Als wäre es erst gestern passiert: Steffen Menze tritt an den Elfmeterpunkt um Union in die Zweite Liga zu schießen – Er scheitert am späteren Helden Uwe Brunn. Der VfL Osnabrück ist stattdessen aufgestiegen, die VfL-Fans feiern und 2.500 Berliner Fans sind am Boden zerstört.
Bremer Brücke am Freitag, den 23. April 2004: Das Stadion ist leer. Nur die aus Berlin angereisten Fans feiern noch immer. Union wahrt durch ein 2:0 beim VfL Osnabrück die Chancen auf den Klassenerhalt. Osnabrück ist abgestiegen.
Man sieht sich eben immer zweimal im Leben.
Eigentlich ging es für beide Teams nur noch darum am Ende der Saison nicht mit der roten Laterne in der Hand dazustehen. Wären da nicht die kühnsten Optimisten, die von fünf Siegen in fünf Spielen träumten, um den Klassenverbleib doch noch sicherzustellen. Sehr wahrscheinlich ist dies nicht. Sowohl für die Osnabrücker, als auch für die Unioner nicht. Beide Mannschaften sind in den letzten Wochen einfach zu schwach aufgetreten, als dass man ihnen einen solchen Husarenritt noch zutrauen könnte. Eins war jedoch klar: Wer nicht gewinnt, ist abgestiegen – ohne wenn und aber. Bei einem Unentschieden zur Not eben beide…
So fanden dann doch 9000 Zuschauer den Weg ins Stadion an der Bremer Brücke. Bemerkenswert, dass die Osnabrücker trotz der hoffnungslosen Situation noch so zahlreich im Stadion erschienen. Gleiches gilt natürlich auch für die fast 1000 mitgereisten Unioner. 6 Fanbusse fuhren und Augenzeugen berichteten von einer rot-weißen A2. Seitens der Unioner fingen schon vor der Partie die Gesänge an, die sich wohl nur in Osnabrück so bombastisch entfalten lassen. Einfach Wahnsinn diese Akustik im geilsten Gästeblock der Liga. Schon vor dem Anpfiff wurden Erinnerungen an den unvergessenden Himmelfahrtstag 2000 wach. Chibuike Okeke und Daniel Ernemann und Co-Trainer Iwan Tischanski waren als einzige Zeitzeugen mit von der Partie.
Zu Beginn der Partie spielten die Osnasen groß auf. Im Gegensatz zu den Unionern war bei ihnen der Wille zu erkennen. Dennoch: Die Unionfans sangen unentwegt. Doch nach einer guten Viertelstunde fingen sich die Unioner langsam. Zwar noch ohne sich echte Torchancen heraus zu spielen. Aber zumindest stimmte jetzt der Einsatz. Dann doch überraschend und zur überschwänglichen Freude der Unioner markierte Thomas Sobotzik seinen sechsten Saisontreffer um 0:1. Die Unionfans sangen unentwegt. Duplizität der Ereignisse: In dieselbe untere Ecke hatte vor vier Jahren Jens Härtel den Ball zur 1:0 – Führung gezimmert. Nun lag es an den Unionspielern, sich nicht – wie damals – kurz vor der Halbzeitpause noch den Ausgleich zu fangen. Sie sollten es schließlich schaffen und die Unionfans sangen unentwegt.
Es war klar, dass Osnabrück jetzt kommen müsste. Denn ihnen würde selbst ein Unentschieden nicht weiterhelfen. Aber gleich zu Beginn der zweiten Hälfte machte Fréderic Page alle Hoffnungen der Osnabrücker zunichte. Nach einer Ecke traf er mit dem Kopf in die linke Ecke. Treffer Numero Zwo in dieser Saison für den Schweizer Abwehrrecken. Die Unionfans sangen unentwegt und die Unionspieler zogen sich jetzt etwas zurück. Osnabrück kam jetzt sehr oft vor das Berliner Gehäuse. Doch das hütete ein Mann wie ein Fels in der Brandung: Robert Wulnikowski.
So spielten die Unioner den Sieg dann doch recht sicher nach Hause. Die Osnabrücker trauerten und die Unionfans sangen unentwegt. Und auch nach dem Abpfiff war nicht Schluss. Wie schon in Nürnberg und Bielefeld hielt man es nicht für nötig das Stadion zu verlassen. Und so musste die Mannschaft immer wieder rauskommen und abklatschen. Erst nach einer Dreiviertelstunde war endgültig Schluss. Zwischenzeitlich hatten sich sogar schon ein paar VfL-Fans auf der Nordtribüne zu uns gesellt und mitgefeiert. Auch die Polizei Niedersachsens wippte schon im Rhythmus mit. Und wofür das alles? Gute Frage. Sobotzik sagte später im Interview: „Für diese Fans lohnt es sich zu kämpfen.“ Hoffentlich sehen das alle Spieler so. Nur noch Vier.
Bericht auch auf www.svenne-und-union.de.vu