Wetten und Fußball – so fanden sie zusammen

König Fußball regiert auch bei den Tipps: Wenn in der Bundesliga und anderen großen Ligen die Kicker auflaufen, steht jedes Mal auch bei den Fans eine Menge Geld auf dem Spiel. Fußballwetten sind in Deutschland traditionell die Nummer Eins bei den Sportwetten. Allein im Jahr 2019 kam die Sportwettenbranche auf einen Gesamtumsatz von rund 9,3 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie 2014, als rund 4,5 Milliarden Euro umgesetzt wurden.


Während der Fußballsport bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts im wettbegeisterten England treue Anhänger fand, dauerte es geraume Zeit, ehe der Sport die Aufmerksamkeit von Tippern auf sich lenkte und sich von den Universitäten in die Arbeiterklasse verlagerte.


In Deutschland ging es gleich weniger elitär los. Der Braunschweiger Lehrer Konrad Koch hatte vor rund 150 Jahren den damals noch stark an Rugby angelehnten Sport entdeckt und importiert. Mit dem Ballspiel wollte er seine Gymnasiasten an die frische Luft locken und ihnen eine aktive Alternative zum Stubenhockertum oder gar Kneipenbesuch offerieren. Beides griff nämlich mangels freier Flächen in den Städten vermehrt um sich.


Entdeckt hatte Koch den neuartigen Sport und dessen Regelwerk, weil er sich die auch für sportliche Leistungen bekannte britische Eliteschule Harrow als Vorbild nahm. Seine Übersetzung der Spielregeln ist nicht nur als deutsche Premiere in die Geschichte eingegangen, sondern war auch die Geburtsstunde so wichtiger deutscher Begriffe wie Abseits, Strafstoß, Mittelstürmer und mehr, die noch heute bei jedem Match eine Rolle spielen.


Während Rugby und eben auch Fußball auf den britischen Inseln schon bald an etlichen Universitäten und Hochschulen gespielt wurden, dauerte es in Deutschland etwas länger, bis sich der von Koch voller Leidenschaft propagierte Sport durchgesetzt hat. Turnen galt hier als der Volkssport schlechthin, um Körper und Geist zu stählen, und selbst an Kochs Gymnasium wurden die „Fußlümmel“ anfänglich von ihren turnenden Mitschülern verspottet.


Doch Koch und seine Schüler ließen sich nicht beirren. Bald kickten sie zweimal pro Woche und andere Gymnasien machten es ihnen nach. Das Beispiel machte schließlich auch bei den Erwachsenen Schule. Die ersten Herrenvereine wurden gegründet und im Jahr 1900 schlossen sich 86 Clubs zum Deutschen Fußballbund zusammen. Das Verbot von Handspiel und der Einsatz von Schiedsrichtern stammen bereits aus diesen Tagen.


Dass privat auf den Ausgang von Begegnungen gesetzt wurde, ist durchaus wahrscheinlich, aber nicht belegt. Die ersten organisierten Wetten stammen wieder aus Großbritannien. Hier hatte sich der Fußballsport, der nichts weiter brauchte als zwei Tore, einen Ball und ein Feld, als Sport für die armen Schichten durchgesetzt Jede Mannschaft hatte ihre Anhänger, und ein Sieg ließ so manche Sorgen und Nöte vergessen.


Während die meisten Sportwetten der Oberschicht vorbehalten waren, ob es nun ums Pferderennen in Ascot oder Tennis in Wimbledon ging, waren Fußballwetten genau wie der Sport selbst allen zugänglich. Als Erfinder der organisierten Tipps aufs Kicken gelten englische Bergbauarbeiter, die 1921 erstmals offiziell auf die Spiele setzten.


In Deutschland hatte sich zwar der Fußballsport ebenfalls zum Massenphänomen entwickelt, aber erlaubte Wetten um Geld ließen noch geraume Zeit auf sich warten. Erst 1948 richtete Bayern als erstes Bundesland Fußballtoto ein. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, und die anderen Bundesländer schlossen sich an.


Fußball Wetten gehören mittlerweile für viele Fans zum Sport dazu. Dass die Tipps in Deutschland bereits seit langem erlaubt sind, wobei die neuesten Regelungen im seit Juli 2021 geltenden Glücksspielstaatsvertrag der Länder festgelegt worden, liegt außer an den lukrativen Steuereinnahmen auch an der Natur der Wetten. Obwohl sie als Glücksspiel gelten, lassen sich die eigenen Chancen durch Analyse und Kalkül zu einem gewissen Grad beeinflussen. In Österreich sind Sportwetten deshalb mittlerweile sogar offiziell als Geschicklichkeitsspiel anerkannt.


Der erste Anhaltspunkt sind die Quoten. Die werden hauptsächlich durch die Wahrscheinlichkeiten von Gewinnchancen sowie die tatsächlich abgegebenen Tipps beeinflusst. Je weiter ein Spiel in der Zukunft liegt, desto unzuverlässiger sind diese Voraussagen.


Erfahrene Tipper achten deshalb stets auf aktuelle Meldungen etwa über Trainingsergebnisse, Verletzungen, bevorstehende Wechsel und sogar die Wettervorhersage. Prinzipiell gilt, dass die meisten Clubs im eigenen Stadion besser abschneiden, aber viele Vereine haben dabei außerdem einen oder sogar mehrere Angstgegner. Die Statistiken der jüngsten Spiele können ebenso aufschlussreich sein wie der Blick auf einzelne Spieler. Ein Verein mit einem herausragenden Kicker hat deutlich schlechtere Chancen, wenn dieser Mann ausfällt, während ein Club, der sich nicht auf einen Star verlässt, mit Ausfällen meist anders umgeht.


Während anfangs nur auf Sieg, Niederlage oder Unentschieden getippt werden konnte, gibt es mittlerweile eine große Anzahl an möglichen Wetten, die eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit mit sich bringen. Wenn dann der Anpfiff fällt, stehen mit schöner Regelmäßigkeit Punkte, Vereinsstolz und eine Menge Geld auf dem Spiel.