Zwei Mannschaften sollten sich an dem Abend in dieser verlegten Partie gegenüber stehen, die beide schon nicht mehr so richtig wussten wie man gewinnt. Beide, obwohl sich hier 4. und 6. der Tabelle in die Augen sahen. Eigentlich ein Spitzenspiel und zumindest für die eine Mannschaft ging es bloß ums gewinnen. Zum einen wegen der neu formulierten Ansprüche, zum anderen hatte man nach der etwas leidenschaftslos wirkenden Partie gegen Cottbus etwas gut zu machen. Babelsberg war also zum Siegen verdammt und Wilhelmshaven hatte nach 3 Niederlagen in Folge nicht minder einen Punktgewinn nötig. Den finanziellen Umbruch Wilhelmshavens in der Winterpause, verbunden mit Spielerabgaben und die aktuell Verletzten, konnte man bisher nicht kompensieren.
Was würde einen also erwarten? Zwei völlig verängstigte Mannschaften?
Gott sei Dank war dem nicht so. Und weil an dem Tag ein 17-jähriger glaubte, dem Herren ins Handwerk fuschen zu dürfen, ging das Spiel schweigsam mit einer Minute Verspätung los.
Gegenüber Cottbus rückte Hartwig in den Sturm und Johan Oumari in die Abwehrkette.
Beide Mannschaften begannen vorsichtig und dennoch schwungvoll, spielten nach vorn. Die erste aufgezeichnete Möglichkeit ergab sich nach 11 Minuten, als Patrick Moritz ein Freistoß aus halbrechter Position und ca. 21m Torentfernung in den Strafraum hineinbrachte. Keeper Lucassen war zur Stelle, klärte zur Ecke. Selbige trat Jimmy Hartwig, Civa verlängerte, doch nun hatte der Keeper den Ball endgültig. Es ging hin und her, Wille war auf beiden Seiten deutlich zu erkennen. In dieser Phase gab’s auch ein zwei Situationen, in denen sich der Schiri zumindest nicht als Heimschiedsrichter outete… Sicherlich keine Fouls, die man ohne wenn und aber geben muss, aus Babelsberger Sicht dennoch ärgerlich, da in aussichtsreicher Position.
Chance eins für Wilhelmshaven ebenso nach einer Ecke. Getreten von Kowalczyk wird diese verlängert, Beaulieu steht mutterseelenallein an der Strafraumgrenze und kann abziehen. Das wäre ein Tor gewesen, war es aber nicht. Vorbei und gut.
17. Minute wieder die Blau-Weißen, Patrick geht mit Ball auf der linken Seite an einem Gegenspieler vorbei, zieht dann nach innen, lässt einen weiteren W’havener stehen und zirkelt den Ball gefühlvoll vors Tor. Babacar Ndiayes Fußspitze hätte in diesem Moment gut ein paar Zentimeter länger seien können, so aber verfehlte er den Ball knapp.
Nur zwei Minuten später ließ Patrick dann sein Können aufblitzen. Jimmy wurde 2m vor der Strafraumgrenze von den Beinen geholt, Super-Position. Patrick trat an, rechts an der Mauer vorbei, drin das Ding! Lucassen wurde dabei auf dem falschen Fuß erwischt, hatte scheinbar auf die andere Ecke spekuliert. 1:0 für die Guten!
5min später wieder die Hausherren. Danso-Weidlich flankt wunderbar von rechts, Ndiaye kann aber keinen Druck hinter den Ball bringen und so kann der Keeper den Ball unbedrängt runter pflücken. Im Gegenzug zeigte Surma, warum er so wichtig für die Babelsberger Hintermannschaft geworden ist. Schön lief er seinem Gegenspieler den Ball ab.
Das Unglaubliche dann in Minute 25. Der Bierstand im Gästebereich musste schließen, alles ausgetrunken, vermutlich. Man, man, man – diese Wilhelmshavener.
Das Spiel plätscherte nun zusehends vor sich hin, den Druck, jetzt unbedingt ein zweites Tor machen zu wollen, konnte man nicht erkennen. Chancen gab’s dennoch, wenn hier eher der Zufall seine Hände im Spiel hatte. Nach etwas Rumgegurke im Wilhelmshavener Strafraum wird der Ball notdürftig rausgeschlagen, Jule kann zentral abziehen, nicht superscharf, aber dennoch knapp schlägt der Ball neben dem Pfosten ein. Leider auf der falschen Seite.
Zwei Kopfballchancen konnte man vor der Pause noch sehen, das war‘s dann aber auch schon.
Zudem verlies mich noch mein Diktiergerät. Deutsche Wertarbeit am Abgrund oder nur ein schlecht vorbereiteter Kommentator? Vermutlich letzteres.
Die Wilhelmshavener kamen druckvoller aus den Kabinen, als sie sie betraten und nach 4 gespielten Minuten in Hälfte 2 dann auch eine ansehnliche Chance. Azizi setzt sich gut an der rechten Außenseite durch, flankt auf Pollok, der den Ball nicht mehr ganz unter Kontrolle bringen kann. Ein Tick zu hoch für ihn – gut für uns.
Gut für uns auch die nächste Möglichkeit. Freistoß aus 30m – mittig. Patrick tritt erneut an, schießt, doch der Ball kommt ebenso mittig zum Keeper.
Aus einer Standartsituation entstand die nächste Gästechance. Reingezogen, verlängert und drüber – gefährlich, aber mit dem Ende nur was für die bedeutungslosen Statistiken.
Nach knapp einer gespielten Stunde kam Lange für Babacar Ndiaye, der noch nach seiner Form sucht.
Ein goldrichtiger Wechsel DD’s, wie sich später herausstellen würde…
Doch erst einmal bekamen wir noch einen Hammervolley vor Ergirdi zu sehen, geil abgezogen, leider genau auf den Keeper, der den Ball gerade so blocken kann.
Nach 73 Minuten wechselte Wilhelmshaven, für Peters und Rito kamen Mudry und Pesic. Peters hatte sich bei einem Zusammenprall am Knöchel verletzt und musste direkt ins Krankenhaus – von dieser Stelle, gute Besserung. Ebenso brachte Nulldrei Müller für Ergirdi.
Letzterer war keine 2 Minuten auf dem Platz, als er von links in den Strafraum auf Lange passt. Dieser dreht sich mit dem Ball am Gegenspieler vorbei und vollendet, unhaltbar für Lucassen ins „lange“ Eck. 2:0. Na endlich und das in einem Moment, wo das Spiel schon wieder etwas abdriftete. Aber wen interessiert das im Nachhinein, wenn am Saisonende bloß die nackten Zahlen der Tabelle entscheiden.
Und damit war noch nicht Schluss. 4 Minuten später geht Patrick auf der linken Seite an Freund und Feind vorbei, nach innen bis an die die Grundlinie und legt den Ball schön zurück auf Lange, der nur noch den Fuß hinzuhalten braucht. Tat er und tat damit das, was ein Mann, nein ein Torschütze in dieser Situation tun muss. Lange zum zweiten. 3:0
Wilhelmshaven war nun geschlagen. Nächste Chance wieder die Blau-Weißen. Jule spielt einen hohen Ball gen Spitze, Jimmy wittert seine Chance und hat den Ball vor dem Torhüter, geht links an ihm vorbei und zieht aus spitzem Winkel aufs Tor. Schön wär’s gewesen, aber ein W’havener war mitgelaufen und grätschte den Ball gerade noch zur Ecke. Eine ähnliche
Situation kurz vor Schluss. Müller wird angespielt, geht ebenso links am Tormann vorbei, diesmal ist keiner mehr da und Müller netzt zum Endstand ein. Krasse Nummer, Ende und aus die Maus.
Es war sicher noch nicht alles Fußball, was heute glänzte, der Sieg fiel objektiv ein, zwei Treffer zu hoch aus, aber heute hatten unsere Nulldreier das nötige Quäntchen Glück, das man im Fußball braucht.
Auf der Leistung lässt sich sicher aufbauen und ich hoffe, die Mannschaft hat Selbstvertrauen aus dem Sieg gezogen. Damit sollte dann auch gegen Türkiyemspor und in den beiden, dieses Spiel flankenden Nordlichtduellen, was drin sein!
Auf geht’s Nulldrei!
SV Babelsberg 03: Unger – Oumari, Laars, Surma, Danso-Weidlich – Moritz(82. Rudolph), Civa, Prochnow, Ergirdi(76. Müller), – Ndiaye(58. Lange), Hartwig
SV Wilhelmshaven: Lucassen, Diamesso, Nimptsch, Beaulieu, Kowalczyk, Ngole-Ndame, Pollok, Azizi, Peters(73. Pesic), Rito(73. Mudry), Madueira, Boller
Tore: 1:0 (19.) Moritz, 2:0 (78.) Lange, 3:0 (82.) Lange, 4:0 (88.) Müller
Gelbe Karten: Diamesso
Schiedsrichter: Dankert(Rostock)
Zuschauer: 996(davon null aus Wilhelmshaven)