Magdeburg verfolgt weiter seine Stadion-Pläne
OB Trümper ist verwundert über Neubau-Absichten in Halle
VON Christoph Karpe, 04.03.03, 22:04h
Die Nachricht kam wie ein Steilpass: Halle plant den Bau eines neuen Fußball-Stadions bis 2005 für etwa 20 000 Zuschauer. Auf einem Areal etwas außerhalb der Stadt sollen gleich noch eine Ballsport-Halle und eine Kampfsport-Arena aus dem Boden gestampft werden. Der ganze Komplex kostet mindestens 60 Millionen Euro. Noch ist die Finanzierung wacklig. Private Investoren werden gesucht. Interessenten gibt es - laut Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD). Sie muss im April "nur" noch den Stadtrat von der Idee begeistern. Aber erhält Leipzig am 12. April den Zuschlag als deutscher Bewerber für die Olympischen Spiele 2012, wäre dies neben der Fußball-WM 2006 ein zusätzliches Argument, auch die Saale-Metropole zur Sportstadt heraus zu putzen.
Halles Absicht löst nicht nur vor Ort Kontroversen aus, zumal das Industrie-Aschenputtel intern schon als Trainingsstätte für WM-Teams durchgefallen sein soll. Vor allem in Magdeburg wird hitzig debattiert. Schließlich verfolgt die Landeshauptstadt eigene Stadionpläne - und das bereits viel länger. Schon 1998 initiierte der heutige Bau- und Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) eine Landtagsdebatte und vertrat die Meinung: "Magdeburg braucht ein Fifa-taugliches Stadion." (heißt internationalen Ansprüchen genügend). Der Stadtrat hatte sich mit 38:3 Stimmen für eine neue Arena entschieden und 30 Millionen Mark bewilligt.
Auch wenn Magdeburg seitdem als WM-Standort durchgefallen ist, der 1. FCM der Insolvenz nur knapp entkam und heute wie der Hallesche FC in der Oberliga herumdümpelt: Die Magdeburger Pläne sind aktuell. "Wir wollen am Standort des Grube-Stadions bauen. Eine Ausschreibung für eine 25000-Zuschauer-Arena läuft. Die Mittel aus dem Haushalt sind nach wie vor abgesegnet. Drei private Investoren stehen Gewehr bei Fuß und wollen einen Teil der restlichen 15 Millionen Euro aufbringen. Im Mai sind wir mit den Vorleistungen fertig", erzählt Lutz Trümper (SPD), Magdeburgs Oberbürgermeister - und wundert sich über Halle. "So wie ich das sehe, wollen die ein Stadion geschenkt haben. Das ist doch wohl ein Witz. Außerdem braucht das Verfahren vor einem Baustart viel Zeit, mindestens zwei Jahre", sagt Trümper. "Wie wollen die Hallenser es schaffen, die Arena bis zur WM 2006 fertig zu stellen?"
Gleichzeitig ist das Stadtoberhaupt darüber befremdet, dass sich Sportminister Gerry Kley (FDP) angeblich dazu hinreißen ließ, Halle öffentlich zu bevorzugen, indem er Landes-Zuschüsse ankündigte. Am Montag gab es eine Aussprache zwischen Beiden. Nun heißt es aus dem Sozialministerium: Bisher lägen noch aus keiner Stadt Förderanträge und Betreiberkonzepte vor, also könne auch nicht gesagt werden, wer, wann, wieviel Geld erhält. Keine Stadt habe einen Vorteil. Aber solche Projekte mit Landesmitteln zu unterstützen, sei sicher möglich. Auch andere Ministerien könnten etwas dazu geben.
Beim Landessportbund betrachtet man das Gerangel zwischen den Rivalen skeptisch. "Bauen soll der, der Geld hat, und da habe ich lange keinen gesehen", so Heinz Marciniak, Präsident des LSB und Chef des Fußball-Landesverbandes.
"Sicherlich hat Magdeburg in der Vergangenheit für den Fußball mehr Mittel bekommen als Halle. In der Elbestadt, wo übrigens das Stadionprojekt zwischenzeitlich beinahe zerredet worden war, gibt es zehn Kunstrasen-Plätze, in Halle keinen. In Sachsen-Anhalt wurden seit der Wende insgesamt 120 Sporthallen gebaut, in Halle keine. Über die Gründe lässt sich streiten", meint Marciniak , "aber das Beste wäre es doch, Frau Häußler und Herr Trümper setzten sich an einen Tisch und fänden einen Konsens. Erst baut der Eine, dann der Andere. Denn Fakt ist: Beide Städte brauchen neue Stadien."
Quelle: MZ