Das letzte Elfmeterschießen, welchem ich live beiwohnte war das Thüringer Pokalfinal im Frühjahr 2005 in Gera. Damals verlor der FCC dieses Lotteriespiel gegen die Zweite von den Unaussprechlichen.
Der vorletzte live erlebte Elferkrimi, liegt dann schon fast 10 Jahre zurück. Es war am 2. oder 3. Dezember 1997. Es war das Achtelfinale des DFB-Pokales beim damaligen Regionalligisten Hannover 96. Und es war die Abstiegssaison 1997/98 des FC Carl Zeiss Jena. Eventuelle Parallelen zu aktuellen Konstellationen sollte man, als geübter Ignorant, imstande sein, erfolgreich zu verdrängen. Damals hütete übrigens Maik Kischko das Tor des FCC, aber er brauchte nicht zu glänzen, da Hannover einmal links und einmal rechts drüberhaute, auf Jenaer Seite versemmelte nur Bernd Schneider (Sievers hielt) und der FCC zog mit einer grottenschlechten Leistung völlig unverdient ins Viertelfinale ein. Dort war gegen Bundesligist Duisburg dann aber Sense (1:2).
Diesmal war die Konstellation aber eine gänzlich andere. Diesmal war der höherklassige 1.FC Nürnberg zu Gast, es war erst die zweite Runde des Wettbewerbs und der Gegner war nebenbei auch noch der Titelverteidiger. Und es war verkehrte Welt im Ernst-Abbé-Sportfeld, denn während beim Gegner 2 Jenaer auf der Trainerbank saßen, hockte auf der Jenaer Bank ein Russe, oder besser gesagt ein Sowjete (der Fachausdruck fällt mir gerade nicht ein). Ein Balte jedenfalls. Aber Spaß beiseite, denn wir befinden uns ja im ERNST-Abbé-Sportfeld!
Und dieses war erstmals nach der Wende mit mehr als 12.500 Zuschauern befüllt. Nämlich, dank der Zusatztribüne aus Stahlrohr, mit sagenhaften 15.610 Teilnehmern.
Zum Spiel:
Ich nehme gleich mal vorweg, dass wenn der FCC in den künftigen Punktspielen auch immer so auftritt, ich mir ab sofort keine Sorgen mehr um den Klassenerhalt machen werde.
Trotzdem nahm das Spiel vorerst einen Verlauf, wie man ihn aus dem Ligabetrieb gewohnt ist. Man bot dem Gegner ordentlich Paroli aber dieser wollte sich partout nicht beeindrucken lassen und ging in Führung. Ein zugegebenermaßen schöner Schuß von Misimovic nach nur 11 Minuten aus linksseitiger Position. Die Unsrigen ließen sich aber daraufhin noch lange nicht hängen, schließlich ist ein Rückstand keine unvertraute Situation. Eigentlich war es quasi Routine und man konnte damit ganz gut umgehen. Es stellte sich schon bald heraus, dass diese Nürnberger bei weitem keine Übermannschaft waren und so hatte auch ich noch lange nicht die Hoffnung aufgegeben. Jena spielte frech mit und hatte auch die eine oder andere gute Chance aber bis zur Pause passierte nichts mehr. Doch, Halt!!! Hans Meyer musste in der 36. verletzungsbedingt auswechseln und brachte Engelhardt. Selbiger musste in seiner Jugend irgendwas verkehrt gemacht haben, jedenfalls wurde er fortan bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen.
Nach der Pause legte Jena noch eine Schippe drauf und nach ein, zwei vergeigten Torschüssen, fasste sich Torghelle aus rechter Position ein Herz und vollendete mit einem herrlichen Strahl zum AUUUUUUSGLEICH (!!!) ins lange Eck. Jetzt war es der erhoffte Pokalfight. Jena drückte jetzt regelrecht, aber ca. ab der 80. Minute wollten es die Nürnberger dann noch mal wissen und ließen immer mal wieder ihr wahres Können aufblitzen (zu diesem Zeitpunkt standen schon bloß noch 10 Jenaer auf dem Platz – Torghelle hatte in der 68. Minute Gelb/Rot gesehen). Aber sie trafen nicht ins Kraus´sche Tor und so gab es Verlängerung. Die Nürnberger begannen so wie sie aufgehört hatten, mit einer druckvollen Phase. Man hatte vorübergehend den Eindruck, den Jenaern gängen die Kräfte langsam aus. In der 95. Minute konnte dann Kennedy nicht mehr an sich halten und markierte das 1:2 in etwa aus der gleichen Position wie die erste Nürnberger Führung. Jetzt würde es natürlich verdammt schwer werden gegen den Bundesligisten, noch dazu mit einem Mann weniger. Das der FCC nur zu zehnt war, war aber komischerweise seit Torhelles Herunterstellung gar nicht weiter aufgefallen. Jetzt wollten es die Unsrigen aber noch einmal wissen und gaben so richtig Gas. Sie kämpften vorbildlich, was dann in der 115. Minute tatsächlich noch belohnt werden sollte. Robert Müller, der sonst eher nicht zur Stammformation zählt, heute aber von Anbeginn in der Viererkette stand, versetzte das Ernst-Abbé-Sportfeld in einen kollektiven Freudentaumel. AUUUUUSGLEICH -- 2:2!!!!!!!!!!!
Die restlichen 5 Minuten überstanden die Nürnberger dann noch relativ glücklich und konnten sich so ins Elfmeterschießen retten.
Ein Elfmeterschießen ist doch (Hand aufs Herz) der eigentliche Anreiz zu einem Pokalspiel zu gehen. Insgeheim hofft doch jeder darauf. Lästig sind nur die 30 Minuten Verlängerung, die man länger in der Kälte verbringen muß und die einem das ganze Spektakel noch in Gefahr bringen können. Egal, jetzt war´s so weit. Es wurde auf das Tor in der Südkurve geschossen. Wahrscheinlich weil auch alle 4 Spiel-Treffer in diesem Netz gezappelt hatten. Den Elferkrimi werde ich jetzt hier aber nicht haarklein zerpflücken. Kein Torwart hielt einen einzigen Schuß, lediglich Klewer sah beim ersten Jenaer Elfer (getreten von Müller) nicht so gut aus, weil er eigentlich dran war. So musste also ein Fehlschuß die Entscheidung bringen und die führte der Nürnberger Reinhardt herbei indem er drüber zog (remember Hannover). Als letzter der 10 Schützen trat unser Käptn Alexander Maul, ein Franke (aber nach 6 Jahren in Jena eingedeutscht) und obendrein bekennender Club-Fan an den Elfmeterpunkt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Klewer bereits die Hosen voll, was man bis auf die Ränge riechen konnte (ohne Mist, da stank es wirklich mal kurz). Alexander Maul unterdrückte für ein paar Sekunden seine heimliche Liebe zum FCN, indem er einfach an etwas Schönes dachte, und verwandelte souverän. GEEEEEEEILLLLL !!!
Wenn das keinen Auftrieb, kein Selbstvertrauen für die kommenden Punktspiele gibt, was denn dann noch !? Die Gladbacher Pokal-Luschen können sich jedenfalls schon mal warm anziehen. Am Montag kommt der Pokalsiegerbesieger!!!
Na mal sehen, wen wir nachher zugelost bekommen, ich bin ma gespannt.