großen Unterschied: Einige der Kicker lenken sich bevorzugt mit Spielen ab, die nichts mit ihrem Beruf zu tun haben, während es anderen auch jenseits des grünen Rasens in den Füßen (oder Fingern) juckt. Letzteren hat es vor allem FIFA angetan. Die Fußballsimulation, die mit ihrer eigenen Weltmeisterschaft der wohl international populärste klassische e-Sport ist, wird professionell auch in der Bundesliga gespielt.
Starthilfe für Nachwuchstalente auf der Konsole, die noch keinen Vertrag haben, gibt es unter anderem in Ruud Gullits e-Sport-Akademie. Der Niederländer, der als einer der besten Fußballer des 20. Jahrhunderts gilt, gründete 2018 mit „Team Gullit“ die erste unabhängige Schule für virtuelle Kicker. Der langjährige Bundesligaprofi Christian Fuchs, der mittlerweile nur noch für die österreichische Nationalmannschaft aufläuft, hat mit „NoFuchsGiven“ in England sein eigenes FIFA-Team.
Auf die heimatliche Nachbarschaft konzentriert Fulhams Torhüter Bernd Leno seine Talentförderung. Der aus Bietigheim-Bissingen stammende Sportler und begeisterte virtuelle Kicker konzentriert sich mit seinem 2019 gegründeten Team „Leno e-Sports“ auf Nachwuchs aus Stuttgart und Umgebung. Der fünfmalige deutsche Spieler des Jahres und langjährige Premier-League-Star Mesut Özil hat sogar schon ein Jahr früher als Leno seine eigene virtuelle Mannschaft auf die Beine gestellt. Dabei zocken die e-Sportler von „M10 eSports“ außer FIFA auch das Strategiespiel Fortnite.
Nur Fußball ist auch Antoine Griezmann zuwenig. Gemeinsam mit seinem Bruder Théo hofft er mit seinem Team „Grizi Esport“ auf Erfolge in den Fußballsimulationen FIFA und PES, aber auch in Fortnite, League of Legends, CS:GO und anderen Strategiespielen. Breit gefächert ist auch das virtuelle Interesse von Ronaldo. Der mehrfache Weltfußballer aus Brasilien hat Anfang 2017 gemeinsam mit Pokerspieler André Akkari und Igor Trafane Federal, dem CEO der Brazilian Series of Poker, die Hälfte des brasilianischen „CNB e-Sports Club“ übernommen. Das Schwergewicht des Clubs liegt auf League of Legends und CS:GO.
Der Arsenal-Kicker Hector Bellerin ballert virtuell ebenfalls gern auf vielfältige Weise. Außer FIFA schätzt er den Ego-Shooter Call of Duty besonders. Fortnite steht bei vielen Kickern weit oben auf ihrer Gamingliste. Der Survival-Shooter, der sowohl durch seinen Battle-Royale-Modus wie auch Tänze, die ihren Einzug in die Fußballstadien gehalten haben, berühmt geworden ist, gehört zu den am meisten gezockten Videogames weltweit. Özil, der seine Fortnite-Künste auch auf der Gaming-Plattform Twitch hinlänglich demonstriert hat, soll sich sogar beim Fortnite-Daddeln verletzt haben.
Interessanterweise sind die meisten der in Fußballkreisen gezockten Games sowohl allein wie auch im Team zu spielen. Während im Fußball ohne Mannschaftsgeist nichts läuft und das aufeinander abgestimmt sein einer der wichtigsten Aspekte für den Erfolg ist, ist vielleicht gerade der Gedanke ans Solospiel zwischendurch reizvoll.