Fans warten vergeblich auf erlösenden GSV-Treffer
Über 300 Zuschauer verfolgten den Auftakt des Greifswalder SV 04 beim gestrigen Heimspiel gegen Malchin. Alles stimmte: Die Kulisse und der Ein- satz; es fehlte nur ein Tor.
Fußball-Verbandsliga. Greifswalder SV 04 – FSV Malchin 0:0. Der Trainer glaubte an seine Jungs: „Kommt, eine Chance Chance kriegen wir noch“, motivierte Andreas Zachhuber sein Team noch in der Nachspielzeit. Augenblicke später pfiff der Rostocker Schiedsrichter Thorsten Krampikowski das Spiel ab. Enttäuscht fielen Abwehrchef Robert Ittermannund Kapitän Dirk Erdmann zu Boden. Ein magerer Punkt zum Auftakt gegen die Defensiv-Experten der Liga. Zu wenig, meinten die GSV-Spieler. In puncto Resultat durchaus. Spielerisch dagegen setzte der Gastgeber die Marschroute des Trainers um: Schnelle Ballpassagen und Spiel über die Außenpositionen. Nur mit diesen Mitteln waren die erwartungsgemäß kompakt stehenden Malchiner unter Druck zu setzen. Die beste Szene in der 30. Minute: Über Weiss und Gerth lief das Leder in sehenswerter Aktion zu Class Weinmar.
Der Stürmer hatte sich toll freigelaufen, stand plötzlich allein vom Gästekeeper, zog aber den Ball am Malchiner Tor vorbei. Zum Haareraufen auch die 66. Minute: Christian Orend schiebt die Kugel in den Rücken der Malchiner Abwehr. Dort taucht der eingewechselte Angreifer Christoph Borchert auf, haut aber ebenso am Kasten vorbei. Eine noch größere Chance vergaben nur die Malchiner, die in der 43. Minute - fast auf der Torlinie stehend - noch über die Latte kickten in einem taktisch geprägten Spiel: Malchin verlegte sich aufs Zerstören, hatte aber im engen und gut gestaffeltem Mittelfeld ballsichere Leute, die immer wieder die Bälle hielten und so für wichtige Verschnaufpause sorgten.
Bei den Platzherren kam zu selten das überraschende, raumöffnende Zuspiel. Die Spieleröffnung aus der Abwehr wirkte oft unsicher und noch ideenlos. Auch fehlt noch die Harmonie sowie Abstimmung in den Mannschaftsteilen, die der Trainer jetzt Stück für Stück in Angriff nimmt. In einem Punkt allerdings sind seine Jungs schon wesentlich verbessert orientiert: Viel konstanter in Sachen Einsatz und Kampfeswille, denn von der ersten Minuten bis zum Abpfiff ging es auf den Ball. Es ist zu sehen, sie wollen.
GSV 04 spielte mit: Baß, Ittermann, Martin Schmidt, Glavac, Erdmann, Karsten Schmidt (Borchert), Weiss (Beuge), Orend, Möller, Gerth und Weinmar.
Zuschauer: 350
Burkhard Knöll, Trainer des FSV Malchin: Ich bin natürlich überglücklich. Spielerisch können wir mit dem GSV nicht mithalten, das ist uns bewusst. So haben wir taktisch unsere Stärken in der Abwehr zum Tragen gebracht. Ich meine, wir haben uns den Punkt verdient.
Andreas Zachhuber, GSV-Coach: In einem Spiel muss man sich sechs bis acht hundertprozentige Chancen erarbeiten. Das haben die Jungs gemacht. Genutzt allerdings haben sie keine. Daran müssen wir also weiter arbeiten. Ich bin trotz des 0:0 aber nicht enttäuscht, denn die Mannschaft hat engagiert gearbeitet, sich aber leider nicht belohnt.
Roman Kasch, noch am Knöchel verletzter Mannschaftskapitän: Wir haben zwei Punkte verschenkt, schade. Alle hatten sich viel für den Auftakt vorgenommen, waren vielleicht mitunter auch verkrampft. Aber der Knoten wird platzen.
Claas Weinmar, der in der Vorwoche noch vier Treffer in Friedland erzielte, diesmal leer ausging: Chancen da waren, und ich muss zumindest ein Tor machen. Darüber darfst du als Stürmer aber nicht lange nachdenken. Die nächste Aktion kommt, und für uns und mich das nächste Spiel. Es ist aber momentan genug Feuer in dieser Mannschaft.
Lennart Wandt, Spieler der GSV-E-Jugend und diesmal Balljunge:Ich habe sofort zugesagt, als unser Trainer gefragt hat. Mein Vater hat mich aus Weitenhagen her gefahren. Die Sache hat mir großen Spaß gemacht, ich bin wieder dabei.
Mike Gerth, GSV-Routinier: Ich bin enttäuscht, das Spiel müssen wir gewinnen. Wenn wir auch nur eine der vielen Chancen nutzen, fällt der Abwehrblock der Malchiner, die mit acht Leuten am eigenen Strafraum standen, zusammen.
Igor Glavac, Linksverteidiger in der Startformation und wie Florian Beuge mit Debüt bei den Männern: Es ist schon mehr Tempo im Spiel, nach dem Match war ich platt. Jetzt bleibe ich aber dran, will mir einen Stammplatz erkämpfen.
Oberbürgermeister König, der nach dem Spiel mit Trainer Zachhuber fachsimpelte: Mein Tipp mit dem 2:1-Sieg ist nicht aufgegangen. Mitunter hätte ich mir mehr Aggressivität des GSV gewünscht. Positiv ist, dass es mit dem Trainer professioneller wird. Auch erfreut mich die Zuschauerzahl. Es lohnt sich, wieder ins Stadion zu kommen.
Dirk Lenz Ostsee-Zeitung