Trotz des ernormen logistischen Aufwandes , dem schlechten Wetter und der Tatsache dass auch ein Tag, der mit der STERNBURG-BIER-GROUNDHOPPING-TOUR ausgefüllt wird, auf 24 Stunden beschränkt ist, bleibt es mir vorbehalten, dieser Veranstaltung das Prädikat: „wertvoll“ zu verleihen.
Es ist klar, das bei einer Ausfahrt über die eigenen Exillandesgrenzen hinaus, der Faktor Abenteuer, die höchste Priorität genießt. Bei allen Gefahren und Tücken die so eine strapaziöse Tour mit sich bringen sollte jedoch auch die Party nicht zu kurz kommen. Schon die Anreise in das mittelalterliche Kleinod Erfurt artete in ein Fest aus, wie ich es zuvor nur von Sportveranstaltungen wie Beachvolleyball kannte. Im vom standardisierten Deutschen-Bahn Waggon hin zum „Party-Waggon“ umfunktionierten Mikrokosmos der Guten Laune floss das begehrte Mixgebräu in Strömen, die einem nach der Schneeschmelze hinunterrauschenden Gebirgsbach gleich kam. Die Ansagen des freundlichen Begleitpersonals fungierten als engelsgleiche Chorknabenstimme während die Vibrationen der Waggonfederung den Takt zum fröhlichen Tanz vorgaben.
Angekommen in Erfurt begab sich die Reisegruppe in bester, biersseliger Stimmung Richtung zukünftiger Arena. Schon unterwegs fielen die kunterbunten Schlachtenbummler beider Fanlager auf, die voller Stolz ihre Embleme und Vereinsfarben zur Schau trugen.
Vor dem Stadion formierten sich unverbesserliche, denen sicherlich nicht zu Unrecht, der Eintritt verwehrt wurde. Im Sinne unseres Fußballevents kann man nur hoffen, dass der Gesetzgeber Initiativen ergreift, die zu einem permanenten und präventiven Ausschluss dieser potenziellen Gewalttäter kommt. Im Stadioninneren waren wir leicht geschockt.
Uns war ja vorher schon bewusst mit welcher fußballerische Armut wir konfrontiert würden – dritte Liga besitzt ungefähr den Reiz eines Bieres ohne zusätzlichen, fruchtigen Geschmack – aber so schlimm hatten wir es uns nicht ausgemalt.
Lediglich 10.000 Fans sollten das viel zu weite Rund bevölkern. Kein Wunder betrat doch nicht ein uns bekannter internationaler Star das Grün. Ein weiteres Indiz für die eigentliche Bedeutungslosigkeit.
Baulich vernahmen wir eine Dominanz der Stehplätze, zudem unüberdacht. Vielleicht wurden die Matches zur Errichtungszeit der Sportstätte nur bis Oktober ausgetragen anders ist das Fehlen dieses Wetterschutzes nicht zu erklären. Der Umstand, den folgenden 90 Minuten allen äußeren Wettereinflüsse ausgesetzt zu sein, drückte deutlich aufs Gemüt. Vermisst wurden zudem Videoleinwände um das Publikum an der Veranstaltung zu partizipieren und zu animieren. Die Laune besserte sich jedoch als nach dem 1:0 die jubelnde Heimkurve in Gänsehautmanier den Torschützen akustisch preisgab. Darauf folgte ein „smash-Hit“ der jeden black floor zum beben bringen würde. Lässig wippten wir mit und prosteten.
Da war wieder dieses Gefühl dass ich seit der EM so sehnsüchtig misste. Das kollektive Gefühl, Teil einer berauschten Masse zu sein!
Der weitere Spielverlauf wurde zur Nebensache. Zu sehr ergötzten wir uns an den wirklich lustigen anzuschauenden, drolligen Verkleidung einiger Besucher. Passend zum zwölften Monat des Jahres kamen diese mit Weihnachtsmannmütze und symbolisierten alleine dadurch ihre Partywilligkeit.
Verschweigen möchte ich zudem nicht die an uns vorbeiflanierenden Thüringer Schönheiten. Ich bin guten Mutes, dass sich im Fall der Arenaisierung der vorhandenen Bruchbude dieser Faktor noch erhöhen wird. Gemeinsam lässt es sich eben besser feiern!
Feiern war eh unser Tagesmotto. Und wo lässt sich das besser – sieht man von einem Sportevent ab – als auf dem Weihnachtsmarkt? Langsam verstehe ich wieso mir früher vermittelt wurde, es sei die schönste Zeit des Jahres.
Wie viele andere begeisterte Besucher des Erfurter Weihnachtsmarktes labten wir uns an den christlich anmutenden Lichtinstallationen. Ein fantastisches Spektakel fürs Auge, dass wir reihenweise für die Daheimgebliebenen abfotografierten. Alle Eindrücke lassen sich kaum wiedergeben. Locker machender Glühwein dazu ein facettenreiches Musikangebot. Von traditionellen Weihnachtslieder wie „Last Christmas“ hinzu modernen Stimmungsmachern mit Schunkelgarantie.
An den anderen Ständen, sofern man sich überhaupt vom Glühweinstand trennen konnte gab es individuelle Handwerksprodukte und hochwertige Bekleidung. Leider rief zu vorgezogener Zeit aber auch die Abfahrt des Zuges.
Auf der Rückfahrt sangen wir gemeinsam noch den ein oder anderen Ohrwurm, der sich via Lautsprecher auf dem Weihnachtsmarkt in unsere Ohren gebrannt hatte. Abgerundet wurde die Heimfahrt mit dem Ergebnisservice der ersten Bundesliga. Bezüglich Fußball also auf den neuesten Stand konnten die erlebten Geschehnisse bei einigen Sternburg-Radler Bieren verarbeitet werden.
Sonntag sollte es wiederum früh aus den Betten gehen. Unsere Motivation war nicht gerade groß.
An zwei aufeinander folgenden Tagen Fußball gucken – dazu bedarf es Instrumente der Begeisterung.
Diese waren aber schnell gefunden. Irrerweise wollten wir uns diesmal den Besuch eines provinziellen Kicks antun.
Ob die Überhaupt spielen, fragte meine Reisebegleitung. Er fand weder bei Sport.de noch bei Sportbild.de unsere anvisierte Paarung. Keine Frage, Abenteuer war Gewiss!
Wieder nahmen wir vom Angebot der Deutschen Bahn, uns zu befördern gebrauch. Gera empfing uns wie Erfurt uns verabschiedete – mit Regen.
Zuerst hatten wir gewisse Navigationsprobleme da weder Fahnenschwenkende Feiernde :schal4: noch eine großflächige Ausschilderung des Sportplatzes uns den Weg wiesen. :halloatall: Eher durch Zufall stießen wir dann auf den ziemlich großen Sportplatz. Verdutzt registrierten wir, dass selbst in solch unterklassigen Ligen wie die der Oberliga die Wettkampfstätten imstande sind größere Zuschauermassen, wenn auch auf steinzeitlicher Art und Weise, zu beherbergen. :rotekarte:
Auf Annehmlichkeiten die der moderne Fan kennt muss bei solchen primitiven Stadien natürlich verzichten. Sitzplätze sind rar, Fernseher auf den Toiletten und an den Gastronomiepunkten sucht man ebenso vergebens wie eine Halbzeitunterhaltung oder Gewinnspiele von Mobilfunkanbieter oder ähnliches. :thumbdown:
Schnell kam unter uns die Frage auf, was diese Leute denn ins Stadion lockt. Über den medialen Kommunikationsweg erfährt man von der Existenz dieser Ligen oder gar der Vereine in der überregionalen Presse nichts. :stumm:
Schnell erkannten wir den Grund der Besucher - Kult. :thumbsup:
Das Stadion sowie die Akteure auf dem Rasen waren Kult. Kultig wie die Jungs versuchten ihren großen Vorbilder aus der Sportschau nachzueifern. Herrlich! Das war mehr als amüsant. :rofl: :rofl:
Völlig Bedeutungslos für eine WM, EM oder der Bundesliga droschen die 22 eifrigen Amateure die Kugel hin und her. Eine riesige Gaudi! Das war Trash, das war Party! Schade nur dass das Publikum, bis auf wenige Ausnahmen, gesetzteren Alters waren und das Maskuline überwiegte. :rotekarte:
Gut angeheitert ging es weiter um die Feier in die Verlängerung zu bringen. Natürlich war der nächste Stopp der örtliche Weihnachtsmarkt. :bia: Wie ich schon vorher erwähnt habe, habe ich mit Kirche und Religion nichts am Hut aber diese weihnachtliche Stimmung ist immer sehr geil! Alle Spaßwilligen kommen zusammen und es entsteht immer eine unbeschreibliche Atmosphäre: Flirten & Trinken. :kuss: :love: :bia:
Die Speicherkarten unserer Kameras wurden arg strapaziert aber es fanden sich viele tolle und einmalige Motive die mich zum auslösen förmlich zwangen. 80 gemachte Fotos später hieß es jedoch „Au revoir“ Gera. :halloatall:
Diese Stadt bietet fußballerisch sicherlich nur grobe Hausmannkost aber alleine das ist Kult! Und sind wir mal ehrlich: wer kann von sich behaupten mal Oberliga verfolgt zu haben? :bindafür:
Zufrieden trat wir die lange Heimreise an und planten neue Touren – dann aber bitte wieder höherklassig!
:bia: :bia: :bia: