Lüttchendorf/MZ: Fassungslos schaut Heike Otto auf den Sportplatz an der B 80 in Lüttchendorf. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt die Angestellte des Sportvereins Eintracht, der auf dieser Anlage zu Hause ist. Etliche Schriftzüge verschandeln den Kunstrasen. "RB Töten" ist dort mehrfach mit Farbe geschrieben worden. Auch auf der Rückseite der Tribünenwand, an den Anzeigetafeln und den Trainerbänken nebenan auf dem Rasenplatz sind am Montag solche und andere Schmähaufrufe wie "Kein Fußbreit für RB" in weißer, roter oder schwarzer Farbe entdeckt worden.
Was noch viel schwerer wiegt: Die Täter haben überall auf dem echten Rasen ihre Sprüche mit Unkrautvernichtungsmittel aufgesprüht und dem Grün damit den Garaus gemacht. Der Gesamtschaden liegt nach ersten Schätzungen bei rund 100 000 Euro. Die Vereinsspitze bei Eintracht steht unter Schock. "Uns geht es doch nur um Fußball", ringt Manager Uwe Seemann noch Stunden, nachdem er die Verwüstungen in Augenschein genommen hat, um Worte. Der Anschlag gilt offenbar dem Fußballspiel zwischen RB Leipzig und dem SC Goslar, das am Mittwoch um 18 Uhr in Lüttchendorf ausgetragen werden soll. Seemann, der eine Zeit lang Vorstand beim RB-Kontrahenten Sachsen Leipzig war, hatte die Kontakte zum Regionallisten geknüpft.
Man wollte den Fußballfans in der Region einen Leckerbissen bieten. Immerhin gilt RB als einer der Aufstiegsfavoriten in der Regionalliga. Doch der ambitionierte Verein, der vom österreichischen Getränkehersteller Red Bull mit Millionen Euro gesponsert wird, ist bei den Fans umstritten. Nicht selten schlägt den Spielern auf den Plätzen der blanke Hass entgegen.
Die Lüttchendorfer sind vermutlich Opfer dieser RB-Gegner geworden. Wilfried Seemann, der Präsident von Eintracht, kann seine Empörung kaum zügeln. "Da wird die jahrelange, mühselige Arbeit vieler fleißiger Vereinsmitglieder aus niedrigen Beweggründen einfach zunichte gemacht", sagte er der MZ. Lüttchendorf, das gerade den Wiederaufstieg in die Landesklasse, Staffel 4, geschafft hat, steckte in den zurück liegenden Jahren eine Menge Geld in den Ausbau seiner Sportanlage. Sie gilt als Schmuckstück. Eintracht baute auch den ersten Kunstrasenplatz im Mansfelder Land, der zudem aus hochmodernem Material besteht. Vereinspräsident Seemann hofft, dass die Ermittlungsbehörden die Verursacher der Zerstörungen ausfindig machen können.
Die Polizei hielt sich bedeckt. Man werde sehen, wer dahinter steckt, hieß es auf Anfrage. Eine Streife war Montagmorgen auf dem Lüttchendorfer Sportplatz, um die Beweise zu sichern und das Ausmaß der Schäden festzuhalten. "Es liegt nahe, dass die Täter keine Freunde von RB Leipzig sind", so Polizeisprecher Heiko Prull. Nach seinen Worten sind Verwüstungen in dieser Größenordnung auf einem Sportplatz in Mansfeld-Südharz bisher nicht vorgekommen. Wegen der möglichen Brisanz der Begegnung hatte es im Vorfeld bereits Sicherheitsabsprachen mit dem Veranstalter und RB-Verantwortlichen gegeben. Plakate als Ankündigung sind nicht ausgehängt worden, weil sie nach den Erfahrungen meist heruntergerissen oder beschmiert werden. Nach dem jüngsten Vorfall will die Polizei weitere Vorkehrungen treffen, um das Team von RB zu schützen.
Denn das Fußballspiel soll auf jeden Fall angepfiffen werden. "Es ist traurig, was da passiert ist", so RB-Sprecher Sharif Shoukry. Man lasse sich aber davon nicht abschrecken, eine Absage wäre das falsche Signal, sagte er.
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