Dreißig Minuten vor Spielbeginn waren erst drei Spandauer Spieler im Waldstadion eingetroffen und Schiedsrichterin Anja Kunick dachte bereits laut über eine Spielabsage nach. Als die Spielberichtsbögen ausgefüllt waren, hatte Spandaus Trainer Mehmet Öztürk immerhin sieben Namen darin eingetragen und die sieben Spieler standen zu Spielbeginn auch auf dem Rasen. Nach 20 Minuten führte der LFC mit 5:0, dann verletzte sich der Torhüter des SSV und konnte nicht weiterspielen. Da die Spielordnung mindestens sieben Spieler vorschreibt, blieb der Unparteiischen nichts weiter übrig, als das Spiel abzubrechen.
Einige der 84 Zuschauer verloren darob die Contenance und beschimpften die Berliner Akteure. Ihr Zorn richtete sich aber gegen die Falschen: Nicht die Spieler, die angereist sind, waren Schuld am Eklat, sondern die, die dem Spiel fernblieben. Das sah auch Trainer Öztürk so, der tief enttäuscht über diese Spieler war. "Ich hätte erwartet, dass die Spieler absagen. Dann hätten wir die Mannschaft mit A -Junioren auffüllen können. So hatten wir keine Möglichkeit zu handeln."
Aber nicht nur in der Mannschaft scheint es nicht mehr zu stimmen, auch im Verein knirscht es erheblich. Ein Verantwortlicher (Name ist mir im Moment entfallen), kündigte immerhin an, dass man mit den Spiewlern Gespräche führen wolle, um im nächsten Jahr den Abstieg aus der Berlin -Liga zu vermeiden. Ein Gespräch mit Ratko Hodak, in dem in der letzten Woche Pflöcke für die Zukunft eingeschlagen werden sollten, fand nicht statt.
Die Spieler des SSV haben angeblich seit neun Monaten keinen Cent mehr gesehen und so hatte LFC -Spielmacher Dennis Kutrieb durchaus Verständnis für die Aktion des Gegners. "Wir haben ähnliche Probleme wie der SSV. Der LFC hat bislang seine finanziellen Zusagen gegenüber der Mannschaft nicht voll erfüllt. Wir sind aber einen anderen Weg gegangen. Es gab ein Gespräch zwischen der Mannschaft und dem Manager Jürgen Parpat. Der Manager hat eine Klärung für die Woche nach dem letzten Spiel in Aussicht gestellt." Allerdings ist Parpat seit Tagen weder von der Mannschaft, noch von den Medien zu erreichen. Dabei sollten eigentlich jetzt die entscheidenden Gespräche zwischen Verein und den Spielern, mit Blick auf die kommende Saison, geführt werden. Und so schränkt Kutrieb auch ein: "Es gibt ein Vertrauen zum Vorstand, aber wenn man merkt, dass man immer und immer wieder vertröstet wird, ist das Vertrauen irgendwann aufgebraucht."
Immerhin denkt Volker Löbenberg, der Trainer des LFC über eine Entschädigung für die 84 Zuschauer der sonntäglichen Farce nach. Mit dem fünften Platz erreicht der LFC seine bisher beste Oberligaplatzierung: "Ich hoffe, dass ich in der nächsten Saison mit dieser Mannschaft weiter arbeiten kann." Und Kutrieb ergänzt: "Ich hoffe auf 1 - 2 Verstärkungen!"