Und wir singen und wir springen in der Alten Försterei - hoffentlich bald wieder
Derbytime! Was haben wir uns alle auf dieses Spiel gefreut. Bei feinstem Babelsberger Wetter ging es bereits in früher Morgenstund Richtung Lutherplatz/Nowawes los, denn um 11.15 Uhr sollte die erste Neuerung gegenüber sonstigen Heimspielen in Form eines Corteos („Fanspaziergang“) geben. So zog die Schar der gesammelten Unterstützer geschlossen die Karl-Liebknecht-Str. mit einem kleinen Abbieger hinunter, gröhlend, jauchzend, Drei zu Zweiend. Dazu später dann mehr.
Pünktlich gegen 12 Uhr war der Mob an der Ecke Karl-Gruhl-Str., wo es für die meisten in Richtung Fanladen ging. Da sich diesmal auch der RBB die Ehre gab sogar live diese denkwürdige Partie zu übertragen, ging alles bereits eine halbe Stunde früher über die Bühne. Beim Anblick des soeben betretenen Stadions erstmal das übliche Meet-and-Greet mit bekannten Gesichtern, viele Tipps wurden ausgetauscht, ca. 80 Prozent davon waren überraschenderweise eben jene schöne Heimergebnisse gegen Union, wie bereits in beiden Partien davor. Wieder dabei war die beliebte Kinderbetreuung am Familienblock und auch die neu einstudierte Hymne wurde das erste Mal im Stadionrund gesungen.
Auch Heimpremiere gab es für die neu errichtete Laufanzeige mit den Aufstellungen der beiden Teams, wie ich finde eine sehr praktische Ergänzung. Wo wir doch glatt bei Aufstellungen und Spiel wären. Da endet gewissermaßen die Freude über das Derby, denn in dieser Serie sollte sich die Freude doch arg in Grenzen halten. Trainer Demuth begann mit nur einer echten Spitze, was wohl dem Personalmangel zuzuordnen ist. Dafür munkelte man, dass Jimmy Hartwig mehr oder minder den latenten zweiten Stümer spielen sollte, um wohl den guten Frahn nicht komplett allein agieren zu lassen.
Dem Spiel vorangingen jeweils noch schöne Choreographien beider Fanlager. Während sich die Nordkurve in einer schnieken und riesigen Blockfahne einpackte, verzichteten due Anhänger des FCU auf die ersten paar Spielminuten, um dann geschlossen mit knapp 3300 Leuten binnen Sekunden die Gästekurve in ein lautes, rotes Meer zu verwandeln. Zweitausend Shirts proAF und selbst die Spielertrikots ohne Hauptsponsor, dafür eben mit jener Forderung an Berlins Senat, sich doch bitteschön mal um die Alte Försterei zu kümmern. Auch an dieser Stelle: Pro Alte Försterei, eins der wenigen alten Schmuckkästen, wo Fussball noch am Feld ist! Jetzt jedoch zu den unerfreulicheren Teilen des Nachmittags.
Die erste Chance des Spiels hatte dann auch gleich unsere Nummer 10. Ziemlich exakt von der Strafraungrene flog der Ball flach auf Glinkers Kasten, dieser konnte die Kugel problemlos wegfangen. Im Gegenzug scheiterte Patschinski ein paar Minuten später mit einem Seitfallzieher rechts an der Pfostenbegrenzung, denn der Ball ging knapp vorbei. Bedient wurde er durch Flanke von Bemben. Die Anfangsphase war vielleicht die abwechslungsreichste des ganzen Spiels. NullDrei versteckte sich trotz Stürmersorgen keineswegs.
Blicken wir in die 15. Spielminute, Eckball Union von rechts. Vielleicht war der ein oder andere Besucher schon genau vor 2 Wochen im Karli, wo man von rechts einen Eckball auf den langen Pfosten bekam und der Braunschweiger nur noch einnicken musste. Ziemlich genauso sah auch das 0:1 für die Eisernen aus. Gebhardt brachte den Ball aufs lange Eck, wo Stuff goldrichtig einnicken durfte. Möglich gemacht durch den zu späten Verteidiger und Keeper Roggentin, der auf der Linie kleben blieb und demnach chancenlos den Ball aus dem Eckigen holen durfte.
Das Spiel wurde dann etwas höhepunktloser, Union spielte mit vollem Selbstvertrauen auf Sieg, Babelsberg versuchte möglichst kämpferisch gegenzuhalten. Die beste Chance der ersten Halbzeit für unsere Blau-Weißen hatte dann Daniel Frahn nach einer halben Stunde. Aus 22 Metern schoss er den Ball flach auf Unions Kasten, Glinker konnte diesen nicht richtig festhalten und Göhlert rettete den Eisernen die Führung vor einem heraneilenden Blauen. Heute war uns das Glück eben nicht hold. Dafür aber dem 1. FC Union. Nachdem Frahn nur vier Minuten später noch Ding auf Glinker abließ, welcher diesmal den Ball sicher zur Ecke klären konnte war es kurz vorm Pausenpfiff Neuzugang Heun aus Lübeck, welcher den Nulldreiern wohl den Genickbruch verpasste. Nach Doppelpassspiel von Patschinski und Heun hatte dieser aus spitzem Winkel die Ehre, das 0:2 einzuschenken. Auch dieser Treffer sah für unseren Keeper nicht sonderlich glücklich aus, der Ball prallt unglücklich ab und kullert einsam und mit Ruhe ins Babelsberger Netz. Dann war auch schon Halbzeit. Eigentlich ein altbekanntes Spielchen, wir lassen den Köpenickern zur Halbzeit oder so 2 Dinger vor und kommen dann ganz stilvoll mit drei Treffern über 50 Minuten gestreckt. Oder so ähnlich. Um es auch vorwegzunehmen: Heute lief das irgendwie anders.
Halbzeit Zwo begann äußerst ereignisarm, Union verwaltete souverän die Führung, was aber auch auf eine gewisse Harmlosigkeit unseres geliebten SVB zurückzuführen sein dürfte. Mir will bis zum 0:3 keine richtige Torgefahr mehr einfallen, auch Zusammenfassung und diverse Berichte stützen diesen Eindruck. Somit dann auch kurz und schmerzlos zur 66. Spielminute. Mattuschka haut nach Freistoß den Ball auf die rechte Seite im Sechzehner und Heun war es widerum, der vor dem unglücklich herauseilenden Roggentin schneller mit dem Kopf am Ball war und somit ungefährdet den Sack zu machen konnte. Die Gästefans jubelten und feierten, die Nordkurve begann sich damit anzufreunden, dass es diesmal kein 3:2 geben würde. Schade eigentlich. Die letzte Chance der Begegnung hatte dann unser Kapitän Moritz mit Schuss aus spitzem Winkel, aber auch hier war Unions Keeper zur Stelle. Ein bekanntes Gesicht der Nordkurve kommentierte in Spielminute 90 dann auch knapp und ernüchtert: „Ein Glück, gleich haben wirs geschafft.“ Dem schließe ich mich an. Der Schiri pfiff etwas früher ab, was wohl aber niemanden stören dürfte.
Fazit des Ganzen: Babelsberg war an diesem Sonntag zu keiner Zeit in der Lage, den Lokalrivalen aus Ostberlin ernsthaft zu gefährden, womit diese Niederlage auch vollkommen in Ordnung geht. Individuelle Fehler und Zuordnungsschwierigkeit der Hintermannschaft erleichterten unseren Gästen erheblich das Tore schießen und damit ist auch erklärt, warum sich beide Teams in der nächsten Saison wohl nicht mehr wiedersehn werden. Jetzt gilt es für unseren Trainer, die Mannschaft für das schwere Auswärtsspiel in Essen neu einzustellen. Viel Erfolg dabei!
SV Babelsberg 03: Roggentin, Benchenaa (64. Ahmetcik), Rudolph, Jonelat, Laars, Prochnow (75. Ben-Hatira), Civa, Hartwig, Moritz, Stiefel, Frahn
1. FC Union Berlin: Glinker, Stuff, Bemben, Göhlert, Gebhardt, Bönig (67. Menz), Mattuschka, Spork (78. Younga-Mouhani), Benyamina (63. Biran), Heun, Patschinski
Tore: 0:1 Stuff (15.), 0:2 Heun (43.), 0:3 Heun (66.)
Zuschauer: 6822 (ca. 3500)
rudiriot
Quelle: www.babelsberg03.de