Original von eenergy
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Ein Unfassbarer Tag. Ein unfassbares Fussballspiel, was die 184 Zuschauer da erleben durften. Ich habe so ein Spiel noch nie erlebt. Die Fakten: für beide Teams das Spiel der Spiele, vier Platzverweise, fünf Tore, aus 0:2 und 2 Mann weniger noch ein 3:2 gemacht und am Ende ein Spielabbruch. Man hätte es nicht besser inszenieren können. Dass der Tag mit einer sehr unschönen Szene und anschließendem Spielabbruch enden muss, ist dagegen natürlich sehr schmerzlich. Vergessen wird dieses Spiel jedenfalls keiner der anwesenden Zuschauer.
Nun aber der Reihe nach. Nach dem Spiel der Zweiten durften die DSC'er bereits mit der Damen-Landesligapartie gegen Großdubrau ein Abstiegsendspiel erleben. Dieses endete nach einer dramatischen Schlussphase leider nicht erfolgreich, womit die Damen abgestiegen sind. Emotional gesehen die reinste Berg- und Talfahrt dieses Spiel.
Direkt im Anschluss erlebten die Zuschauer auf Platz 11 des Ostrageheges ein unglaubliches Fußballspiel. Im Stadion konnte nicht gespielt werden, weil dort die Dresden Monarchs ihr Spiel austrugen und tags zuvor fand ein lange geplantes Sportfest statt. Am Ende sollte sich dies noch rächen.
Das Spiel begann für den Dresdner SC fatal. Erst musste man das 0:1 hinnehmen und dann flog Dennis Begrow wegen Zuschauerbeleidung vom Platz. Ihn hatte ein Gästefan, der bekanntermaßen gerne provoziert und auch im Internet reichlich Mist ablässt, beleidigt. Schlimm, dass sich Begrow gerade in so einem wichtigen Spiel davon beeindrucken lässt und im Endeffekt völlig verdient vom Platz fliegt und der eigenen Mannschaft einen Bärendienst erweist. Doch dem noch nicht genug, erzielte Köwa noch vor der Pause das 2:0. Als dann nach 63 Spielminuten auch noch Haase mit der Ampelkarte vom Platz fliegt und das Spiel so dahin plätschert, dürfte wohl selbst der kühnste Träumer nicht mehr mit dem lebenswichtigen DSC-Sieg rechnen. Alles andere als ein Sieg nützt nichts. Auch den Gästen nichts. Ein Unentschieden würde für beide den sicheren Abstieg bedeuten. Doch nun nimmt das Spiel an Fahrt auf. Nachdem sich mit Wagner der dritte Spieler vorzeitig vom Platz verabschiedet, verringert sich die zahlenmäßige Dezimiertheit des DSC. Acht Minuten später und damit eine Viertelstunde vor Schluss entscheidet der Schiedsrichter auf Elfmeter für den Sportclub. Nikica Maglica verkürzt mit diesem auf 1:2. Neun Minuten vor dem Ende - der DSC drückt inzwischen - heißt es plötzlich 2:2. Inzwischen sind die schwarz-roten Anhänger allesamt aus ihrer Schockstarre erwacht und unterstützen ihr Team lautstark. Lange war es wohl nicht mehr so laut im Gehege. Anfangs bemühte sich zwar die junge Fraktion, doch mit dem schockierenden anfänglichen Spielverlauf verschwand jede Supportmotivation. Nun blieben dem Sportclub noch wenige Minuten für das entscheidende Tor, welches den Klassenerhalt eine Woche länger möglich macht. Köwa wusste gar nicht mehr was los ist. Eben führte man noch mit zwei Toren und hatte zwei Mann mehr auf dem Feld, nun stand man mit dem Rücken zur Wand. Der DSC drückte trotz Unterzahl auch auf das Siegtor. Zuvor verabschiedete der Spielleiter aber auch noch Angermann mit gelb-rot und es ging weiter mit 9 gegen 9! In der 87. Minute kannte der Jubel dann keine Grenzen mehr. Erdmann hatte zum 3:2 getroffen, was frenetisch gefeiert wurde. Im Hinspiel hatte der DSC übrigens mit 2:0 und 3:2 geführt, Köwa erreichte noch ein 3:3. Diesmal war's andersrum.
Leider schien dies ein Königswarthaer Anhänger, dem allgemeinen Vernehmen nach sogar ein Sponsor des KSV, emotional nicht zu ertragen und sorgte mit einem tätlichen Angriff auf den Linienrichter für einen Eklat. Er stand zwar hinter dem Geländer, doch konnte aufgrund des normalen (für Bezirksligaverhältnisse übrigens ganz gewöhnlichem) geringen Abstandes zur Seitenlinie dem Schiedsrichter-Assistenten ein Bein stellen. Nun war die Hektik groß. Der fast direkt daneben stehende DSC-Ordner hatte den Täter schnell aus dem Verkehr gezogen und zur Personalienfeststellung begleitet. Der Schiedsrichter entschied inzwischen auf Spielabbruch in der 91.Minute. Gerade eben feierten die DSC'er frenetisch die unglaubliche Aufholjagd und plötzlich wusste keiner mehr, was genau los ist. Traurig, dass dem KSV-Anhänger die Birne druchbrennen musste und ein Fußballfesttag denkwürdig enden sollte. Aufgrund dieser unklaren Situation hielt sich die Siegesfeier in Grenzen, wenn auch so manch einer noch bis über das Dunkelwerden hinaus am Bierwagen zusammen saß.
Nun muss das Sportgericht entscheiden. Alles andere als ein Entscheid zugunsten des Dresdner SC wäre hier aber ein unglaubliches Urteil. Der Heimverein hatte für ausreichend und erkennbare Ordner gesorgt. Einer davon stand sogar in direkter Nähe zum "Tatort" und konnte den Täter sofort identifizieren und festhalten. Doch auf solchen Bezirksligasportplätzen lässt sich so etwas eben nichtmal mit 100 Ordnern verhindern. Der Täter war übrigens stocknüchtern. Dem austragenden Verein blieb so nur die Möglichkeit, die Anzeige gegen den Gästefan in die Wege zu leiten. Die Polizei nahm den Sachverhalt entsprechend auf. Würde das Sportgericht hier nicht zugunsten des DSC entscheiden, würde man wohl den Bezirksligaanhängern Tür und Tor öffnen, die Spiele nach Belieben zu entscheiden. Ist der eigene Verein auswärts in Rückstand, könnte man dann ja gezielt einen Sieg herbeiführen. Es bleibt die Unsicherheit. Dem Schiedsrichter-Assistenten bleibt hier nur der Wunsch der schnellen Genesung.
Ein hochdramatisches Fußballspiel, das wohl keiner der Zuschauer so schnell vergessen wird.
eenergy