1.Die Aufschriften auf den T-Shirts selbst mögen nicht strafrechtlich relevant sein. Der Text für den sie stehen und dessen Titel die Aufschriften darstellen, hingegen schon.
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Die Einladung resultierte doch nur aus den Erfahrungen die Türkiyemspor in seiner Geschichte machen musste. Es ist in keiner Sekunde daran gedacht worden, hier gegen Chemnitz zu arbeiten. [...]
2. Nur heftige "verbale Entgleisungen" ? Naja, strafrechtlich relevant ist strafrechtlich relevant, man kann ja die Polizeitaktik kritisieren, zumal ein Großteil der Gruppe auch der Polizei bekannt war. Es ist aber auch bedenklich genug, wenn die Polizei vor einer so kleinen Gruppe Angst hat. Das ganze ist ja schon Mafia-ähnlich, auch das ehemalige einspannen der Gruppe in den Ordnerdienst. Die haben sich durch ihre Gewaltarien, soviel "Respekt" verschafft, das keiner gegen sie vorgeht, sogar auch noch mit ihnen zusammenarbeit ( wie auch am selben Tag beim Pressefest in Chemnitz). Das ist schon sehr skurril wie in der Stadt Chemnitz hier gearbeitet wird.
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Und auch ich möchte betonen das ich nicht alle Chemnitzer über den rechten Kamm scheren möchte [...]
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Dein/euer Anliegen in allen Ehren und auch eingedenk der Tatsache, dass die Ereignisse vom vorigen Sonntag die Vorbehalte bestätigten, gibt es einige Punkte an deiner/eurer Rolle, die zu kritisieren sind und daher die Aufarbeitung des Sachverhaltes erschweren.
Wenn du dich um Differenzierung bemühst, wie du dies in deiner letzten Anmerkung betonst, dann sollte dein Text auch frei sein von Andeutungen, die diese Differenzierung außen vor lassen. Stets gleich den ganzen Verein oder gar die ganze Stadt in ein bestimmtes Licht zu rücken, dürfte bei einem guten Teil der Menschen nicht dazu beitragen, sich von diesen Rothemden zu distanzieren. Warum auch, wenn man doch in deiner/eurer Wahrnehmung bzw. dem, was davon in die Presse lanciert wird, ohnehin als Zustimmer dargestellt wird?
Du bemerkst selbst, dass diese Rothemden die Grauzonen des Rechts präzise auszunutzen wissen. Eine an sich schon fragwürdige Entscheidung, die an dieser Stelle gefällt werden muss (moralisch-ethische Bedenken vs. strafrechtliche Relevanz, das Wissen um die Bedeutung der aufgedruckten Texte vs. die reine Buchstabenabfolge, auf die sich in Verhandlungen def. zurückgezogen würde), noch gänzlich ohne die Rahmenbedingungen des vorigen Sonntags überhaupt in Betracht zu ziehen (Größe der Gruppe, Ordner- und Polizistenzahl). Mit Verlaub, dass soll die Ereignisse nicht entschuldigen (kann es nicht), aber es soll helfen, die Beurteilung des Sonntags auf eine reelle Basis zu stellen.
Ferner scheint mir auch die Begründung, man sei mit den Beobachtern aufgrund der Erfahrungen, die Türkyjemspor gemacht habe, angereist, fraglich: aufgrund welcher Erfahrungen denn, da man das erste Mal gegeneinander spielte? Oder wurden pauschal Erfahrungen mit anderen Gegnern übertragen? Auch hier wieder: ja, im Umfeld des CFC gibt es eine zu große Gruppe, die nicht hinzunehmende politische Ansichten pflegt. Aber schon allein deswegen dem gesamten Gastgeber im Vorfeld via Medien signalisieren, dass man ihn für politisch daneben hält? Signalisieren, dass man vor Ort neutrale Beobachter braucht, weil die zu erwartenden Vorfälle sonst vertuscht zu werden drohen? Du musst zugeben, kein sehr aufgeschlossenes Bild. Warum nicht schon im Vorfeld der Partie, bei den ersten Pressemeldungen, klarstellen, dass es um die geht, die politisch-ethisch der Nachhilfe bedürfen? Warum die Pauschalität?
Nicht zuletzt finde ich das Vorgehen, die Beobachtungsergebnisse etc. via Öffentlichkeit zu verbreiten, ohne sich vorher über die genaue Situation vor Ort am Spieltag zu informieren, schlicht unseriös. Was hätte es Türkyjemspor bzw. den Förderkreis denn gekostet, den CFC, das hiesige Fanprojekt, die hiesige Polizeidienststelle zu kontaktieren, um zu erfahren, warum die Ordnungskräfte so aufgestellt waren, wie sie es offensichtlich waren, welche Möglichkeiten für Ordner und Polizei bestanden, dieser "kleinen Gruppe" [wieso eigentlich an der Stelle plötzlich "eine(r) so kleine(n) Gruppe"?], Herr zu werden, welchen Hintergrund die Einbindung eines Teils dieser Gruppe in Securitydienste hat und welche Erfahrungen man damit zeitigte? Warum die Anmaßung, über ein Konzept aus der Ferne zu urteilen? Es gibt sicher Argumente wider diesem Konzept, doch es gibt eben auch -über Jahre vom DFB abgenickt- Argument für dieses Konzept. Dass der DFB in dieser Frage die Füße still hält - geschenkt und eine Erfahrung, die man als kleiner Verein machen muss, dass halbwegs Außenstehende urteilen - naja. Warum kann man die auf Basis sachlicher Erwägungen(!) gefällte Entscheidung nicht akzeptieren sondern lanciert in der Öffentlichkeit das Bild des die Rothemden vorbehaltlos tolerierenden Vereins?
Wohlan, all das erklärt und entschuldigt nicht die Geschehnisse vom vorigen Sonntag und es verstellt auch nicht den Blick darauf, dass es seitens des Vereins und der Fans in den letzten Jahren Möglichkeiten gegeben hätte, manches anders zu entscheiden, es verstellt nicht den Blick darauf, dass hier -insofern haben die Ereignisse der letzten Wochen auch etwas gutes- Bedarf an Aufarbeitung besteht. Aber es zeigt, dass man sich -unbedacht- angreifbar macht, wenn man den als Vorwurf kolportierten eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht wird, während man den Zeigefinger hebt, was wiederum die Auseinandersetzung in der Sache erschwert, die ja sicher im Interesse von Türkyjemspor liegt.
dFT