Der gute alte NOFB meinte, Ausland gilt auch, also mach ich hier einfach mal meinen Bericht rein...
<b>2003/03/29: Chorzów, stadion slask: Polen - Ungarn 0-0<br>
2003/03/22: Wroclaw, stadion slask: WKS Slask Wroclaw – Arka Gdynia 0-5
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Die üblichen Absagen kamen in der Woche vor der Fahrt der Konflikte aus Berlin, dem blauen Teil Stuttgarts und laut Kickers-Tim auch aus Zwickau, aber darauf hatte ich mich schon eingestellt und man traf Freitag Abend den Rostocker und meinen Bruder am Berliner Ostbahnhof. Dort waren wir nicht alleine, wir trafen auf einen leicht angetrunkenen Unioner, der im Suff auch gerne mit wollte aber keine Zeit und Reisedokumente hatte. Doch er gab uns zumindest den Rat, immer und überall zu zeigen, für welche Mannschaft unser Herz schlägt.<br>
So fuhr man zu Dritt los und war ein paar Bier später um 6 Uhr morgens in Katowice angekommen. Schon einige Kilometer vor der Stadt hatten die heimischen Hooligans Botschaften für die Gäste an die Wände neben den Gleisen gesprüht<br>
Da wir erfahren hatten, dass die restlichen Tickets ab 9 Uhr verkauft werden sollten, kümmerten wir uns direkt um eine Unterkunft und wurden aus der ersten Herberge weggeschickt, sie sei voll. In dem dreckigen Loch hatten wir aber auch nicht wirklich Lust zu übernachten... So ging es in den Süden der Stadt, wo man uns schön billig unterbringen konnte. Mit einem Kleinbus, der parallel zu den normalen Bussen fuhr, gelangten wir zurück ins Zentrum. Der Kleinbus war schon geil, als es keine Sitzplätze mehr gab und noch jemand mitfahren wollte, wurde einfach ein Klappstuhl als Beifahrersitz hingestellt und es ging weiter.<br>
Vom Bahnhof aus erreichten wir mit der Straßenbahn das Stadion, das genau an der Grenze zwischen Katowice und Chorzów liegt. Dort gab es aber erstmal nur Tickets für die polnische Seite und man sagte uns, um 4 Uhr könnten wir unsere 2 Karten für den Gästeblock kommen. Inzwischen war ein befreundeter Legia Fan inklusive meiner Karte eingetroffen und man traf sich am Bahnhof um mit Hilfe seiner Polnischkenntnisse die Rückfahrt zu buchen. Die Omma am Schalter hatte aber nicht viel drauf, was uns aber erst auf der Heimfahrt auffiel...<br>
Unser Durst nach der langen Fahrt sollte gestillt werden und wir entschieden uns für die erstbeste Kneipe. Gute Wahl, denn kurz darauf traf ein Trupp Ferencváros Fans und später 2 Polen ein, mit denen man sich auf Anhieb verstand. So kam es, dass von da an die Lokalität nur so schallte von Gesängen für Polen, Ungarn und Ferencváros! Um unsere Mannschaften zu repräsentieren, entschied man sich, singend und unsere Fahnen tragend durch die Stadt zu ziehen und eine andere Kneipe aufzusuchen. Unterwegs stießen noch ein paar Ungarn und Polen zu uns und sogar das ungarische Fernsehen war da. Man filmte uns beim Singen und fragte, wie vor einem so wichtigen Spiel eine so freundschaftliche Atmosphäre herrschen kann. Tja, polnisch-ungarische Freundschaft halt!<br>
Die angepeilte Kneipe war noch geschlossen, aber man konnte und wollte uns ja nicht warten lassen und durch die Hintertür gelangten wir ins Lokal. Hier wurde auch kräftig gesungen, getanzt, getrunken und Kontakte wurden genküpft... In ca. 25 Versuchen scheiterte ich dank Alkohol daran, den Spruch über die Freundschaft unserer beiden Länder auf polnisch zu lernen, obwohl sich das Mädel alle Mühe gab, mir auch mal etwas anderes als Bier einzutrichtern... Es floss nicht wenig Freibier und andere Gratisgetränke, die Stimmung war einfach unbeschreiblich.<br>
Eine Karte konnten wir von den Fradi Fans ergattern und um die andere brauchten wir uns auch keine Sorgen zu machen, meinten sie, es wären mehr als genug zurückgeschickt worden.<br>
Die Polizei stattete uns auch einen Besuch ab und wir wurden alle schön kontrolliert. Rutine meinte einer der Hools von GKS Katowice dazu, ich kann mich aber nicht an den Gedanken gewöhnen, ohne irgendetwas verbrochen zu haben, kontrolliert zu werden! Naja, das Spaßbarometer wollte nicht sinken und es war Stimmung ohne Ende!<br>
Am Abend zog es meinen Bruder, den Rostocker, den Legia Fan und mich dann zum Stadion und der Rostocker kam ohne Probleme an sein Ticket, es gab noch reichlich Vorrat. Das hätten sich die Zwickauer zweimal überlegen sollen...(Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie doch da waren!)<br>
Meine 3 Leute waren schon drinnen aber ich musste mich noch mit der Ticketfrau anlegen, die mir einen Tausch meines Tickets gegen ein billigeres Exemplar verweigerte! Das gefiel wohl den nebenstehenden Securities nicht und so wollte man mich nicht reinlassen, angeblich weil man mich ein Bier hat trinken sehen. Tolle Begründung, ich sollte eine Stunde warten. Auch hieraus entwickelte sich eine lautstarke Diskussion... :)<br>
Vor dem Eingang, wo sich die Ungarn versammelt hatten, die Krakau als Zwischenstation genutzt hatten, traf ich dann 2 Bekannte aus Stockholm und Kumpels von unseren Ultras „XII. Hadosztály“. Ich erklärte ihnen mein Problem mit den Sicherheitskräften und der Stockholmer spendierte mir daraufhin eine Dose feinsten schwedischen Bieres.<br>
Auf der anderen Seite des Eingangs kam ich trotz Bierkonsums rein und ich durfte auch trotz falscher Karte in den Gästeblock.<br>
Dieser war erstmal noch ziemlich leer, doch mit der Zeit wurde es wie im Rest des Stadions rappelvoll! Bengalen und Rauch wurden von unserer Seite aus gezündet und bei der Hymne kam im Oberrang eine Blockfahne zum Einsatz. Die Polen hatten auch einige Bengalen dabei, aber verteilt auf das ganze Stadion und auf das ganze Spiel. Unsere Hymne konnte, aus welchen Gründen auch immer, nicht gespielt werden und der Stadionsprecher forderte uns auf, selber tätig zu werden. Aus über 2000 Kehlen erklang die ungarische Nationalhymne und im Gästebereich entstand ein Fahnenmeer. Die Polen sangen ihr Lied und unsere Ultras präsentierten ein Spruchband über die polnisch-ungarischen Beziehungen.(„Polak Wegier dwa bratanki, i do szabli, i do szklanki“, Polen – Ungarn, zwei Brüder, beim Kampf und beim Trinken“) Das gefiel den Heimfans natürlich und wir wurden beklatscht.<br>
Das Spiel war vom Kampf geprägt und es ging hin und her. Auf den Rängen boten die Polen akkustisch sehr wenig, aber wenn was kam, war es der Kulisse entsprechend laut. Der Gästeblock war durchgängig am supporten, aber aufgrund der vielen „Normalen“, die mitgefahren waren, hielt sich die lautstärke in Grenzen. Aber man sang einheitlich und abwechslungsreich, eine gewoht starke Leistung unseres Chors.<br>
Probleme mit den Polenfans gab es nicht viele, eine Ausnahme war der kleine Depp der das Bedürfnis hatte, mir seinen Stinkefinger entgegenzustrecken. Kurz darauf stand ich neben ihm und empfahl ihm, sich zurückzuhalten. Er war einverstanden und ich kletterte zurück auf meinen Platz. Doch kaum später hatte er unsere Diskussion wohl vergessen und diesmal waren noch 3 andere auf dem Weg zu ihm. Den Securities gefiel das nicht und er wurde nach draußen begleitet um später aber wiederzukommen... Doch der Bauer war wirklich eine Ausnahme, sonst wurden Schals und andere Utensilien getauscht(ich bin auch um einen Polska Schal reicher) und sich unterhalten. Auf polnischer Seite gab es offensichtlich mehr Stress, 2 mal bescherten uns die Hools einen netten Anblick, als sie den Block gegenüber aufmischten und darauf die Polizei und Security in ihren Sektor einzog...<br>
Da die Polen immer wieder zu Großchancen kamen und wir auch hätten 2 Dinger machen können(müssen!), waren wir mit dem 0-0 nicht unzufrieden und der Punkt wurde ausgiebig gefeiert. Der Punkt brachte uns am Ende nichts, denn am Mittwoch verlor man gegen Schweden mit 1-2 und die Hoffnungen die Endrunde zu erreichen, sind, wie alle 2 Jahre, weggeblasen! Weggeblasen war auch meine Stimme für die nächsten 3 Tage, so ist das, wenn man 90 Minuten durchsingt...<br>
Am Ende ließen uns die Ordner noch eine halbe Stunde im Block stehen und wir konnten zusehen, wie die Krawallmacher aus der Polnischen Kurve rausgefischt wurden... Dann durften wir endlich raus. Dachten wir zumindest, denn das Dou Polizei und Ordner schien Gefallen an uns gefunden zu haben und wir durften noch eine Stunde vor dem Stadion in der Kälte rumstehen! So eine Scheiße! Das fanden auch die Ferencváros Hools und spielten ein bisschen mit den uns den Weg versperrenden Polizisten. Es wurde noch ein wenig gesungen und dann durften wir weiter vor das nächste Tor. Wieder warten! Diesmal dauerte es aber nicht so lange und nach geraumer Zeit durften wir dann wirklich raus.<br>
Ich erhielt noch 2 Ausgaben des 3. Félidô und man machte sich auf den Weg zum Bahnhof, von wo aber, dank unseres längeren Aufenthaltes am Stadion nach dem Spiel, der letzte Bus zur Unterkunft schon abgefahren ist. So kutschierte uns ein Taxi zur Herberge, wo unten eine Disko seine Musik spielte. Der Legia Fan, der nicht offiziell bei uns pennte, und ich wollten uns das gute Tanzlokal noch angucken, aber kurz vor der Tür entschied man sich für ein warmes, schiefes, dreckiges, stinkendes Bett... :)<br>
Am nächsten Morgen wurde früh aufgestanden und kurz vor 7 fuhr dann auch der Zug nach Wroclaw ab. Ich studierte die 3. Félidôs, man hegte Pläne für den Hoppingsommer...
In Wroclaw angekommen hatten wir dann keine Ahnung, wo der Bus hält, der zum Stadion fährt und so bestieg man eine Straßenbahn, um sich erst einmal das Olympiastadion anzusehen. Doch die Fahrt dauerte nicht lange, denn wir hatten natürlich keine Fahrscheine und den Kontrolleuren gefiel das nicht. Nach einer langwierigen Diskussion einigte man sich auf insgesamt ca. 5 Euro Strafe(war ja alles, was wir hatten... :)) ), aber den Weg zum Slask Stadion wussten die Kontrollis nicht. Und auch der Rest der Stadt scheint sich nicht unbedingt für Fußball zu interessieren, kein Schwein konnte uns den Weg zum Stadion erklären! Schließlich fanden wir die Bushaltestelle am Bahnhof, wo schon ein nicht kleiner Trupp Polizisten auf die Gästefans wartete. Am Stadion wurde uns klar, dass das Spiel nicht ohne Klopperei stattfinden sollte, von den ca. 4000 Fans waren mehr als die Hälfte Hooligans. Unglaublich, was die in Wroclaw für ne Szene haben!
Für 10 Zloty(2 Euro!!) erhielten wir Eintritt und ein Stadionheft mit netten Fotos von Aktionen der WKS Fans. Den Aufmarsch der Hooligans, die auf die Sonderbusse der Gästefans warteten ließen wir uns nicht entgehen, aber dann begab man sich ins Stadioninnere, wo man leider genau das Intro der Slask Fans verpasste, Kassenrollen en masse lagen auf dem Zaun und auf dem Spielfeld. Da diese erst weggeräumt werden mussten, fing das Spiel knappe 5 Minuten später an, doch es landeten zwischendurch immer wieder Rollen auf dem Rasen...
Das Stadion ähnelt dem Legia Ground, bunte Sitze auf der Gegen-, überdachte Haupttribüne und ein heruntergekommener Gästeblock. Im Gegensatz zu Warschau gab es in dem aber nichts, die Fans mussten auf einer Rasenfläche stehen und hinter dem anderen Tor waren keine Plätze. Ein geiler Anblick ist die Haupttribüne wenn auf den Gleisen am Hügel, über dem Tribünendach ein Zug vorbeirollt...
Einer der Capos animierte die Sitzfraktion zur Welle und zum Hochhalten der Papptafeln(typisch polnisch, einfache Papptafel-Choreo), kam aber nicht richtig an und wirkte ziemlich lächerlich. Im Gästeblock gab es Fahnen der Heimmannschaft zu sehen, woraufhin die Polizei einmarschierte und eine Auseinandersetzung entbrannte.
Die Heimmannschaft spielte unterirdisch schlecht und lag zurecht nach kurzer Zeit 0-2 zurück. Das zweite Tor war ein Augenschmaus. Der Torwart kommt weit aus seinem Kasten, köpft den Ball zum Gegner, der kein Problem hat, den Ball zu versenken. Geil!
In der Halbzeit wurden Schals gekauft, leider gab es am Fanartikelstand keine T-Shirts, sonst hätte ich auch zugegriffen... Dann wurden wir doch Zeuge eines kleinen Boxkampfes: offenbar hatte der Übeltäter am Wurststand etwas mitgehen lassen und zog damit den ganzen Zorn des Verkäufers auf sich, der sofort hinterher rannte und dem armen Kerl sowas von zeigte wo der Hammer hängt, alter Schalter!! Am Boden liegend steckte er nicht wenige Tritte des Wurstmannes ein...
Die zweite Halbzeit war wie die erste, nur noch schlechter! Gdynia machte zwar noch 2 Tore und ihre Fans brannten 4 Bengalen ab, aber sonst war es im Stadion so gespenstisch leise wie das Spiel langweilig war. Zum Einschlafen das Rumgekicke! Der Schiri hatte erbarmen und pfiff pünktlich ab, wir machten uns auf den Weg zum Bahnhof.
Dort wurde gegessen und nicht viel später rollte der Zug nach Poznan ein, den wir nehmen „sollten“. Doch die hochqualifizierte Dame am Schalter in Katowice hatte sich ein wenig vertan und uns nicht wie verlangt Tickets für diesen Zug, sondern überteuerte Karten für irgendeine Bummellokomotive gegeben. Die Schaffner konnten mit unseren Tickets absolut nichts anfangen und nur durch unsere vereinigten Überredungskünste durften wir weiterfahren! Bei der Weiterfahrt in Posen dann das gleiche Problem, aber mit einem asozialen Schaffner und seiner beschädigten Gehilfin! Der werte Herr nähmlich, dessen Eltern von Monogamie wohl nicht viel gehalten haben, bat uns unfreundlich bis zum gehtnichtmehr ganz nach hinten, wir sollten doch bitte 200 Euro zahlen. Danke, nein! Daraufhin laberte er irgendwas auf polnisch und seine rechte Hand(symbolisch! ) hatte auch nicht mehr drauf, Fremdsprachen waren dem Dou wirklich fremd! Durch seine Handbewegungen wollte er uns mitteilen, auszusteigen, womit wir aber auch nicht einverstanden waren und uns nicht vom Fleck bewegten. Schließlich gab Mr. Höflichkeit auf und ließ uns gütigerweise die restlichen 3 Stunden neben dem Klo stehen... Herrlich, er hat es aber auch nicht geschafft, uns die Laune zu versauen und gegen 22 Uhr erreichte man völlig erschöpft und meine Person leicht aggressiv Berlin, hatte 2 Grounds gemacht und eine hammer Fahrt hinter sich!
der Budapester