Sonnabend, 28 °C, Sonnenschein – Zeit für 5.600 Zuschauer in die Alte Försterei zu pilgern, um sich das kurz angesetzte Testspiel des 1. FC Union gegen den SV Werder Bremen anzuschauen. Darunter bestimmt 600 Bremer, die sich größtenteils in ihrem Block, aber auch verteilt im Rest des Stadions wiederfanden. Die Stimmung entsprach bei weitem nicht der typischen Atmosphäre, beide Ultrablöcke fehlten und es waren sichtbar viele „Fremdgeher“ vor Ort, die sich vor der heimischen Kaffeetafel drückten.
Es war ein schönes Spiel, spielerisch passte sich Union von Anfang an das hohe Niveau an, der Ball lief teilweise so gut, dass man sich die Augen reiben und versichern musste, wirklich in an der AF zu sein. Tusche lenkte das Spiel, Quiring über außen mit sehr gutem Laufeinsatz, alle boten sich an und bewegten sich – es machte Spaß, zuzuschauen. Das war es auch nicht schlimm, dass Marin es unseren Stürmern, die mehrere Hochkaräter liegen ließen zeigte, wie man eiskalt verwandelt (0:1 in der 8. Und 0:2 in der 31. Minute). So war es auch Tusche als Mittelfeldspieler, der den Anschluss mit einem (endlich) sehr sicher verwandelten Strafstoß in der 36. Minute erzielte.
In der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel mit einigen guten Chancen von Union und schnell konternden Bremern, die öfter über außen in den Rücken unserer Innenverteidiger passen konnten. Gerade Uaferro muss da noch einiges lernen, er wurde aber auch seit langem als Nachwuchsspieler mal wieder in der ersten Mannschaft eigesetzt und man hat schlechteres von ihm gesehen
. Federico Platero ein 1,88 Meter großer Innenverteidiger von Defensor Sporting Club (Vertrag bis 2014) aus der 1. Liga Uruguays, welcher hier getestet wurde, war unauffällig aber halbwegs fehlerlos. Gegen den schnellen Marin sahen gerade Uaferro und Trapp eher schlecht aus. Ein weiterer Unterschied war sicher die gute und harte Schusstechnik, wo es bei uns scheinbar noch Nachholbedarf gibt
.
In der zweiten Halbzeit dann weiter ein schnelles und schön anzusehendes Spiel, bei den Bremer merkte man aber die Wechsel und Union wurde immer stärker. So fiel kurz vor Schluss in der 83. Minute noch der Ausgleich durch Silvio per Kopfball, was ja auch eher ungewöhnlich ist. In den Schlussminuten hätte eigentlich nach wunderschöner Tanzeinlage von Tusche, als er an der Außenlinie zwei Bremer Abwehrspieler zu Zuschauern degradierte, das 3:2 fallen müssen. Eigentlich waren noch mehr Tore drin, aber Glinker verhinderte dies mit einigen sehr guten Paraden auf unserer Seite und Quiring, Mosquera u.a. mit einer miesen Chancenverwertung auf unserer. Karl war für mich weit hinter seinen Möglichkeiten und muss mehr für die Spieleröffnung und die Ballsicherheit im Mittelfeld tun (genaues Passpiel!), die Innenverteidigung bleibt eine Baustelle und Terodde hat sicherlich auch noch Potenzial nach oben.
Insgesamt ein verdientes Unentschieden, was hätte höher ausfallen können. Union zeigte, wie auch am Anfang der Saison, dass man selber das Spiel machen kann und technisch versiert ist. Gegen zweikampfstarke Zweitligateams mit Biss und Willen kann das aber gehörig schief gehen, wie wir erfahren durften
Trotzdem war es ein gefühlter Sieg, hat die Mannschaft doch frei aufgespielt und sich viele Herzen zurückerobert.
