Willkürliche Stadionverbote in Stuttgart

  • Hallo ,


    In den letzten Tagen haben sich die Ereignisse in Stuttgart überschlagen. Zuerst wurde am Donnerstag ein Hausverbot für unseren 2. Anstimmer Matthias Vafai erteilt, einen Tag später ein bundesweites Stadionverbot für unseren 1. Anstimmer Thomas Angerbauer. Aber fangen wir von vorne an:
    Bereits vor einigen Monaten nach dem Spiel des VfB Stuttgart im April 2004 in Freiburg hagelte es zwei unberechtigte Stadionverbote gegen zwei Mitglieder des Commando Cannstatt. Die Fans des VfB Stuttgart fuhren mit dem Zug zum Spiel des VfB nach Freiburg. Am Bahnhof angekommen wollten die Fans bei schönem Wetter zu Fuß zum Stadion laufen. Die Polizei hinderte die Fans kurz hinter dem Bahnhof am Weiterlaufen. Dabei schlug ein Polizist dem 16-jährigen VfB-Fan Marko Schneider (Name geändert) grundlos mit der Faust ins Gesicht bis diesem Blut aus dem Mund lief. Der Polizist schlug dem Fan dabei zwei Zähne im Unterkiefer aus.


    Der VfB-Fan Alex Renz bekam beim selben Spiel ebenfalls ein zweijähriges bundesweites Stadionverbot wegen „Landfriedensbruch“ ausgesprochen. Grund: Er hatte durch die Bahnhofshalle „Hier geht’s lang“ geschrieen. Das Verfahren wurde umgehend eingestellt. Trotzdem wurde das Stadionverbot vom SC Freiburg bis zum heutigen Tag nicht aufgehoben. Wieder Fassungslosigkeit.


    Donnerstag, 4. November: Stuttgarts zweiter Anstimmer Matthias Vafai bekommt in der Halbzeitpause des Spiels VfB Stuttgart – Benfica Lissabon ein Hausverbot für das Gottlieb-Daimler-Stadion von der Stuttgarter Polizei überreicht. Grund: Unter seinem Namen wurde ein gewaltverherrlichender Eintrag im Gästebuch der Internetseite www.suptras-rostock.de geschrieben. Wie allgemein bekannt, kann jeder in einem Gästebuch anonym einen solchen Eintrag unter falschem Namen verfassen. Sein Name wurde auch noch falsch geschrieben, was eigentlich alles über die wahre Herkunft dieses Eintrages sagt. Eine Überprüfung der IP-Adresse, die den wahren Täter entlarven würde, wurde natürlich nicht vorgenommen. Wieder Fassungslosigkeit über diese unglaubliche Schikanierung. Die Gruppe Commando Cannstatt verlässt daraufhin das Stadion und protestiert vor der Haupttribüne. Von der Polizei ist man es als aktiver Fußballfan ja schon gewohnt schika


    Doch der nächste Hammer lässt nicht lange auf sich warten. Nur einen Tag später, am Freitag, 5. November, bekommt die wohl bekannteste Person der Stuttgarter Fanszene, unser erster Anstimmer Thomas Angerbauer, vom SC Freiburg ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen. Grund: Er hatte in der Halbzeitpause des Spiels SC Freiburg – VfB Stuttgart vor ein paar Wochen versucht die Spitzen des Zaunes in die richtige Position zu bringen nachdem diese zuvor von einem anderen Fan verbogen wurden. Dies wird ihm als Sachbeschädigung ausgelegt, obwohl es genügend Zeugen gibt, die beweisen können, dass er die Stacheln lediglich wieder in die richtige Position brachte. Totale Fassungslosigkeit.


    Das Ende der Fahnenstange ist für uns nun eindeutig erreicht. Hier wird nicht nur willkürlich geurteilt und gegen die Grundrechte einer Demokratie verstoßen. Das Commando Cannstatt als aktive Fangruppe, die sich seit Jahren für den VfB engagiert, ihn überall hin begleitet und unterstützt, wird auch noch vom eigenen Verein, der bisher immer hinter einem stand, mit Hausverboten belangt. Im Abstiegskampf waren wir als die treuesten der Treuen willkommen und noch bei der VfB-Mitgliederversammlung im Sommer lobte Präsident Erwin Staudt die schönen Choreografien in der Champions League, das Fahnenmeer und die gute Stimmung des Commando Cannstatt. Doch in einer Zeit, in der das Stadion auch ohne uns mit Erfolgsfans voll ist und nach 40.000 Kunden gestrebt wird, sind wahre Fans anscheinend unerwünscht. Das Commando Cannstatt steht in diesen schweren Zeiten der Unterdrückung und des Angriffs auf uns als Gruppe geschlossen zusammen und wird ab sofort entsprechend reagieren. Wir bitten um Verständnis!


    Commando Cannstatt 1997

  • Stellungnahme des Commando Cannstatt zum Spiel gegen Hansa Rostock


    Nach den Vorfällen der letzten Tage mit dem inzwischen wieder aufgehobenen Hausverbot gegen unseren 2. Anstimmer und Ausschussmitglied des VfB-Anhängerverbands, Matthias Vafai, und dem vorläufigen traurigen Höhepunkt des Stadionverbots gegen unseren 1.
    Anstimmer und stellvertretenden Vorsitzenden des VfB-Anhängerverbands, Thomas Angerbauer, stand gegen Hansa Rostock am Sonntag das erste Heimspiel an. Trotz erneuter Schikane durch die Polizei und dem Einkassieren von Spruchbändern gelang an diesem Spieltag ein beeindruckender Protest. Das Commando Cannstatt verteilte vor dem Spiel zunächst 15.000 Flugzettel, die die gesamte Kurve über den Sachverhalt der letzten Tage und Monate informierten. Auch sämtliche Medien wurden benachrichtigt. Die ersten Interviews und Berichte sind bereits am laufen. Als Protest gab es eine Halbzeit lang einen kompletten Boykott. Keine Aktion, keine Fahnen, keine Doppelhalter, keine Stimmung. Stillschweigende Fanblöcke, ein komplett sitzender Ultra-Block 31/32 und eine Geister-Atmosphäre, die an Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit erinnerte, dürfte auch
    dem letzten Zweifler im Stadion klar gemacht haben, was Fußball ohne Fans bedeutet. Der Protest war nicht gegen die Mannschaft gerichtet, sondern einzig und allein gegen die skandalösen Vorfälle der letzten Tage. Co-Trainer Günther Schäfer wurde informiert, dass die Totenstille im Rund nichts mit der Mannschaft zu tun hat. In der 2. Halbzeit brachte Thomas die Kurve dann noch ein letztes Mal zum Kochen. Als krasser Gegensatz zu Halbzeit eins bebte der Block die gesamte zweite Hälfte bevor sich Thomas mit dem Abpfiff von allen Fans für ein Jahr verabschieden musste und er sein Podest sichtlich mitgenommen verließ.


    VfB-Präsident Erwin Staudt sprach bei der Mitgliederversammlung im Sommer von der großen „VfB-Familie“. Eines der wichtigsten, engagiertesten Mitglieder dieser Familie und Integrationsfigur ist nun ausgeschlossen worden. Willkürlich und völlig ohne Grund. Wir
    erwarten nun von der VfB-Vereinsführung mit allen Mitteln zu kämpfen, alles in ihrer Macht stehende zu tun und alles nur Menschenmögliche zu unternehmen, um diese gegen jegliche Grundsätze der Demokratie verstoßenden, unberechtigten Stadionverbote SOFORT (!) außer Kraft zu setzen. Mit dem Einfluss eines großen Vereins wie dem VfB ist dies sehr wohl möglich! Wir erwarten, dass für diese treuen und engagierten Fans jeden Tag von morgens bis abends genauso engagiert auf allen Ebenen gekämpft und geackert wird, wie derzeit um 40.000 Kunden geworben wird. Denn sollte der Erfolg einmal nicht mehr da sein,
    sind die Kunden wieder verschwunden. Wir wahren Fans bleiben.


    Wie es jetzt weitergehen wird, machen wir einzig und allein davon abhängig, ob die Stadionverbote aufgehoben werden oder nicht. Es ist ganz allein unsere Entscheidung, ob wir Stimmung bzw. Aktionen machen und wie wir als große Gruppierung auftreten, die wir uns von niemandem diktieren lassen. Ein enormer Zusammenhalt innerhalb unserer Gruppe hat das Commando Cannstatt in den letzten Tagen zusammengeschweißt. Jeder Versuch der Zerschlagung unserer Gruppe macht uns nur noch stärker. Wer die Anfangszeiten des Commando Cannstatt kennt, weiß, dass uns das Kämpfen geprägt hat und wir wenn es sein muss auch über Jahre für unsere Ziele kämpfen und uns nichts und niemand zerstören kann. Hinter Thomas steht die ganze Kurve und sollten diese völlig ungerechtfertigten Stadionverbote nicht aufgehoben werden, war dieser Stimmungsboykott erst der Anfang einer großen und langen Protestwelle.


    Wir bedanken uns für die Unterstützung der gesamten Stuttgarter Fanszene. Ein besonderer Dank gilt den aktiven Fans der Infusion 1893, Schwabensturm, den Ultraboys, den Fanclubs vom Oberrang sowie allen anderen Gruppen, Fanclubs und Fans, die sich mit uns solidarisch gezeigt haben. Wir alle zusammen, die gesamte Stuttgarter Fanszene, hat mit
    dieser Aktion eindrucksvoll bewiesen, was es heißt, in Zeiten der Unterdrückung und Hetze gegen uns Fans als Szene geschlossen und vereint zusammenzustehen und sich gegen Willkür und Schikane zu wehren.


    Commando Cannstatt 1997 – Stärker als je zuvor