Dienstag, 22.07.2014
Fusion mit bitterem Nachgeschmack
Der SV See 90 hat das Landesliga-Spielrecht nach Leipzig abgegeben. Jetzt leiden Spieler darunter, die hier bleiben wollen.
Von Frank Thümmler
Leipzig feiert einen neuen Fußball-Sachsenliga-Standort quasi aus dem Nichts. Der SV See dagegen ist von der fußballerischen Landkarte verschwunden. So weit – so gut. Dass jetzt aber ehemalige Spieler des nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmenden Seer Vereins Schwierigkeiten bekommen, für eine andere Mannschaft aus der Region aufzulaufen, das stößt den Betroffenen bitter auf.
Der neue Leipziger Verein mit prominenter Unterstützung (u. a. Leipzigs Ex-OB Wolfgang Tiefensee und Ex-Profi Heiner Backhaus als sportlicher Leiter) wollte nicht in den Ligen ganz unten anfangen, sondern wie vor ein paar Jahren Stadtkonkurrent RB gleich ein paar Ligen überspringen. Dafür war a der SV See 90 der geeignete Partner. Völlig klar, dass angesichts von rund 200 Kilometern Entfernung zwischen beiden Vereinen von einer echten Zusammenarbeit keine Rede sein kann. Darum ging es aber auch nicht.
Spieler haben unterschieben
Der FC International Leipzig wollte nur das Spielrecht erwerben, das die Seer nach ihrem Klassenerhalt führten, hatte im Gegenzug wohl Geld und ein Prominenten-Freundschaftsspiel im Angebot. Spielrechte können offiziell aber nicht gekauft werden. Das Sportrecht des Sächsischen Verbandes (SFV) bietet aber die Möglichkeit einer Fusion, prüft für diesen Fall nur die Zulässigkeit der Beschlüsse der Vereinsgremien.Die Einordnung in die neue Spielklasse steht auf einem anderen Blatt. „Die Mannschaft würde automatisch in die unterste Spielklasse eingeordnet werden, es sei denn, der neue Verein stellt fristgemäß einen Antrag. Dann prüfen wir, ob genügend Spieler, die dieses Spielrecht erkämpft haben, zum neuen Verein gehen und fordern eine entsprechende Unterschriftenliste. In diesem Fall sollte mindestens die Hälfte der in der Landesliga eingesetzten Seer Spieler unterschreiben“, erklärt Stephan Oberholz, SFV-Vizepräsident und zuständig für Recht und Satzungswesen. Gesagt – getan. Etwa 15 Spieler des SV See 90 haben nach SZ-Informationen auf einer solchen Liste schriftlich bestätigt, dass sie zum FC International Leipzig wechseln werden. Die Kernaussage des Seer Vereins soll gelautet haben: Das hat nichts mit dem Spielrecht für die kommende Saison zu tun. Ihr könnt trotzdem ohne Probleme wechseln. Diese Liste wurde dem SFV pünktlich vor dem 30. Mai vorgelegt, der daraufhin den FC International Leipzig in die Landesliga einordnete.
Spielerpässe machen Probleme
Probleme gibt es nun aber doch. Beim FC International Leipzig wird in der neuen Saison nach SZ-Informationen nicht ein (!) ehemaliger Seer Spieler auflaufen. Eine ganze Reihe Spieler wollen zu anderen Vereinen aus der Region wechseln, erhalten aber keine neuen Spielerpässe. Betroffen sind unter anderem David Preuß (will zu Bad Muskau), Ondrej Bocok (NFV Gelb-Weiß Görlitz), Robert Scheffler (Motor Cunewalde)), Ralf Ehrlich, Lukasz Szynke, Ondrej Divis, Ronny Werner (alle zum FC Stahl Rietschen), Bartkomej und Bogumil Jablonski, Oliver Nitsche und Daniel Koniecny (alle zum FV Eintracht Niesky).
Verband lässt sich linken
Die Begründung, die einige sportliche Leiter vom Sächsischen Fußballverband erfahren haben wollen, stimmt nicht. Demnach soll nach dem Wechsel von See nach Leipzig innerhalb der Wechselperiode bis Ende August kein zweiter Vereinswechsel erlaubt sein. „Das ist Unsinn“, sagt SFV-Vize Stephan Oberholz. „Das Mitgehen innerhalb einer Fusion ist gar kein Vereinswechsel. Unser Evangelium diesbezüglich ist die pünktliche Abmeldung der Spieler beim alten Verein. Das muss bis zum 30. Juni geschehen sein. In diesem Fall konnten sich die Spieler entweder in Leipzig oder See abmelden.“ Wenn diese Abmeldung fehlt, sei ein Wechsel tatsächlich nicht mehr möglich. Einzige Ausnahme: Der Spieler wird zum Vertragsspieler gemacht, muss dann aber mindestens 250 Euro pro Monat erhalten – zu viel für die meisten Vereine.
Dass die Spieler diese Abmeldung vergessen haben, ist nicht unwahrscheinlich. Sie könnten ja davon ausgegangen sein, dass mit der Auflösung des SV See ihre Pässe auch so frei werden. Direkt beim FC International Leipzig unterschrieben haben sie ja nichts. Man darf gespannt sein, ob sich in den Unterlagen der Vereine plötzlich doch noch rechtzeitige Abmeldungen finden lassen. Dann würde allen geholfen sein, vor allem den Fußballern.
So genau sollte der SFV auch nicht hinschauen. Das macht er schließlich beim neuen Landesligisten FC International Leipzig auch nicht. Der hatte schließlich die Einordnung in die Landesliga nur wegen dieser Spielerliste erhalten. Dass diese im Nachhinein nicht das Papier wert ist, auf der sie geschrieben stand, interessiert auch niemanden. „Wir können es nicht verhindern, dass sich diese Spieler vor dem 30. Juni abmelden. Und wenn wir da gelinkt worden sind, müssen wir das hinnehmen“, sagt Oberholz.
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