Mein Plan war, mich beim Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers, für den SC-Bus nach Düsseldorf einzuchecken. Allerdings gestaltete sich die Ankunft bzw. Parkplatzsuche problematisch, da sie relativ Anpfiffszeitnah erfolgte. Wiederum in dessen unvermeidbarer Folge, war am Fanhaus nur Zeit für einen ganz, ganz kurzen Begrüßungsplausch mit den „üblichen Verdächtigen“, welche schon alsbald zu ihren Plätzen auf der Tribüne aufbrechen mussten. Ähnlich hatten es die Leute vom SC (Supportersclub) gehandhabt, und waren bereits flüchtig, als ich ihnen gerade meine Anmeldungserwägungen zu Vortrage bringen wollte. Der SC-Stand war verwaist! Also trottete ich Richtung Südkurve, wo (lt. erhaltener SMS) bereits meine Arbeitskollegen ihr Anwesen trieben. „Melde ich mich halt nach´m Spiel an für Düsseldorf“, dachte ich mir auf meinem Weg zum Southend.
Das Spiel endete, wie bekannt geworden sein dürfte, mit einem glorreichen 0:0 zugunsten unseres FCC´s. Da ich mir in meinem Nichtabstiegsplan für die letzten 6 Spiele aber für diese Partie 3 Punkte zurechtgesponnen hatte, lag der FCC nun mit 2 Punkten im Soll.
Ich hatte nämlich einen Sieg gegen Bremen II eingeplant (Ziel erreicht), Null Punkte in Paderborn kalkuliert (Ziel ebenfalls erreicht) und dann gegen Stuttgarter Kickers wiederum mit 3 Punkten gerechnet, was aber nur zu ca. einem Drittel realisiert werden konnte.
Um die Prognose zu vervollständigen, gebe ich hier jetzt auch meine (ursprünglichen) Planungen für die restlichen 3 Spiele preis. Ich plante für Düsseldorf keine Punkte ein, glaubte nicht an einen Sieg, aber immerhin einen Punkt gegen Unterhaching (weil wir gegen die einfach noch nie wirklich Glück hatten) und spekulierte des Weiteren auf ein Unentschieden am letzten Spieltag in Sandhausen.
Also 8 Punkte aus den letzten 6 Spielen. In Anbetracht des Restprogramms der direkten Konkurrenz sollte das theoretisch reichen. Die Konkurrenz hatte sich bis dahin auch weitestgehend an meine Planungen gehalten, nur der FCC selbst lag nun eben mit zwei Punkten im „Soll“, wenn auch trotzdem auf einem Platz über dem Strich.
Also kurz und gut, es wäre günstig, in Düsseldorf ein paar uneingeplante Punkte zu erheischen. Nachdem Aalen und Bremen II dann aber am Tag vor unserem Düdo-Auftritt gewonnen hatten, war es nun eigentlich sogar erforderlich in der LTU-Arena zu punkten!
Aber zunächstmal verschärfte sich die Anreisesituation zur Arena in der Form, dass ich nach dem 0:0-Sieg, bei all dem Jubel vergaß, beim SC-Stand halt zu machen und mich für Düdo anzumelden und stattdessen direkt heim fuhr. Na und (!?) – melde mach ich das halt zu hause via Internet!
Pustekuchen – der Bus war bereits ausgebucht!
Jetzt schaute ich bei der Deutschen Bahn nach, was eine Hin- und Rückfahrt kosten würde, und stellte resignierend fest, dass man dafür zweimal mit dem Auto nach Düdo und wieder heim fahren könnte!!! Infolgedessen schaute ich in die Mitfahrzentrale des FCC-Forums – und tatsächlich suchte/ bot dort einer eine Mitfahrgelegenheit, worauf ich ihm eine PN sandte und er mir alsbald antwortete, dass ich wohl der einzige Reaktionär auf seine Anfrage sei. Zwei Tage später sendete er mir dann eine PN, worin geschrieben stund, daß der SC einen größeren Bus organisiert hat, für den er sich nun entschieden habe, da dürfte aber auch für mich noch Platz drin sein!“
Ich checkte mich umgehend für einen der zusätzlichen 30 Plätze ein und alles ward schließlich doch noch gut!
Mein Wochenende begann am Mittwoch, den 13. Mai und endete mit dem Donnerstag, den 14. Mai, ehe dann am Freitag, den 15. Mai, mein persönlicher Montag anbrechen würde.
Der 13. Mai ist ein (mehr als nur) markantes Datum in der Geschichte des FC Carl Zeiss Jena! An jenem 13. Tage besagten Wonnemonats des Jahres 1981 (dreieinhalb Monate später wurde ich für die nächsten zehn Spielzeiten eingeschult), stand der FCC im Finale des Europapokals der Pokalsieger dem späteren Cupsieger Dynamo Tbilissi gegenüber. Bis dahin hatte man AS Rom, FC Valencia, Newport County und Benfica Lissabon eliminiert! Und wo fand jenes (verlorene) Finale damals statt? In Düsseldorf!!! War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Omen für das bevorstehende Punktspiel?
Naja, das Stadion war nicht mehr das selbe und der Gegner diesmal auch von wesentlich mehr Lokalkolorit geprägt, als damals.
Um 11:00 Uhr war Abfahrt des Busses – eines nagelneuen Doppeldeckers – gen NRW.
Katrin, die altvertraute „Krähe“ am Steuer des Vehicles begann ihre Laudatio vor der Abfahrt mit den üblichen Drohungen zu den Themen Ordnung und Sauberkeit, Sitzenbleiben und anschnallen, Getränkekisten aus dem Innenraum des Busses in den Gepäckraum und, und, und …
… last least but not but, kam dann noch der wichtige Hinweis, gefälligst die Finger von den “Stop”-Knöpfen nahe der Leseleuchten über uns zu lassen, welche unten im Cockpit wohl allerhand Rotlichtspiel und Pieperei auslösten, denn nachdem (sofort nach Katrins Hinweis) zwei, drei Leute diese Knöpfe ausprobiert hatten, war klar, dass sie offensichtlich funktionierten und die Krähe mutierte zum Drachen. Anschließend versprach sie uns dann uns nur bis Walthershausen fahren zu wollen, wo auf einem Parkplatz ihr Mann André (der Chef des Reiseunternehmens) den Bus übernehmen und den Rest der Fahrt erledigen würde. Auch André war für uns kein Unbekannter. Ungleich verträglicher und kulanter als seine Gattin, aber eben leider auch nicht makellos, sympathisiert er doch mit einem ungeliebten Verein aus den südlichen Ländereien Sömmerdas.
Die Fahrt gestaltete sich, wie üblich, recht lustig. Wie sich heraus stellte, saß ich neben eben jenem Typen aus dem FCC-Forum, den ich wegen der Mitfahrgelegenheit kontaktiert hatte und wir saßen auch nicht zufällig nebeneinander, weil wir uns nämlich (unter unseren richtigen Namen) schon länger kannten.
Gegen 18:00 Uhr kam der Bus auf einem Parkplatz immensen Ausmaßes, nahe der LTU-Arena endgültig zum Stehen, nachdem dieser Zustand bereits bei der nachmittäglichen Fahrt durch Dortmund und Essen mehrfach geübt worden war.
Von außen sieht die LTU-Arena im Prinzip aus, wie viele dieser neuen Stadionbauten, nur das sie rundherum mit schwedischen Gardinen zugehangen ist. Dieser Gittermantel soll vermutlich das Eindringen von Tauben und anderen hörgeschädigten Flugwesen verhindern.
Hörschäden dürften bei hiesigen Vogeltieren ähnlich nahe liegen, wie der stark frequentierte Düsseldorfer Flughafen. Etwas übertrieben formuliert war der Himmel schwarz vor Flugzeugen!
Nach den üblichen Einlasskontrollen hinter dem eisernen Vorhang angekommen, welcher im unteren Bereich in Gläserne Wände samt Türen übergeht, befindet man sich nun in einer Betonkatakombe, die an einen Heizungskeller eines riesigen Gebäudes erinnert. An der Decke verlaufen riesige Lüftungsrohre und diverse andere Versorgungsleitungen für Wasser und Abwasser, Strom und Abstrom, Altbier usw..
Für die Gästefans war offensichtlich nur eine Imbisfiliale geöffnet worden, wo es Wiener, zweierlei Bratwürste, Currywurst, Frikadellen und Pommes gab, dazu die üblichen alkoholfreien Getränke sowie alkoholhaltiges Alt- und (optional) Neubier. Ich kostete eine Bulette, welche ganz okay war, die Currywurst wurde in den höchsten Tönen gelobt, nur über die Bratwürste gab es unter den thüringischen Gästen keine zweierlei Meinungen. Das Bier kam übrigens 3,50 Euro!
Von innen sieht das Stadion (von der Bauform her) aus wie all die anderen Neubauten, nur das die Dachträgerkonstruktion wegen des Schiebedaches wesentlich wuchtiger daherkommt und das man sich bei der Farbauswahl der Sitzschalen offensichtlich nicht einigen konnte. Da waren wohl so etwa sechs bis sieben Meinungen aufeinander getroffen und keiner der Beteiligten wollte nachgeben.
Das Spiel ging übrigens 1:0 für Düsseldorf aus. Zum Tor kann ich leider nichts sagen, denn ich habe es nicht gesehen, da ich gerade den Sanitärtrakt der Arena inspizierte.
Ich will mich zum Spiel sowieso nicht groß äußern – dies hier soll vorrangig ein Erlebnisbericht und kein Spielbericht sein. Aber besonders negativ stach Sebastian Hähnge aus der Jenaer Mannschaft hervor. Man munkelt inzwischen, der Mann habe eine Auflaufgarantie im Vertrag stehen. Anders lässt es sich auch fast nicht mehr erklären, dass er trotz seiner grottigen Vorstellung, erneut nicht ausgewechselt wurde. Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass der den Ball absichtlich zum Gegner spielt - aber was weiß ich schon.
Jena hatte auch seine Torchancen, aber alles in allem, war der Düsseldorfer Sieg schon verdient! Es war umsotrotzer ein schöner Ausflug und es gibt nun wieder ein neues Gesicht in meiner Stadionsammlung.
Auf der Rückfahrt wurden die Hochrechnungen für die letzten zwei Spieltage aufgestellt und man einigte sich in einem Expertenkreis von ca. 6 Personen auf folgende Konstellation:
VfR Aalen (39 Pkt.): Düsseldorf (H) 1 Pkt., Unterhaching (A) 0 Pkt. = 40 Pkt.
Werder Bremen II (37 Pkt.): Stuttg. Kick. (H) 3 Pkt., Paderborn (A) 0 Pkt. = 40 Pkt.
FC Carl Zeiss Jena (37 Pkt.): Unterhaching (H) 3 Pkt., Sandhausen (A) 1 Pkt. = 41 Pkt.
Wacker Burghausen (37 Pkt.): Paderborn (A) 0 Pkt., Stuttgart II (H) 3 Pkt. = 40 Pkt.
Stuttgarter Kickers (32 Pkt.): Bremen II (A) 0 Pkt., Paderborn (H) 0 Pkt. = 33 Pkt.
Wenn die Konkurrenz nur wirklich so spielen würde (oder von mir aus auch schlechter), dann würden Jena evt. sogar 3 Punkte reichen. Nur die sollten eben vorzugsweise gegen Unterhaching eingefahren werden, sonst wäre der Druck im letzten Spiel wohl viel zu groß für eine (eh nicht besonders starke) Mannschaft, wie unsere.
Gegen Unterhaching kann ich leider aus beruflichen Gründen nicht dabei sein, aber nach Sandhausen wird definitiv gefahren in der Hoffnung, dass sich „Augsburg 2007“ wiederholen möge!
Ansonsten würde das Leben auch in der Regionalliga weiter gehen (meines zumindest)!